Flick lässt Bayer-Profis außen vor
Der Bundestrainer hat mit Blick auf die Nations League keinen Spieler des kriselnden Werksklubs nominiert. Die WM in Katar könnte das zweite große Turnier in Serie werden, in dem die DFB-Auswahl ohne Leverkusener auskommt.
LEVERKUSEN Als Hansi Flick seinen Kader für die Spiele in der Nations League vorstellte, fehlte der Name von Jonathan Tah auf der Liste. Statt des zuletzt stets nominierten Leverkusener Innenverteidigers entschied sich der Bundestrainer für den erst 20-jährigen Armel BellaKotchap, der aktuell beim FC Southampton in England aktiv ist. Die Entscheidung ist wohl auch eine Konsequenz des schwachen Saisonstarts der Werkself. Sollte auch FlorianWirtz nach seiner Kreuzband-OP nicht rechtzeitig fit werden, könnte es sein, dass Bayer 04 bei der Weltmeisterschaft in Katar (20. November bis 18. Dezember) keinen deutschen Nationalspieler stellen wird. Ein Blick in die Historie seit der Jahrtausendwende zeigt: Das war längst nicht immer so.
Beim Vize-WM-Titel 2002 schickte Leverkusen mit Hans Jörg Butt, Carsten Ramelow, Michael Ballack, Bernd Schneider und Oliver Neuville gleich ein Quintett zum Turnier nach Japan und Südkorea. Klublegende Rudi Völler war zudem als Teamchef verantwortlich. Auch bei derWM 2006 im eigenen Land standen mit Jens Nowotny und Bernd Schneider immerhin zwei BayerProfis im Kader des DFB. 2010 nahm Toni Kroos nach anderthalb Leihund Lehrjahren unter dem Bayer-Kreuz zum ersten Mal an einer WM teil, Stefan Kießling absolvierte zudem seine letzten beiden Länderspiele beim Turnier in Südafrika. Als die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dann zum ersten Mal ohne Leverkusener antrat, gewann die Mannschaft des damaligen Coachs Joachim Löw 2014 in Brasilien den Titel. 2018 in Russland war Julian Brandt dabei.
Mit Blick auf die Europameisterschaften war Leverkusen mit Ausnahme des paneuropäischen Turniers 2021 stets im DFB-Team vertreten. In Belgien und den Niederlanden hielten 2000 Nowotny, Ramelow, Ulf Kirsten und Paulo Rink die Bayer-Fahne hoch. 2004 in Portugal waren Nowotny und Schneider die Leverkusener im
Team. Sein einziges großes Turnier mit der DFB-Auswahl bestritt Bayers jetziger Sportgeschäftsführer Simon Rolfes 2008 bei der EM in Österreich und in der Schweiz, auch René Adler war damals mit von der Partie. Vier Jahre später in Polen und der Ukraine komplettierten Ehrenspielführer Lars Bender sowie André Schürrle den deutschen Kader. Für 2016 in Frankreich wurde Tah nachnominiert, bestritt aber ebenso wie sein damaliger Teamkollege Bernd Leno kein Spiel bei dem Turnier.
Aus der aktuellen Mannschaft der Rheinländer haben neben Tah drei weitere Profis bereits A-Länderspiele für Deutschland absolviert: Kerem Demirbay, Nadiem Amiri und Karim Bellarabi. Sie sind aber allesamt keine Kandidaten für die DFB-Auswahl. Nicht von ihren jeweiligen ANationalmannschaften eingeladen worden sind zudem Moussa Diaby und Jeremie Frimpong. Letztgenannter hatte es wie schon einmal in den vorläufigen Kader der niederländischen Auswahl geschafft. Letztlich verzichtete Bondscoach Louis van Gaal jedoch auf eine Nominierung. Der Rechtsverteidiger wartet damit weiter auf sein Debüt für „Oranje“, darf sich aber wie Vereinskollege Mitchel Bakker bei der U21 empfehlen.
Flügelstürmer Diaby hat bereits acht Einsätze für Frankreich hinter sich und verbuchte im Juni sogar seinen ersten Auftritt über 90 Minuten für den Weltmeister. Beim 2:0 der Franzosen in der Nations League am Donnerstag gegen Österreich fehlte der 23-Jährige aber, da er dieses Mal nicht im Kader stand. Ob es für ihn doch noch zum WMTicket im Star-Ensemble von Trainer Didier Deschamps reicht, bleibt abzuwarten.