Kalenderblatt
Prozess gegen die „Chicago Eight“
Der Parteitag der Demokraten im Sommer 1968 in
Chicago war chaotisch verlaufen. Die Delegierten hatten den Vizepräsidenten Hubert Humphrey zum Präsidentschaftskandidaten gewählt. Damit handelten sie gegen die Ergebnisse der Vorwahlen und hoben einen Befürworter des Vietnamkriegs an die Spitze. Proteste waren die Folge. Verschiedene Gruppierungen hatten sich in Chicago versammelt. Friedliche Hippies ebenso wie militante Gegner des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, Angehörige der Black Panther und Anhänger der neu gegründeten Youth International Party, die Yippies. Aktivisten lieferten sich Straßenschlachten mit Polizistenten und Nationalgardisten. Es gab zahlreiche Verhaftungen, aber auch Vorwürfe gegen die Ordnungskräfte wegen übertriebener Gewalt. Ein Jahr später schaute die Welt erneut nach Chicago: Acht Personen, die während der Unruhen festgenommen worden waren, standen vor Gericht. Die Verhandlung gegen die „Chicago Eight“begann am 24. September 1969. Auch der Prozess verlief turbulent. Die Aktivisten nutzten ihre Chance, um auf die eigenen Forderungen aufmerksam zu machen. Einer der Angeklagten, der Black-PantherAktivist Bobby Seale (Foto), wurde wegen Missachtung des Gerichts vom Prozess ausgeschlossen und zu einer Haftstrafe verurteilt – er hatte den Richter mehrfach beleidigt. Die verbliebenen Angeklagten wurden vom Vorwurf der Verschwörung freigesprochen. Fünf von ihnen erhielten trotzdem Haftstrafen, weil sie im Sommer 1968 einen Volksaufruhr angezettelt haben sollten. Die Urteile wurden später zum Teil revidiert, unter anderem wegen Voreingenommenheit des Richters.