„Das hätte auch ins Auge gehen können“
Am Tag nach dem spektakulären Unfall an einem Fahrgeschäft, bei dem zwei Mädchen verletzt wurden, versucht die Haaner Kirmes, zurück in die Spur zu finden.
HAAN Der Neue Markt am Sonntagvormittag: Allmählich füllt sich die City wieder mit Kirmesfans. Vor allem Familien mit Kindern flanieren über das Gelände, nehmen die Fahrgeschäfte in Augenschein, von denen die Haaner Kirmes in diesem Jahr 26 in ihrem Programm aufgeführt hat.
Doch nur 25 haben an diesem Sonntagvormittag geöffnet. Die„Krake“, deren rotierende Arme normalerweise weithin zu sehen sind, steht unbeweglich da. Tags zuvor hatten Einsatzkräfte von Polizei und Stadtverwaltung rot-weißes Absperrband mit der Aufschrift „Ordnungsamt“dort angebracht. Denn gegen 16.40 Uhr war das Fahrgeschäft Schauplatz eines spektakulären Unfalls geworden,derauchamTagdanachnoch immer Gesprächsstoff auf der Kirmes ist.
Weil in einem der Sitze laut ersten Polizeiangaben vermutlich ein Sicherheitsbügel nicht richtig geschlossen war, wurde eine zwölfjährige Kirmesbesucherin hinausgeschleudert und prallte mit einem vierjährigen Mädchen am Boden zusammen. Beide wurden mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert, wo sie über Nacht zur Beobachtung bleiben mussten, haben aber wohl keine schwereren Verletzungen davongetragen.
Aufatmen bei allen Beteiligten, auch bei der Haaner Stadtverwaltung als Kirmesbetreiberin. Dort wird am Sonntagmorgen versucht, einen Sachverständigen des TÜV-Rheinland zu erreichen – der Experte soll prüfen, ob und wann das Fahrgeschäft seinen Betrieb wieder aufnehmen kann. Parallel dazu sucht die Polizei nach dem genauen Auslöser für den Unfall.
Alles läuft professionell ab, das Kirmesteam ist offensichtlich auf schwierige Situationen und unangenehme Momente gut vorbereitet. So hat das Deutsche Rote Kreuz zentral auf der Kaiserstraße beispielsweise einmal mehr eine Kindersammelstelle eingerichtet – für Kinder, die auf dem Weg durch das prall gefüllte Stadtzentrum ihre Eltern verloren haben.
Von der Drehscheibe„Crazy Clown“aus winkt derweil die zweijährige Noelle ihrem Papa Sebastian zu.„Wir sind zum ersten Mal hier auf der Haaner Kirmes“, verrät der Familienvater aus Mettmann, während er mit großem Luftballon in der Hand der munteren Fahrt zuschaut.„Sehr abwechslungsreich und gut organisiert“, lobt er die Kirmes, die bei allemTrubel immer wieder auch ruhigere Bereiche mit vielen Bänken bietet.
„Hier ist es immer noch so wie früher“, findet die Haanerin Ulrike Baum, die schon mit dem bunten Treiben in der Innenstadt aufgewachsen ist. Nun zieht sie mit den eigenen Kinndern (vier und fünf Jahre alt) durch die Straßen. „Es ist ein Highlight für groß und klein“, sagt sie mit Blick auf die vielfältigen Angebote. Die klappere sie aber nicht an einem einzigen Tag ab, verrät sie:„Wir verteilen das auf mehrere Tage.“
Die Haaner Kirmes ist und bleibt familienfreundlich, trotz des Unfalls – das ist in vielen Gesprächen an den Buden und Ständen an diesem Sonntag Thema. Auch am Brezelstand von Oliver Wilmering: „Alle waren erschrocken und sind jetzt erleichtert, dass den Mädchen offenbar nichts Schlimmeres passiert ist“, sagt der Vorsitzende des Schaustellerverbands Düsseldorf. Dennoch hätte das ganze auch ins Auge gehen können: „So etwas darf natürlich nicht passieren“, sagtWilmering. Gleichwohl denke er auch an den Schaustellerkollegen und hoffe, dass die Ursache bald gefunden und behoben werde.
Die Kirmes, das wünschen Schausteller wie Besucher, soll unbeschwert weitergehen können, so wie sie am Freitagabend begonnen hatte. Aufregung habe es bereits genug gegeben.