Wartechaos an Flughäfen nervt Firmen
Rund 1,7 Millionen Menschen dürften ab Düsseldorf und Köln/Bonn in die Herbstferien starten. Doch bei den Sicherheitsfirmen ist weiter das Personal knapp. Unternehmen raten bereits, nach Frankfurt auszuweichen.
DÜSSELDORF/KÖLN Zum Beginn der Herbstferien am kommenden Wochenende rechnen die beiden größten nordrhein-westfälischen Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wieder mit einer großen Reisewelle. Sie dürfte auch wieder die Geduld der Menschen strapazieren, die an den Sicherheitskontrollen und beim Gepäckabholen warten müssen.
Köln/Bonn rechnet mit 560.000 Reisenden in den Herbstferien. Von Freitag bis Sonntag dürften es allein 108.000 sein. Der Flughafen der Landeshauptstadt erwartet für die zweieinhalb Wochen ab Freitag 1,1 Millionen Reisende. Düsseldorf würde damit 76 Prozent der Passagierzahl von vor der Corona-Pandemie erreichen. „Zu Spitzenzeiten in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag sind die Passagierzahlen sogar bereits auf Vorkrisenniveau“, erklärte der Airport.
Die Flughäfen warnen die Reisenden, dass sie sich wie oft in den vergangenenWochen und Monaten wieder auf Warteschlangen einstellen müssen. Um Chaos zu vermeiden, will der Flughafen Düsseldorf erneut Studierende einsetzen, um den Menschen bei der Orientierung zu helfen. Geraten wird, das Gepäck bei einem frühen Start schon am Vorabend aufzugeben, sofern die Fluglinie dies anbietet, wie es etwa Eurowings und Condor tun.
Wie schwierig die Lage ist, zeigte sich bereits in der vergangenen Woche. Am Freitag standen die Reisenden am Flughafen Köln/Bonn zeitweise in einer Warteschlange, die bis aus dem Terminal hinausreichte; in Düsseldorf musste die Bundespolizei helfen. „Das sind unmögliche Zustände“, sagte der für den Airport zuständige Sekretär der Gewerkschaft Verdi, Özay Tarim: „Die Knappheit an Sicherheitspersonal führt praktisch zwangsweise zu immer neuen Problemen.“Zu den Stoßzeiten fehlten in Düsseldorf pro Schicht 100 bis in der Spitze 130 Mitarbeitende an den Kontrollstellen, sagte der Gewerkschafter.
Wirtschaft, Politik und Reisebranche sind frustriert: „Die langen Warteschlangen und die immer neuen Probleme bei der Gepäckausgabe sind für den Standort Düsseldorf und NRW problematisch. Es muss sich etwas ändern“, forderte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer
Düsseldorf. Er berichtet, mittlerweile bäten rheinische Unternehmen ihre Beschäftigten, bei Dienstreisen von Frankfurt statt von Düsseldorf abzufliegen, weil die Zugreise dorthin weniger anstrengend sei als das Warten in Düsseldorf.
Zanda Martens, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Düsseldorf, sagte: „Die Privatisierung der Fluggastkontrollen war ein Fehler. Wir brauchen die Rückführung in öffentliche Hand.“Bayern sei ein Vorbild, weil in München und Nürnberg staatliche Firmen die Kontrollen managen. IHK-Mann Berghausen findet das bedenkenswert: „Die Politik muss sich überlegen, was geschehen muss. Es ist auffällig, dass es in München und Frankfurt besser läuft.“
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) räumte ein, er habe selbst Wartezeiten erlebt, und mahnte: „Die Funktionsfähigkeit des Flughafens ist für Düsseldorf von zentraler Bedeutung. Für die Zukunft brauchen wir mehr steuernden Einfluss des Flughafens auf die wichtigsten Dienstleistungen, etwa die Sicherheitskontrolle.“
Die Bundespolizei erklärte auf Anfrage, sie gehe davon aus, dass die Lage besser sein werde als in den teils desaströsen Sommerferien. In Köln/Bonn sei es der Firma Securitas gelungen, 60 weitere Luftsicherheitsassistenten zu finden; in Düsseldorf hat die Firma DSW es angeblich geschafft, 140 Kräfte anzuheuern. Beide Firmen würden„in hohem zweistelligen Bereich“Kräfte aus derVerwaltung abordnen. Außerdem werde die Firma I-Sec in beiden Städten je drei Kontrollspuren übernehmen. Die Bundespolizei habe „vorsorglich rund 100 eigene Mitarbeitende fortgebildet, die den Kontrollprozess unterstützen könnten“. Dies sei aber nur im Notfall geplant, „wenn beispielsweise durch zu großen ,Passagierdruck‘ die Sicherheit im Bereich der Kontrollstelle beeinträchtigt werden könnte“.
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