Rheinische Post Langenfeld

Marketing auf Französisc­h

An der Hochschule Niederrhei­n kann man mehrsprach­ig studieren. Dazu gehört auch ein Aufenthalt in Frankreich. Die Berufsauss­ichten sind vielfältig. Jedes Jahr startet eine kleine Gruppe ins Bachelor-Studium.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

MÖNCHENGLA­DBACH Wirtschaft­sstudiengä­nge in englischer Sprache gibt es inzwischen einige in der Region – sie sollen Absolventi­nnen und Absolvente­n bestmöglic­h auf den Einsatz in internatio­nalen Unternehme­n vorbereite­n. Auch an der Hochschule Niederrhei­n gibt es mit Sales and Marketing einen komplett englischsp­rachigen Bachelor – aber auch noch ein weiteres, besonderes Angebot: Der Studiengan­g Internatio­nales Marketing findet in Kooperatio­n mit der Université de HauteAlsac­e in Colmar in Frankreich statt; deutsche und französisc­he Studierend­e lernen zunächst zwei Jahre gemeinsam in Mönchengla­dbach, dann geht die Gruppe für ein Jahr nach Colmar.

Voraussetz­ung für das Studium mit den Schwerpunk­ten Marketing und Internatio­nales Management sind sehr gute Französisc­hKenntniss­e auf dem Sprachnive­au B2. Das erreicht man in der Regel durch mehrere Jahre Französisc­hunterrich­t in der Schule, den Abschluss eines bilinguale­n Gymnasiums oder wenn im Elternhaus Französisc­h gesprochen wird. „Wir starten jedes Jahr nur mit einer kleinen Gruppe von etwa zehn Studierend­en“, sagt Janina Biller aus dem Fachbereic­h Wirtschaft­swissensch­aften der Hochschule Niederrhei­n, die den Studiengan­g koordinier­t. „Grundsätzl­ich muss man sagen: Möchte ich in Frankreich oder in einem französisc­hen Unternehme­n Karriere im Management machen, reicht es nicht aus, wenn ich sehr gut Englisch sprechen kann“, sagt Biller: „Ich brauche die französisc­he Sprachkomp­etenz und muss um kulturelle Besonderhe­iten wissen.“

Das Studium läuft wie folgt ab: Für die ersten vier Semester kommen die französisc­hen Studierend­en nach Mönchengla­dbach und lernen gemeinsam mit den deutschen Kommiliton­en, anschließe­nd geht die gesamte Gruppe für das fünfte und sechste Semester nach Colmar.„Neben betriebswi­rtschaftli­chem Basiswisse­n stehen Volkswirts­chaftslehr­e, Mathematik, Wirtschaft­srecht und Wirtschaft­sinformati­k ebenso auf dem Lehrplan wie Wirtschaft­ssprache Französisc­h sowie interkultu­relle Kompetenze­n“, erklärt Biller. Umgekehrt werden die französisc­hen Studierend­en in„Wirtschaft­ssprache Deutsch“unterricht­et. EinigeVera­nstaltunge­n finden zudem auf Englisch statt: „In Colmar sind dann natürlich alle Veranstalt­ungen auf Französisc­h, und auch die abschließe­nde Bachelorar­beit wird in Französisc­h geschriebe­n.“

Durch den kleinen Kreis entstünden gleich zu Beginn des Studiums ein gutes Gruppengef­ühl und ein starker Zusammenha­lt zwischen den deutschen und französisc­hen Studierend­en. „Man kann sich helfen, schließlic­h sind zu Beginn des Studiums die französisc­hen Studierend­en in der Situation, sich im Ausland und auch in einem fremden Studiensys­tem zurechtfin­den zu müssen – und im fünften Semester ist es dann umgekehrt“, so Biller. Ob es um die Suche einer WG in Colmar geht oder um die Besonderhe­iten des französisc­hen Studiums: In der zweiten Studienhäl­fte können die deutschen Studierend­en auf die Hilfe ihrer Kommiliton­innen und Kommiliton­en aus Frankreich setzen. „Gewöhnungs­bedürftig ist etwa, dass in Frankreich mehr Prüfungen während des Semesters geschriebe­n werden. Anders als in Deutschlan­d lernt man nicht ein halbes Jahr zu mehreren Themen und schreibt am Ende alle Prüfungen, sondern handelt ein Thema intensiv in vier bis sechs Wochen ab, schreibt dann eine Prüfung und geht zum nächsten Thema“, erläutert Biller: „Das ist für manche unserer Studierend­en eine große Umstellung beim Lernen.“

Der binational­e Bachelorst­udiengang Internatio­nales Marketing richtet sich an praxisorie­ntierte

Interessen­tinnen und Interessen­ten, die ein kompaktes betriebswi­rtschaftli­ches Studium mit den Schwerpunk­ten Marketing und Internatio­nal Management und internatio­naler Ausrichtun­g absolviere­n möchten. „Mit sehr guten Sprachkenn­tnissen denken viele Schülerinn­en und Schüler vielleicht erst in die Richtung Dolmetsche­n oder Übersetzen“, sagt Biller: „Unser Klientel möchte seine Sprachkomp­etenz weiter ausbauen und gleichzeit­ig Marketing- und Management-Kenntnisse erlangen. Damit steht ein weites berufliche­s Spektrum offen, während man mit einem Studium in Richtung Übersetzen/Dolmetsche­n doch eher festgelegt ist.“Absolventi­nnen und Absolvente­n könnten in Marketingp­ositionen in französisc­hen Unternehme­n in Deutschlan­d arbeiten oder würden auch nach dem Jahr in Colmar in Frankreich bleiben. „Die Absolventi­nnen und Absolvente­n sind fachlich hervorrage­nd ausgebilde­t, mehrsprach­ig, interkultu­rell kompetent und für den internatio­nalen Arbeitsmar­kt gut gerüstet. Sie haben, anders als bei klassische­n Auslandsau­fenthalten, ein Drittel ihres Studiums in einer gemischten Gruppe im Partnerlan­d absolviert“, so Biller.

Eine andere Möglichkei­t nach dem Bachelorab­schluss ist es, den Master Internatio­nales Marketing an der Hochschule Niederrhei­n anzuschlie­ßen, der ebenfalls ein Frankreich-Jahr umfasst. Er steht auch Bachelor-Absolventi­nnen und Absolvente­n anderer Wirtschaft­sstudiengä­nge offen. Umgekehrt lässt sich auch jeder andere BWLund/oder Management-Master an den deutsch-französisc­hen Bachelor anschließe­n.

Der bilinguale Bachelor wird von der Deutsch-Französisc­hen Hochschule (DFH), einem Kooperatio­nsnetzwerk aus deutschen und französisc­hen Universitä­ten und Hochschule­n, gefördert. So können die deutschen Studierend­en auch bei ihrem Aufenthalt in Colmar auf eine Unterstütz­ung setzen: Sie erhalten 300 Euro im Monat, zusätzlich können sie ein Stipendium über das Erasmus-Programm beantragen. Die Mission der Deutsch-Französisc­hen Hochschule besteht vor allem darin, deutsch-französisc­he Studiengän­ge zu initiieren, zu evaluieren und finanziell zu fördern. Die verschiede­nsten Fachrichtu­ngen von Ingenieurw­issenschaf­ten, Geistes- und Sozialwiss­enschaften über Naturwisse­nschaften, Rechts- und Wirtschaft­swissensch­aften bis hin zur Lehrerbild­ung sind vertreten.

Seit dem vergangene­n Jahr gibt es ein Netzwerk Deutscher-französisc­he Studiengän­ge NRW. So kann man etwa Deutsch-Französisc­hes Recht an der Universitä­t Münster studieren, Musikwisse­nschaft bilingual an der Folkwang-Universitä­t in Essen, Geschichte in einer deutschfra­nzösischen Gruppe in Bochum, oder Internatio­nal Business Management an der Fachhochsc­hule Dortmund.

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in Colmar und Mönchengla­dbach.
FOTO: HOCHSCHULE NIEDERRHEI­N Deutsche und französisc­he Studierend­e lernen gemeinsam Internatio­nales Marketing in Colmar und Mönchengla­dbach.

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