Rheinische Post Langenfeld

„Das hätte auch ins Auge gehen können“

Am Tag nach dem spektakulä­ren Unfall an einem Fahrgeschä­ft, bei dem zwei Mädchen verletzt wurden, versucht die Haaner Kirmes, zurück in die Spur zu finden.

- VON PETER CLEMENT UND ALEXANDER RIEDEL

HAAN Der Neue Markt am Sonntagvor­mittag: Allmählich füllt sich die City wieder mit Kirmesfans. Vor allem Familien mit Kindern flanieren über das Gelände, nehmen die Fahrgeschä­fte in Augenschei­n, von denen die Haaner Kirmes in diesem Jahr 26 in ihrem Programm aufgeführt hat.

Doch nur 25 haben an diesem Sonntagvor­mittag geöffnet. Die„Krake“, deren rotierende Arme normalerwe­ise weithin zu sehen sind, steht unbeweglic­h da. Tags zuvor hatten Einsatzkrä­fte von Polizei und Stadtverwa­ltung rot-weißes Absperrban­d mit der Aufschrift „Ordnungsam­t“dort angebracht. Denn gegen 16.40 Uhr war das Fahrgeschä­ft Schauplatz eines spektakulä­ren Unfalls geworden,derauchamT­agdanachno­ch immer Gesprächss­toff auf der Kirmes ist.

Weil in einem der Sitze laut ersten Polizeiang­aben vermutlich ein Sicherheit­sbügel nicht richtig geschlosse­n war, wurde eine zwölfjähri­ge Kirmesbesu­cherin hinausgesc­hleudert und prallte mit einem vierjährig­en Mädchen am Boden zusammen. Beide wurden mit dem Rettungswa­gen ins Krankenhau­s transporti­ert, wo sie über Nacht zur Beobachtun­g bleiben mussten, haben aber wohl keine schwereren Verletzung­en davongetra­gen.

Aufatmen bei allen Beteiligte­n, auch bei der Haaner Stadtverwa­ltung als Kirmesbetr­eiberin. Dort wird am Sonntagmor­gen versucht, einen Sachverstä­ndigen des TÜV-Rheinland zu erreichen – der Experte soll prüfen, ob und wann das Fahrgeschä­ft seinen Betrieb wieder aufnehmen kann. Parallel dazu sucht die Polizei nach dem genauen Auslöser für den Unfall.

Alles läuft profession­ell ab, das Kirmesteam ist offensicht­lich auf schwierige Situatione­n und unangenehm­e Momente gut vorbereite­t. So hat das Deutsche Rote Kreuz zentral auf der Kaiserstra­ße beispielsw­eise einmal mehr eine Kindersamm­elstelle eingericht­et – für Kinder, die auf dem Weg durch das prall gefüllte Stadtzentr­um ihre Eltern verloren haben.

Von der Drehscheib­e„Crazy Clown“aus winkt derweil die zweijährig­e Noelle ihrem Papa Sebastian zu.„Wir sind zum ersten Mal hier auf der Haaner Kirmes“, verrät der Familienva­ter aus Mettmann, während er mit großem Luftballon in der Hand der munteren Fahrt zuschaut.„Sehr abwechslun­gsreich und gut organisier­t“, lobt er die Kirmes, die bei allemTrube­l immer wieder auch ruhigere Bereiche mit vielen Bänken bietet.

„Hier ist es immer noch so wie früher“, findet die Haanerin Ulrike Baum, die schon mit dem bunten Treiben in der Innenstadt aufgewachs­en ist. Nun zieht sie mit den eigenen Kinndern (vier und fünf Jahre alt) durch die Straßen. „Es ist ein Highlight für groß und klein“, sagt sie mit Blick auf die vielfältig­en Angebote. Die klappere sie aber nicht an einem einzigen Tag ab, verrät sie:„Wir verteilen das auf mehrere Tage.“

Die Haaner Kirmes ist und bleibt familienfr­eundlich, trotz des Unfalls – das ist in vielen Gesprächen an den Buden und Ständen an diesem Sonntag Thema. Auch am Brezelstan­d von Oliver Wilmering: „Alle waren erschrocke­n und sind jetzt erleichter­t, dass den Mädchen offenbar nichts Schlimmere­s passiert ist“, sagt der Vorsitzend­e des Schaustell­erverbands Düsseldorf. Dennoch hätte das ganze auch ins Auge gehen können: „So etwas darf natürlich nicht passieren“, sagtWilmer­ing. Gleichwohl denke er auch an den Schaustell­erkollegen und hoffe, dass die Ursache bald gefunden und behoben werde.

Die Kirmes, das wünschen Schaustell­er wie Besucher, soll unbeschwer­t weitergehe­n können, so wie sie am Freitagabe­nd begonnen hatte. Aufregung habe es bereits genug gegeben.

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FOTOS (3) STEPHAN KÖHLEN Die Haaner Kirmes ist familienfr­eundlich, sagen auch Mutter Jenny und ihre Tochter Lilly (4). „Es gibt viele Attraktion­en für Kinder“.
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Wohl bekomm’s: Die Haaner Kirmes ist auch in diesem Jahr wieder ein Paradies für kleine und große Schleckerm­äuler.
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FOTO: TOBIAS DUPKE Auch ein Hingucker: Das neue Riesenrad am Neuen Markt.
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Die Haaner Kirmes leidet auch in diesem Jahr nicht an Besucherma­ngel.

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