Bayings Traumtor entscheidet das Derby
Bayer Leverkusens Fußballerinnen setzen sich dank einer ebenso engagierten wie konzentrierten Leistung gegen den 1. FC Köln durch. Jill Bayings trifft sehenswert und macht sich selbst Konkurrenz bei der Wahl zum Tor des Monats.
LEVERKUSEN Als vor 1.700 Zuschauern im Ulrich-Haberland-Stadion endlich der erlösende Schlusspfiff ertönte, gab es kein Halten mehr für Bayers Fußballerinnen – und ihre Fans. Dafür gab es gute Gründe: Der zweite 1:0-Erfolg im zweiten Spiel der noch jungen Saison bescherte ihnen nicht nur einen perfekten Start. Die drei Punkte fühlten sich auch besonders süß an, weil der Gegner der hochgehandelte Nachbar 1. FC Köln war. „Derbysieger, Derbysieger!“, sangen Anhänger wie Spielerinnen lautstark. Und als die Ex-Kölnerin Juliane Wirtz schließlich als Vorsängerin das „Uffta täterä“vorgab, baute die ältere Schwester von Werkself-Profi Florian Wirtz vor lauter Begeisterung gleich noch mehrere„Derbysieger“und„Ausrufezeichen“ein.
Als eine Art sportliches Ausrufezeichen diente zuvor bereits die Leistung gegen die FC-Frauen, die mit der Empfehlung eines Sieges gegen Hoffenheim angereist waren. Die Leverkusenerinnen verhinderten von Beginn an das gefürchtete Angriffsspiel der Gäste von der anderen Rheinseite, indem sie diese früh anliefen, schon im Spielaufbau störten und so zu zahlreichen Fehlern zwangen.
Dass der Sieg trotz einiger banger Momente während der einzigen Drangphase des FC in den Schlussminuten hochverdient war, das gestand trotz aller Rivalität auch der Verlierer ein. „Wir hätten das Derby gerne gewonnen. Die 20 Prozent, die Leverkusen mehr gegeben hat, haben wir zu wenig gegeben. Das hat uns am Ende gefehlt“, sagte Kölns Alicia-Sophie Gudorf. Auch FC-Coach Sascha Glass fand Lob für den Sieger. „Leverkusen war leider einen Tick schneller und bissiger und hat das gezeigt, was wir uns vorgenommen haben. Wir hatten Pech mit den Lattenschüssen, aber der Sieg für Bayer war trotzdem ver
dient“, betonte er.
Besagte Treffer ans Aluminium gehörten zu den wenigen hochkarätigen Möglichkeiten der Gäste. Myrthe Moorrees scheiterte nach einer unberechtigten Ecke (60.) ebenso an der oberen Torbegrenzung wie kurz vor dem Ende Weronika Zawistowska, deren gefährlichen Fernschuss Bayer-Keeperin Friederike Repohl
mit den Fingerspitzen noch an die Unterkante der Latte lenkte (88.). Kurz zuvor war sie bei einem Versuch von ManjouWilde aus spitzem Winkel bereits auf dem Posten (86.).
Dass das Team von Trainer Robert de Pauw überhaupt noch um den Erfolg zittern musste, hatte es sich selbst zuzuschreiben. Denn wie schon in Duisburg eineWoche zuvor gingen die Leverkusenerinnen, denen derzeit mitVerenaWieder (Reha nach Kreuzbandriss) und Milena Nikolic (Teilruptur der Rektussehne) zwei höchst torgefährliche Spielerinnen fehlen, zu fahrlässig mit ihren Möglichkeiten um.
Kölns Keeperin Marlon Klett parierte Fernschüsse von Ivana Fuso (37.) sowie Elisa Senß (62.) und war
auch bei Versuchen aus kurzer Distanz von Fuso (63.) und Jill Bayings (78.) zur Stelle. Melissa Friedrich zielte mit ihrem Kopfball kurz vor der Pause (45.) ebenso knapp vorbei wie Kristin Kögel, die es völlig frei vor dem Tor zu genau machen wollte – und den Ball knapp am rechten Pfosten vorbeischob (71.). Zusätzlich verwehrte die Schiedsrichterin Bayer zwei Strafstöße nach Handspielen der Kölnerinnen (41./61.).
Dass über diese Entscheidungen nicht hitziger diskutiert wurde, war Jill Bayings zu verdanken, die sich bei der Wahl zum Tor des Monats nun selbst Konkurrenz macht. Nach dem Traumtor in Duisburg traf sie auch gegen Köln sehenswert. Von knapp hinter der rechten Strafraugrenze schlenzte sie den Ball ins lange Eck über die verdutzte Klett hinweg (49.). „Damit hat sie wohl nicht gerechnet“, vermutete die Schützin des Traumtors nach Schlusspfiff und grinste.
„Das war mein erstes Derby. Wir waren heiß darauf und wollten die drei Punkte unbedingt behalten“, sagte die Niederländerin. Neben dem Sieg im prestigeträchtigen Nachbarschaftsduell freute sie sich auch über die Kulisse und die Unterstützung der Fans. „Sie waren unser 12. Mann“, betonte sie.