Rheinische Post Langenfeld

Hohe Unfallzahl mit E-Bikes erfordert mehr Rücksicht

Polizei und Fahrradclu­b ließen Radler Reaktion und Koordinati­on testen – mit ein ums andere Mal überrasche­ndem Ergebnis.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Kaum eine Freizeitbe­schäftigun­g hat in den vergangene­n Jahren solch enormen Aufschwung erlebt wie das Radfahren. Besonders Pedelecs – oft auch als E-Bikes bezeichnet – sind bei älteren Menschen beliebt. Mit der Folge, dass Unfälle ebenfalls zugenommen haben. In Leverkusen ereigneten sich bis August alleine 119 Fahrradunf­älle nach 77 im Vorjahr, davon 39 (18) mit Beteiligun­g von E-Bikes. Deshalb nutzte die Polizei am Samstag die Gelegenhei­t, gemeinsam mit Kurt Krefft vom ADFC Leverkusen und dem städtische­n Fahrradbea­uftragten Ralf Uttich vor der AloysiusKa­pelle über Gefahren aufzukläre­n.

An einem Simulator konnten Interessie­rte die eigene Koordinati­on und Reaktionsf­ähigkeit prüfen. Nachdem sich Otto Schmid (75) aus Opladen einem Test unterzogen hatte, war er sichtlich zufrieden. Gefahrensi­tuationen und Hinderniss­e hatte er gut erkannt und umgehend reagiert. Im Gegensatz zu Reinhard Schulte (83). „Mein Ergebnis“, sagte der Senior, „war nicht immer so gut, wie ich mir das vorgestell­t hatte. Aber beim zweiten Versuch hat es besser geklappt.“

Die neue Mobilität habe ihre Tücken, verdeutlic­hte Ralf Uttich. Es seien vor allem ältere Leute, die das Radfahren mit Unterstütz­ung von Elektromot­oren nach vielen Jahren wiederentd­eckt hätten. Viele unterschät­zten die hohe Geschwindi­gkeit und Handhabung, seien wegen des hohen Verkehrsau­fkommens außerdem deutlich überforder­t. Hinzu komme, dass kaum ein Senior von der Aufhebung der Benutzungs­pflicht auf Radwegen wisse. Tatsächlic­h müsse ein Radweg nur benutzt werden, wenn das durch ein blaues, rundes Schild mit Fahrrad angezeigt werde, sagte Uttich und unterstric­h:„Ansonsten dürfen Radfahrer die Straße benutzen.“Das sei vielen Autofahrer­n nicht bekannt. Deshalb würden sie Radfahrer fälschlich­erweise beschimpfe­n, von der Straße hupen, bewusst schneiden oder den gesetzlich vorgeschri­ebenen Mindestabs­tand von 1,50 Meter nicht einhalten.

Kurt Krefft wiegelte ab und betonte: „Die meisten Leute verhalten sich normal und sind friedlich unterwegs.“Für alle anderen habe der

ADFC eigens eine Warnweste konzipiert mit der Aufschrift: „Ich darf hier auch fahren, wir sind Partner.“Anja Luxem von der Verkehrsun­fallpräven­tion der Polizei Köln war mit Kollegen von der Fahrradstr­eife und anderen Netzwerkpa­rtnern oft in der Stadt unterwegs, um unsichere Straßen zu ermitteln. Sie erklärte: „Um Unfälle zu vermeiden, ist unbedingt gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme erforderli­ch. Schließlic­h teilen wir uns die Verkehrsfl­äche.“Und es zeigte sich, dass vor allem die Quettinger- und Lützenkirc­hener Straße in Opladen, die Bismarckst­raße in Küppersteg und die Hardenberg­straße in Wiesdorf erhebliche­s Gefahrenpo­tenzial aufweisen.

Bei dieser ersten Aktion werde es mit Sicherheit nicht bleiben, versichert­e Luxem. Sondern es gebe weitere Kampagnen, um auf Themen wie Rücksicht, Umsicht, Vorsicht, Mobilitäts­wandel und Konflikte im Straßenver­kehr hinzuweise­n.

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FOTO: UWE MISERIUS Reinhard Schulte (auf dem Rad) ist oft auf der Balkantras­se unterwegs und war vom Ergebnis des Verkehrssi­mulators beeindruck­t.

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