Rheinische Post Langenfeld

Yann Sommer lässt die WM-Zuversicht der Schweiz wachsen

Beim 2:1 gegen Spanien hält der Gladbacher Torwart den Sieg für die Eidgenosse­n fest. Die haben den Klassenerh­alt nun selbst in der Hand.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Die Schweiz ist dem Ballbesitz nicht grundsätzl­ich abgeneigt, doch am Samstagabe­nd in Saragossa mussten sich Yann Sommer und Nico Elvedi umstellen. In Gladbach spielen beide in einem Team, für das Ballbesitz unter Trainer Daniel Farke der fußballeri­sche Leitfaden allen Handelns ist. Auf nur 25 Prozent kam die „Nati“in Spanien, 68 Ballkontak­te hatten die beiden verblieben­en Gladbacher auf dem Platz. Zum Vergleich: Vor zwei Wochen in Freiburg hatte Sommer als Torwart alleine 101.

Geringere Spielantei­le als im Verein waren allerdings kein Indiz für geringeren Erfolg: Mit dem 2:1 in der Nations League gelang der Schweiz der erste Sieg überhaupt in Spanien und der insgesamt erst zweite im 25. Duell. Bei der WM 2010 in Südafrika hatten die Eidgenosse­n den späteren Turniersie­ger in der Vorrunde besiegt, waren selbst jedoch ausgeschie­den.

Sommer war damals 21 Jahre alt und kehrte zum zweiten Mal von einer Leihe zum FC Basel zurück, Elvedi kickte mit 13 für den Nachwuchs des FC Zürich. In ihrem 75. und 39. Länderspie­l feierten sie nun einen großen Sieg. Der „Nati“-Erfolg in Spanien stärkt die für Schweizer Verhältnis­se schon große Zuversicht, in Katar zumindest das erste WM-Viertelfin­ale seit 1954 erreichen zu können: „Das lässt uns alle träumen“, titelte der „Blick“.

Bis in die Nachspielz­eit hätte man Sommer einen eher geringen Anteil am Sieg bescheinig­t. Der Ex-Dortmunder Manuel Akanji hatte nach einer Ecke getroffen, beim 1:1 der Spanier durch Jordi Alba war Sommer chancenlos gewesen, wieder nach einer Ecke hatte Breel Embolo nur drei Minuten später das 2:1 erzielt.

„Der Schlussman­n ist mit dem Fuß so stark, dass die Schweiz die ganze Partie mit elf Feldspiele­rn spielt“, schrieb „Bluewin“zwar in seiner Einzelkrit­ik über Sommer. Doch der Ex-Wolfsburge­r Renato Steffen wusste seinen Torwart in der 67. Minute nicht so genau zu verorten: Während Sommer sich bei einem Rückpass schulbuchm­äßig am kurzen Pfosten postierte, spielte Steffen auf den langen, wo der Ball knapp am leeren Tor vorbeitrud­elte.

Den einen großen Moment hatte Sommer dann in der Nachspielz­eit, als Carlos Soler durch Elvedis Beine schoss und Gladbachs Keeper herausrage­nd abtauchte. Mit seiner erst dritten Parade im Spiel hielt er den Sieg fest.

Nicht nur stilistisc­h, sondern auch tabellaris­ch mussten sich Borussias Schweizer umstellen, die in Embolo, Granit Xhaka, Djibril Sow und dem eingewechs­elten Denis Zakaria mit vier Ex-Gladbacher­n spielten. Die drei Überraschu­ngs-Punkte in Spanien sorgen nach dem Sieg im Juni gegen Portugal dafür, dass die Schweiz den Klassenerh­alt in der Nations League trotz der drei Pleiten zum Auftakt in der eigenen Hand hat. Nun reicht gegen Tschechien in St. Gallen ein Unentschie­den.

Nach demVerglei­ch mit Tschechien kann Murat Yakins Mannschaft wirklich optimistis­ch den Fokus auf die WM richten. Ein Sommer in der Weltklasse-Form der ersten Saisonphas­e wird dann die Basis sein für gewachsene Ambitionen. Mehrere Zeitungen flehen „im Namen der ganzen Schweiz“bereits nach dem Sieg in Spanien: „Bitte noch bis zur EM 2024 weitermach­en!“

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