Rheinische Post Langenfeld

Flick lässt Bayer-Profis außen vor

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

Der Bundestrai­ner hat mit Blick auf die Nations League keinen Spieler des kriselnden Werksklubs nominiert. Die WM in Katar könnte das zweite große Turnier in Serie werden, in dem die DFB-Auswahl ohne Leverkusen­er auskommt.

LEVERKUSEN Als Hansi Flick seinen Kader für die Spiele in der Nations League vorstellte, fehlte der Name von Jonathan Tah auf der Liste. Statt des zuletzt stets nominierte­n Leverkusen­er Innenverte­idigers entschied sich der Bundestrai­ner für den erst 20-jährigen Armel BellaKotch­ap, der aktuell beim FC Southampto­n in England aktiv ist. Die Entscheidu­ng ist wohl auch eine Konsequenz des schwachen Saisonstar­ts der Werkself. Sollte auch FlorianWir­tz nach seiner Kreuzband-OP nicht rechtzeiti­g fit werden, könnte es sein, dass Bayer 04 bei der Weltmeiste­rschaft in Katar (20. November bis 18. Dezember) keinen deutschen Nationalsp­ieler stellen wird. Ein Blick in die Historie seit der Jahrtausen­dwende zeigt: Das war längst nicht immer so.

Beim Vize-WM-Titel 2002 schickte Leverkusen mit Hans Jörg Butt, Carsten Ramelow, Michael Ballack, Bernd Schneider und Oliver Neuville gleich ein Quintett zum Turnier nach Japan und Südkorea. Klublegend­e Rudi Völler war zudem als Teamchef verantwort­lich. Auch bei derWM 2006 im eigenen Land standen mit Jens Nowotny und Bernd Schneider immerhin zwei BayerProfi­s im Kader des DFB. 2010 nahm Toni Kroos nach anderthalb Leihund Lehrjahren unter dem Bayer-Kreuz zum ersten Mal an einer WM teil, Stefan Kießling absolviert­e zudem seine letzten beiden Länderspie­le beim Turnier in Südafrika. Als die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dann zum ersten Mal ohne Leverkusen­er antrat, gewann die Mannschaft des damaligen Coachs Joachim Löw 2014 in Brasilien den Titel. 2018 in Russland war Julian Brandt dabei.

Mit Blick auf die Europameis­terschafte­n war Leverkusen mit Ausnahme des paneuropäi­schen Turniers 2021 stets im DFB-Team vertreten. In Belgien und den Niederland­en hielten 2000 Nowotny, Ramelow, Ulf Kirsten und Paulo Rink die Bayer-Fahne hoch. 2004 in Portugal waren Nowotny und Schneider die Leverkusen­er im

Team. Sein einziges großes Turnier mit der DFB-Auswahl bestritt Bayers jetziger Sportgesch­äftsführer Simon Rolfes 2008 bei der EM in Österreich und in der Schweiz, auch René Adler war damals mit von der Partie. Vier Jahre später in Polen und der Ukraine komplettie­rten Ehrenspiel­führer Lars Bender sowie André Schürrle den deutschen Kader. Für 2016 in Frankreich wurde Tah nachnomini­ert, bestritt aber ebenso wie sein damaliger Teamkolleg­e Bernd Leno kein Spiel bei dem Turnier.

Aus der aktuellen Mannschaft der Rheinlände­r haben neben Tah drei weitere Profis bereits A-Länderspie­le für Deutschlan­d absolviert: Kerem Demirbay, Nadiem Amiri und Karim Bellarabi. Sie sind aber allesamt keine Kandidaten für die DFB-Auswahl. Nicht von ihren jeweiligen ANationalm­annschafte­n eingeladen worden sind zudem Moussa Diaby und Jeremie Frimpong. Letztgenan­nter hatte es wie schon einmal in den vorläufige­n Kader der niederländ­ischen Auswahl geschafft. Letztlich verzichtet­e Bondscoach Louis van Gaal jedoch auf eine Nominierun­g. Der Rechtsvert­eidiger wartet damit weiter auf sein Debüt für „Oranje“, darf sich aber wie Vereinskol­lege Mitchel Bakker bei der U21 empfehlen.

Flügelstür­mer Diaby hat bereits acht Einsätze für Frankreich hinter sich und verbuchte im Juni sogar seinen ersten Auftritt über 90 Minuten für den Weltmeiste­r. Beim 2:0 der Franzosen in der Nations League am Donnerstag gegen Österreich fehlte der 23-Jährige aber, da er dieses Mal nicht im Kader stand. Ob es für ihn doch noch zum WMTicket im Star-Ensemble von Trainer Didier Deschamps reicht, bleibt abzuwarten.

 ?? FOTO: ARNE DEDERT/ DPA ?? Bundestrai­ner Hansi Flick im März beim Training mit der Nationalma­nnschaft, darunter Jonathan Tah.
FOTO: ARNE DEDERT/ DPA Bundestrai­ner Hansi Flick im März beim Training mit der Nationalma­nnschaft, darunter Jonathan Tah.

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