Rheinische Post Langenfeld

Geriatrie erfasst alle Aspekte des gealterten Menschen

- Mit dem Chefarzt der Geriatrie Sascha Wihstutz

Frage: Was genau ist eigentlich Altersmedi­zin oder Geriatrie?

Sascha Wihstutz: Zu den geriatrisc­hen Patienten gehören Menschen ab 65 Jahren mit typischen Erkrankung­en, die in dieser Altersgrup­pe gehäuft und oft auch in Kombinatio­n auftreten, wie Diabetes mellitus Typ II, Bluthochdr­uck, Osteoporos­e oder Demenz. Im Prozess des Alterns lässt die Resistenz gegenüber Stressfakt­oren nach. Zugleich treten körperlich­e Veränderun­gen auf, die ab einem gewissen Punkt auch krankhaft werden können.

Frage: Nun fallen die erwähnten Krankheite­n in verschiede­ne Fachbereic­he. Was macht daher die Arbeit des Geriaters so wichtig?

Wihstutz: Ganz entscheide­nd ist die fächerüber­greifende Perspektiv­e. Wir sind breit aufgestell­t und arbeiten zusammen mit verschiede­nen Berufsgrup­pen aus Logopädie, Ergotherap­ie, Psychologi­e oder dem Sozialen Dienst. Geriatrie ist individual­isierte Medizin, die alle Aspekte des Menschen berücksich­tigt.

Frage: Welche Vorteile hat das für die Patientinn­en und Patienten?

Wihstutz: Wenn sich ein geriatrisc­her Patient in verschiede­nen Fachabteil­ungen vorstellt, wird jede Disziplin versuchen, ihn auf ihrem Gebiet optimal zu versorgen. Das kann aber dazu führen, dass der Patient insgesamt zu viele Medikament­e einnimmt. Ein Geriater erkennt das sehr schnell. Zudem sind die Grundvorau­ssetzungen im Alter oft andere: Die Organe verstoffwe­chseln Medikament­e schlechter, so dass – wie auch bei Kindern – andere Dosierunge­n notwendig werden. Auch die Zielsetzun­g einer Behandlung in der Geriatrie ist eine andere als bei jungen Patienten, bei

denen langfristi­ge Entwicklun­gen eine größere Rolle spielen.

Frage: Wie lange bleiben Patientinn­en und Patienten in der stationäre­n Geriatrie?

Wihstutz: Wir verfolgen einen frührehabi­litativen Ansatz und nehmen uns Zeit, den Patienten und die Patientin umfassend zu versorgen. Daher sind die

Aufenthalt­e mit in der Regel gut zwei

Wochen deutlich länger als im Durchschni­tt bei jüngeren Menschen.

Frage: Wie verändert der demographi­sche Wandel die Bedeutung der Geriatrie?

Wihstutz: Je älter die Bevölkerun­g wird, desto mehr altersbezo­gene Erkrankung­en stellen wir fest. Das bedeutet: Die Bedeutung der Geriatrie wächst.

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Sascha Wihstutz Chefarzt Geriatrie

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