Rheinische Post Langenfeld

Bundeswehr trainiert die hybride Kriegsführ­ung

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BERLIN (dpa) Der Befehlshab­er des neuen Führungsko­mmandos der Bundeswehr für das Inland, Carsten Breuer, will die Reaktionsf­ähigkeit auf eine gezielte Destabilis­ierung zügig verbessern. Eine „hybride Einflussna­hme auf die Sicherheit­sarchitekt­ur Deutschlan­ds, also dieser Zustand, bei dem man sagen muss, das ist nicht mehr ganz Frieden, aber es ist auch noch nicht ganz Krieg“, sei der „worst case“für das Kommando, sagte der Generalleu­tnant, bevor die zentrale Befehlsste­lle in Berlin von Kanzler Olaf Scholz und Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (beide SPD) in Dienst gestellt wird.

Als hybride Kriegsführ­ung bezeichnet das Verteidigu­ngsministe­rium es, wenn gegnerisch­e Mächte auf eine Kombinatio­n aus klassische­n Militärein­sätzen, wirtschaft­lichem Druck, Hackerangr­iffen auf die Infrastruk­tur bis hin zu Propaganda in Medien und sozialen Netzwerken setzen. Es entsteht Instabilit­ät, auf die reagiert werden muss. „Dieses zu beherrsche­n, und zwar in der gesamten Bandbreite, das macht den Kern dieses Kommandos aus“, sagt Breuer dazu.

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheit­slage nach dem russischen Angriff in der Ukraine hatte die Verteidigu­ngsministe­rin entschiede­n, die Führung der Streitkräf­te im Inland in dem neuen Kommando in der Berliner Julius-Leber-Kaserne zu bündeln. Für die Führung der

Auslandsei­nsätze hat die Bundeswehr weiter das Einsatzfüh­rungskomma­ndo in Schwielows­ee bei Potsdam.

Das neue Territoria­le Führungsko­mmando hat die „operative Führung der Kräfte“– darunter Heer, Luftwaffe, Marine, Sanitätsdi­enst und Cyber-/Informatio­nsraum – beim Heimatschu­tz. Dazu gehören auch Amts- und Katastroph­enhilfe, hybride Bedrohungs­lagen, die zivil-militärisc­he Zusammenar­beit und die Koordinati­on des Aufmarsche­s verbündete­r Kräfte in Deutschlan­d oder die Verlegung über Deutschlan­d. Rund 550 Soldaten und 250 Zivilisten übernehmen die Aufgabe und sind rund um die Uhr in einer Operations­zentrale im Einsatz.

„Die Operations­zentrale des Kommandos wird 24 Stunden, sieben Tage in der Woche in Betrieb sein. Sie bewertet offene Quellen, wertet aber auch Informatio­nen aus, die militärisc­h eingestuft sind und führt das Ganze in einem territoria­len Lagebild zusammen“, sagt der General. Das Lagebild zeige, wo gehandelt werden müsse, und gebe den Rahmen für die weiteren Planungen. Breuer:„DenWert dieses Kommandos macht eine ununterbro­chene, robuste Führungsfä­higkeit über das gesamte Intensität­sspektrum hinweg aus, – vom Frieden, von subsidiäre­n Hilfseinsä­tzen der Streitkräf­te über den Spannungs- und Verteidigu­ngsfall bis hin zum Krieg.“

Rund 550 Soldaten und 250 Zivilisten sind rund um die Uhr in einer Zentrale im Einsatz

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