Rheinische Post Langenfeld

Wartechaos an Flughäfen nervt Firmen

Rund 1,7 Millionen Menschen dürften ab Düsseldorf und Köln/Bonn in die Herbstferi­en starten. Doch bei den Sicherheit­sfirmen ist weiter das Personal knapp. Unternehme­n raten bereits, nach Frankfurt auszuweich­en.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND LILLI STEGNER

DÜSSELDORF/KÖLN Zum Beginn der Herbstferi­en am kommenden Wochenende rechnen die beiden größten nordrhein-westfälisc­hen Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wieder mit einer großen Reisewelle. Sie dürfte auch wieder die Geduld der Menschen strapazier­en, die an den Sicherheit­skontrolle­n und beim Gepäckabho­len warten müssen.

Köln/Bonn rechnet mit 560.000 Reisenden in den Herbstferi­en. Von Freitag bis Sonntag dürften es allein 108.000 sein. Der Flughafen der Landeshaup­tstadt erwartet für die zweieinhal­b Wochen ab Freitag 1,1 Millionen Reisende. Düsseldorf würde damit 76 Prozent der Passagierz­ahl von vor der Corona-Pandemie erreichen. „Zu Spitzenzei­ten in den frühen Morgenstun­den und am Nachmittag sind die Passagierz­ahlen sogar bereits auf Vorkrisenn­iveau“, erklärte der Airport.

Die Flughäfen warnen die Reisenden, dass sie sich wie oft in den vergangene­nWochen und Monaten wieder auf Warteschla­ngen einstellen müssen. Um Chaos zu vermeiden, will der Flughafen Düsseldorf erneut Studierend­e einsetzen, um den Menschen bei der Orientieru­ng zu helfen. Geraten wird, das Gepäck bei einem frühen Start schon am Vorabend aufzugeben, sofern die Fluglinie dies anbietet, wie es etwa Eurowings und Condor tun.

Wie schwierig die Lage ist, zeigte sich bereits in der vergangene­n Woche. Am Freitag standen die Reisenden am Flughafen Köln/Bonn zeitweise in einer Warteschla­nge, die bis aus dem Terminal hinausreic­hte; in Düsseldorf musste die Bundespoli­zei helfen. „Das sind unmögliche Zustände“, sagte der für den Airport zuständige Sekretär der Gewerkscha­ft Verdi, Özay Tarim: „Die Knappheit an Sicherheit­spersonal führt praktisch zwangsweis­e zu immer neuen Problemen.“Zu den Stoßzeiten fehlten in Düsseldorf pro Schicht 100 bis in der Spitze 130 Mitarbeite­nde an den Kontrollst­ellen, sagte der Gewerkscha­fter.

Wirtschaft, Politik und Reisebranc­he sind frustriert: „Die langen Warteschla­ngen und die immer neuen Probleme bei der Gepäckausg­abe sind für den Standort Düsseldorf und NRW problemati­sch. Es muss sich etwas ändern“, forderte Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer

Düsseldorf. Er berichtet, mittlerwei­le bäten rheinische Unternehme­n ihre Beschäftig­ten, bei Dienstreis­en von Frankfurt statt von Düsseldorf abzufliege­n, weil die Zugreise dorthin weniger anstrengen­d sei als das Warten in Düsseldorf.

Zanda Martens, SPD-Bundestags­abgeordnet­e aus Düsseldorf, sagte: „Die Privatisie­rung der Fluggastko­ntrollen war ein Fehler. Wir brauchen die Rückführun­g in öffentlich­e Hand.“Bayern sei ein Vorbild, weil in München und Nürnberg staatliche Firmen die Kontrollen managen. IHK-Mann Berghausen findet das bedenkensw­ert: „Die Politik muss sich überlegen, was geschehen muss. Es ist auffällig, dass es in München und Frankfurt besser läuft.“

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) räumte ein, er habe selbst Wartezeite­n erlebt, und mahnte: „Die Funktionsf­ähigkeit des Flughafens ist für Düsseldorf von zentraler Bedeutung. Für die Zukunft brauchen wir mehr steuernden Einfluss des Flughafens auf die wichtigste­n Dienstleis­tungen, etwa die Sicherheit­skontrolle.“

Die Bundespoli­zei erklärte auf Anfrage, sie gehe davon aus, dass die Lage besser sein werde als in den teils desaströse­n Sommerferi­en. In Köln/Bonn sei es der Firma Securitas gelungen, 60 weitere Luftsicher­heitsassis­tenten zu finden; in Düsseldorf hat die Firma DSW es angeblich geschafft, 140 Kräfte anzuheuern. Beide Firmen würden„in hohem zweistelli­gen Bereich“Kräfte aus derVerwalt­ung abordnen. Außerdem werde die Firma I-Sec in beiden Städten je drei Kontrollsp­uren übernehmen. Die Bundespoli­zei habe „vorsorglic­h rund 100 eigene Mitarbeite­nde fortgebild­et, die den Kontrollpr­ozess unterstütz­en könnten“. Dies sei aber nur im Notfall geplant, „wenn beispielsw­eise durch zu großen ,Passagierd­ruck‘ die Sicherheit im Bereich der Kontrollst­elle beeinträch­tigt werden könnte“.

Ärger für die Anwohner befürchtet Werner Kindsmülle­r von der Initiative Kaarster gegen Fluglärm:„Im Oktober drohen wohl wieder massenhaft Spätlandun­gen der Ferienjets.“

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