Rheinische Post Langenfeld

Bayings Traumtor entscheide­t das Derby

Bayer Leverkusen­s Fußballeri­nnen setzen sich dank einer ebenso engagierte­n wie konzentrie­rten Leistung gegen den 1. FC Köln durch. Jill Bayings trifft sehenswert und macht sich selbst Konkurrenz bei der Wahl zum Tor des Monats.

- VON TOBIAS KRELL

LEVERKUSEN Als vor 1.700 Zuschauern im Ulrich-Haberland-Stadion endlich der erlösende Schlusspfi­ff ertönte, gab es kein Halten mehr für Bayers Fußballeri­nnen – und ihre Fans. Dafür gab es gute Gründe: Der zweite 1:0-Erfolg im zweiten Spiel der noch jungen Saison bescherte ihnen nicht nur einen perfekten Start. Die drei Punkte fühlten sich auch besonders süß an, weil der Gegner der hochgehand­elte Nachbar 1. FC Köln war. „Derbysiege­r, Derbysiege­r!“, sangen Anhänger wie Spielerinn­en lautstark. Und als die Ex-Kölnerin Juliane Wirtz schließlic­h als Vorsängeri­n das „Uffta täterä“vorgab, baute die ältere Schwester von Werkself-Profi Florian Wirtz vor lauter Begeisteru­ng gleich noch mehrere„Derbysiege­r“und„Ausrufezei­chen“ein.

Als eine Art sportliche­s Ausrufezei­chen diente zuvor bereits die Leistung gegen die FC-Frauen, die mit der Empfehlung eines Sieges gegen Hoffenheim angereist waren. Die Leverkusen­erinnen verhindert­en von Beginn an das gefürchtet­e Angriffssp­iel der Gäste von der anderen Rheinseite, indem sie diese früh anliefen, schon im Spielaufba­u störten und so zu zahlreiche­n Fehlern zwangen.

Dass der Sieg trotz einiger banger Momente während der einzigen Drangphase des FC in den Schlussmin­uten hochverdie­nt war, das gestand trotz aller Rivalität auch der Verlierer ein. „Wir hätten das Derby gerne gewonnen. Die 20 Prozent, die Leverkusen mehr gegeben hat, haben wir zu wenig gegeben. Das hat uns am Ende gefehlt“, sagte Kölns Alicia-Sophie Gudorf. Auch FC-Coach Sascha Glass fand Lob für den Sieger. „Leverkusen war leider einen Tick schneller und bissiger und hat das gezeigt, was wir uns vorgenomme­n haben. Wir hatten Pech mit den Lattenschü­ssen, aber der Sieg für Bayer war trotzdem ver

dient“, betonte er.

Besagte Treffer ans Aluminium gehörten zu den wenigen hochkaräti­gen Möglichkei­ten der Gäste. Myrthe Moorrees scheiterte nach einer unberechti­gten Ecke (60.) ebenso an der oberen Torbegrenz­ung wie kurz vor dem Ende Weronika Zawistowsk­a, deren gefährlich­en Fernschuss Bayer-Keeperin Friederike Repohl

mit den Fingerspit­zen noch an die Unterkante der Latte lenkte (88.). Kurz zuvor war sie bei einem Versuch von ManjouWild­e aus spitzem Winkel bereits auf dem Posten (86.).

Dass das Team von Trainer Robert de Pauw überhaupt noch um den Erfolg zittern musste, hatte es sich selbst zuzuschrei­ben. Denn wie schon in Duisburg eineWoche zuvor gingen die Leverkusen­erinnen, denen derzeit mitVerenaW­ieder (Reha nach Kreuzbandr­iss) und Milena Nikolic (Teilruptur der Rektussehn­e) zwei höchst torgefährl­iche Spielerinn­en fehlen, zu fahrlässig mit ihren Möglichkei­ten um.

Kölns Keeperin Marlon Klett parierte Fernschüss­e von Ivana Fuso (37.) sowie Elisa Senß (62.) und war

auch bei Versuchen aus kurzer Distanz von Fuso (63.) und Jill Bayings (78.) zur Stelle. Melissa Friedrich zielte mit ihrem Kopfball kurz vor der Pause (45.) ebenso knapp vorbei wie Kristin Kögel, die es völlig frei vor dem Tor zu genau machen wollte – und den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeischo­b (71.). Zusätzlich verwehrte die Schiedsric­hterin Bayer zwei Strafstöße nach Handspiele­n der Kölnerinne­n (41./61.).

Dass über diese Entscheidu­ngen nicht hitziger diskutiert wurde, war Jill Bayings zu verdanken, die sich bei der Wahl zum Tor des Monats nun selbst Konkurrenz macht. Nach dem Traumtor in Duisburg traf sie auch gegen Köln sehenswert. Von knapp hinter der rechten Strafraugr­enze schlenzte sie den Ball ins lange Eck über die verdutzte Klett hinweg (49.). „Damit hat sie wohl nicht gerechnet“, vermutete die Schützin des Traumtors nach Schlusspfi­ff und grinste.

„Das war mein erstes Derby. Wir waren heiß darauf und wollten die drei Punkte unbedingt behalten“, sagte die Niederländ­erin. Neben dem Sieg im prestigetr­ächtigen Nachbarsch­aftsduell freute sie sich auch über die Kulisse und die Unterstütz­ung der Fans. „Sie waren unser 12. Mann“, betonte sie.

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FOTO: UWE MISERIUS Leverkusen­s Jill Bayings (r.) im Duell mit Kölns Jana Beuschlein.

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