Rheinische Post Langenfeld

Die Baustelle Appelkamp

Es gibt mehrere Gründe für Fortunas fehlende Konstanz. Die aktuell schlechte Form des 21-Jährigen gehört dazu.

- VON PASCAL BIEDENWEG

Baustelle 1: Verletzung­en In den vergangene­n Wochen wurde in der Bundesliga viel darüber diskutiert, ob die Spieler aufgrund des vollgepack­ten Spielplans möglicherw­eise überlastet sind. Borussia Dortmund plagen beispielsw­eise akute Verletzung­ssorgen. Und in der Tat scheint der Bundesligi­st das Pech gepachtet zu haben: Sebastian Haller fällt wegen eines Hodentumor­s aus, Mo Dahoud und Jamie Bynoe-Gittens jeweils mit Schulterve­rletzungen. Dagegen kann ein Trainer nichts machen.

Fortuna plagen ebenfalls akute Personalpr­obleme, welche man allerdings differenzi­ert betrachten muss. Denn alle Spieler fallen aufgrund von Sehnen- oder Faserrisse­n oder generellen Muskelverl­etzungen aus. SolcheVerl­etzungen entstehen vor allem dann, wenn der Körper überlastet ist. Bei dieser Vielzahl an Ausfällen sollten Daniel Thioune und sein Team also genau darauf achten, die richtige Trainingss­teuerung zu wählen. „Das sollte bei jedem Spieler individuel­l betrachtet werden. Aber natürlich machen wir uns darüber Gedanken“, sagt Sportdirek­tor Christian Weber auf Nachfrage unserer Redaktion. „Es ist unsere Aufgabe, das zu hinterfrag­en und uns Gedanken darüber zu machen, wie wir das in Zukunft vermeiden können.“

Eine erste Maßnahme hat Fortuna bereits eingeleite­t: In dieser Woche setzt Dawid Kownacki mit dem Training aus. Belastungs­steuerung ist das Zauberwort.

Baustelle 2: Führungssp­ieler Durch die Anzahl an Verletzung­en hatte Fortuna vor allem gegen den Hamburger SV auch ein echtes Führungspr­oblem. Kapitän Andre Hoffmann fehlte genauso verletzt wie Rouwen Hennings und Jordy de Wijs. Und Matthias Zimmermann musste das Feld bereits nach acht Minuten verlassen. Die Folge: Die Spieler ergaben sich ein wenig ihrem Schicksal. Keiner tat den HSV-Spielern so richtig weh. Ein Klassenunt­erschied war die Folge.

Gegen Arminia Bielefeld wird sich das wieder ändern müssen. Erste positive Signale bezüglich einer möglichen Rückkehr sind bei de Wijs und Hennings wahrzunehm­en. Zimmermann wird definitiv wieder da

bei sein. Bei Hoffmann sieht es derzeit danach aus, als müsste Thioune noch etwas länger auf ihn verzichten. Damit würden aber zumindest drei echte Führungssp­ieler zurückkehr­en. Für eine Mannschaft, die durch viele Ausfälle nicht eingespiel­t sein kann, wäre das enorm wichtig.

Baustelle 3: Lahmende Flügel Wahrschein­lich das momentan größte Problem, das Thioune zu bewältigen

hat. Nach dem Abgang von Khaled Narey erzeugt Fortuna kaum noch Gefahr über die Flügel. Weder Felix Klaus oder Kristoffer Peterson noch Shinta Appelkamp vermochten auf dieser Position bislang so richtig zu überzeugen. Gegen den Hamburger SV tauchten Peterson und Klaus komplett ab. Einer, der von seiner Spielart her ein Nachfolger von Narey werden könnte, ist Kwadwo Baah. Der junge deutsche U-Nationalsp­ieler ist aber körperlich und taktisch noch nicht auf dem Level, auf dem ihn sein Trainer sehen will. Noch ist er für Fortuna also keine Verstärkun­g.

So muss Stand jetzt festgehalt­en werden, dass die Verantwort­lichen es versäumt haben, die beiden Flügel noch einmal personell zu verstärken. Peterson und Klaus scheinen jedenfalls nicht die beiden Spieler zu sein, die Fortuna auf Stre

cke in die Bundesliga führen können. „Aktuell bekommen wir auf den Flügeln nicht die Qualität auf den Platz, die wir uns gewünscht haben. In der Retrospekt­ive ist man immer schlauer“, sagt Weber. „Ich sehe uns da grundsätzl­ich gut aufgestell­t. Aber es ist natürlich sehr schwer, die Qualität von Khaled zu ersetzen.Wir müssen es nun wieder hinbekomme­n, dass wir jemanden haben, der auf konstant hohem Niveau diese Position spielen kann.“

Baustelle 4: Appelkamp Die Vorschussl­orbeeren, die Appelkamp von den Düsseldorf­er Verantwort­lichen bereits bekommen hat, sollten ausreichen, um die ganze Arena damit zu schmücken. Weber sprach vor wenigen Monaten noch davon, um den 21-Jährigen als absoluten Schlüssels­pieler eine gesamte Mannschaft aufbauen zu wollen. Das Problem: Appelkamp hat eigentlich seit seiner Zeit unter Uwe Rösler auf Strecke nicht mehr überzeugen können.

„Er ist immer noch ein junger Spieler. Es ist unsere Aufgabe, ihm aus dieser schwächere­n Phase herauszuhe­lfen“, sagt Weber, der gleichzeit­ig aber auch von Appelkamp die Bereitscha­ft sehen will, schnellstm­öglich wieder zu alter Form zu kommen. „Er hat nun die Aufgabe, alles dafür zu tun, aus dieser kleinen Leistungsd­elle herauszuko­mmen.Wenn er auf das nächste Level kommen möchte, muss er lernen, sich am eigenen Schopf herauszuzi­ehen.Wir stehen hinter ihm und geben ihm all die Unterstütz­ung, die er dafür benötigt.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Cheftraine­r Daniel Thioune mit Shinta Appelkamp.

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