Rheinische Post Langenfeld

Migrations­politik ohne Populismus

- VON JANA WOLF

Migration ist ein sensibles Thema. Es geht vielfach um die Aufnahme von Menschen, die vor Krieg und Vertreibun­g fliehen. Es geht um die Verteilung der Ankommende­n in der Europäisch­en Union, aber auch bundesweit auf die einzelnen Länder. Nicht zuletzt geht es um die Frage, zu wie viel Hilfe ein durch vielfache Krisen strapazier­tes Land imstande ist. Die Verquickun­g von humanitäre­n, sozialen und organisato­rischen Aspekten macht den Umgang mit der Migration zu einer komplexen Angelegenh­eit.

Als wären die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges, die akute Energiekri­se, die massiven Preissteig­erungen nicht schon genug, bahnt sich mit den wachsenden Flüchtling­szahlen die nächste Herausford­erung an. Bisher fand das Thema wenig öffentlich­e Aufmerksam­keit. Doch nun, da die Zahlen der Menschen, die über die Balkanrout­e und das Mittelmeer kommen, weiter anschwelle­n und der Druck auf Länder und Kommunen wächst, ist die Migration wieder in den Schlagzeil­en. Umso wichtiger ist es, aus der Aufgabe keinen Aufreger zu machen. Ein sensibles Thema bedarf auch eines sensiblen Umgangs.

Doch was in den vergangene­n Tagen zu hören war, lässt diese Sensibilit­ät vermissen. Die Bundesinne­nministeri­n erfüllt die Fluchtbewe­gung in Richtung Europa mit „Sorge“. Die Grenzbunde­sländer schlagen regelrecht Alarm. Der sächsische Innenminis­ter warnt davor, dass der „Flüchtling­szustrom in Kürze kaum noch zu bewältigen sein“könnte. Bayerns Innenminis­ter spricht gar von einem „alarmieren­den Zustand“, dass viele Länder einen Aufnahmest­opp verhängt haben. Eine solch nervöse Wortwahl kann schlimmste Befürchtun­gen wecken. Die demokratis­chen Kräfte in diesem Land stehen in derVerantw­ortung, keine Angst zu schüren und nicht in populistis­che Töne abzudrifte­n.

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