Rheinische Post Langenfeld

Havertz rettet DFB-Elf das Remis

Der Spieler vom FC Chelsea erzielt kurz vor Schluss das 3:3 gegen England und verhindert die nächste Niederlage.

- VON ARNE RICHTER, PHILIP DETHLEFS, KLAUS BERGMANN UND STEFAN TABELING

LONDON (dpa) Hansi Flick lief durch seine Coaching Zone, dirigierte und feuerte an, doch das positive WMSignal wurde leichtfert­ig verspielt. Trotz einer 2:0-Führung hat die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft zum Abschluss der Nations League am Montagaben­d in England nur ein am Ende glückliche­s 3:3 (0:0) gerettet. Die durch das 0:1 gegen Ungarn plötzlich aufgekomme­nen WM-Zweifel konnten somit nicht vertrieben werden.

Bevor der Ball rollte, gab es erst einmal eine Schweigemi­nute für die jüngst gestorbene Königin Elizabeth II. – und selten war es in einem Fußball-Stadion derart leise wie dieses Mal inWembley.Viel lauter wurde es aber auch danach nicht. Denn die Gastgeber konnten zunächst wenig Begeisteru­ng entfachen, die Unsicherhe­iten waren nach den jüngsten Negativerl­ebnissen mit dem Abstieg aus der Nations League bei den Three Lions spürbar.

Die deutsche Mannschaft agierte etwas aktiver, attackiert­e früher und war nach der Ungarn-Pleite deutlich fokussiert­er. Das große Risiko scheuten aber beide Mannschaft­en. Die optische Überlegenh­eit des DFB-Teams brachte lange nichts ein. Dabei hatte Flick seine Offensive umgestellt. Thomas Müller, Timo Werner und Serge Gnabry mussten auf die Bank, dafür kamen Jamal Musiala und Kai Havertz neben dem nach vorne gezogenen Jonas Hofmann neu ins Team.

Vor allem von Musiala hatte sich Flick mehr Offensivkr­aft erhofft. Doch der Heimkehrer wurde von den Gastgebern quasi in Manndeckun­g genommen und kam so in der Zentrale kaum zur Entfaltung. Die einzige deutsche Torchance in den ersten 45 Minuten resultiert­e aus einem Distanzsch­uss von Joshua Kimmich knapp neben das Tor (45.+2).

Da waren die Engländer mit ihrem schnellen Umschaltsp­iel schon gefährlich­er. Vor allem Raheem Sterling hatte die Riesenchan­ce zur

Führung, als er Nico Schlotterb­eck gekonnt aussteigen ließ, dann aber an dem glänzend parierende­n Marc-André ter Stegen scheiterte (25.). Schlotterb­eck war für den gesperrten Antonio Rüdiger in die Innenverte­idigung neben seinem Dortmunder Kollegen Niklas Süle gerückt. Eine weitere gute Gelegenhei­t besaß Harry Kane im Anschluss an eine Ecke, als er den Ball knapp neben das Tor setzte (27.). Da wäre ter Stegen geschlagen gewesen.

Bloß nicht mit einer Niederlage zur WM! Entspreche­nd engagiert ging auch Flick in der CoachingZo­ne zu Werke. Der Bundestrai­ner suchte nach Lösungen und brachte zur zweiten Halbzeit Werner, der auch gleich mal durch Kimmich in Szene gesetzt wurde (50.).

Die Führung bekam das DFBTeam aber eher von den Gastgebern in Person von Harry Maguire serviert. Der Verteidige­r leistete sich einen schlimmen Fehlpass auf Musiala und trat dem Münchner anschließe­nd beim Klärungsve­rsuch auch noch gegen das Schienbein. Der VAR meldete sich, es gab zurecht Elfmeter. Gündogan verwandelt­e sicher.

Das Tor gab dem viermalige­n Weltmeiste­r Sicherheit. Auch die Umstellung – Havertz übernahm die Position von Musiala, der nun über außen viel wirkungsvo­ller war – machte sich bezahlt. Plötzlich erspielte sich Deutschlan­d gegen die immer unsicherer agierenden Gastgeber Chancen. Nachdem sich der völlig indisponie­rte Maguire in der gegnerisch­en Hälfte verdribbel­te, ging es schnell. Über Musiala und

Werner kam der Ball zu Havertz, der den Ball gekonnt vom Sechzehner ins obere Toreck schießt.

Doch wie zerbrechli­ch das deutsche Gefüge derzeit ist, zeigte sich im Anschluss. Erst wurde Shaw beim Anschlusst­or auf der linken englischen Seite sträflich allein gelassen. Dann spazierte Bukayo Saka ungehinder­t durch das deutsche Mittelfeld und legte dem ebenfalls eingewechs­elten Mount zum Ausgleichs­treffer auf. Und es kam noch schlimmer: Nach einem Foul von Schlotterb­eck an den BVB-Kollegen Jude Bellingham gab es Elfmeter, den Kane ganz sicher verwandelt­e. In elf Minuten hatte Deutschlan­d alles verspielt, ehe Havertz nach einem Torwartfeh­ler doch noch den Punkt rettete.

 ?? FOTO: NICK POTTS/PA WIRE/DPA ?? Kai Havertz nimmt Maß und erzielt das Tor zum zwischenze­itlichen 2:0.
FOTO: NICK POTTS/PA WIRE/DPA Kai Havertz nimmt Maß und erzielt das Tor zum zwischenze­itlichen 2:0.

Newspapers in German

Newspapers from Germany