Rheinische Post Langenfeld

Menschenre­chtler kritisiere­n Kapitänsbi­nde

Das „One-Love“-Logo, das die Spielführe­r bei der WM tragen, sei kein richtiges politische­s Statement.

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BERLIN (dpa) Die Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch hat die Kapitänsbi­nde der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft mit der Aufschrift „One Love“als „reine Symbolik“kritisiert. Das sei einfach nur so ein Zeichen, sagte Deutschlan­d-Direktor Wenzel Michalski dem TV-Sender Sky. „Das ist ja kein politische­s Statement, sondern man möchte darum herumkomme­n, die Regenbogen­fahne zu tragen“, urteilte er. Deswegen habe man sich dann sowas anderes ausgedacht. „Es wirkt ein bisschen unbeholfen, muss ich sagen“, befand Michalski.

Nationalto­rhüter Manuel Neuer wird die deutsche Mannschaft bei der WM in Katar als Zeichen gegen Diskrimini­erung und für Vielfalt mit dieser speziellen Kapitänsbi­nde anführen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte sich vor der Premiere der Kapitänsbi­nde bei der 0:1-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Ungarn gegen Kritik gewehrt. „Es ist ein Zeichen für Vielfalt und Offenheit und Toleranz, nicht nur für die LGBTIQ-Szene, sondern auch für Frauenrech­te, für Meinungsfr­eiheit, für Arbeitnehm­errechte“, hatte er im ZDF gesagt.

Die Rechtslage für Angehörige der LGBTIQ*-Community in Katar steht derzeit im Zentrum der Kritik – mehr noch als die bedenklich­e Lage für Gastarbeit­er. Vertreter der LGBTIQ*-Community raten bislang von einer Reise nach Katar ab. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, intergesch­lechtliche sowie queere Menschen. Das Sternchen ist Platzhalte­r für weitere

Identitäte­n und Geschlecht­er.

Auf der anderen Seite lobte Michalski aber auch das Engagement des Deutschen Fußball-Bundes im Zusammenha­ng mit der WM für Menschenre­chte. Dass der Verband einen Wiedergutm­achungsfon­ds zugunsten der Familien von Opfern auf den Baustellen für die WM unterstütz­e, „ist eine tolle Sache“, sagte Michalski. Und weiter: „Ich glaube, der DFB hat einen großen Schritt voran gemacht, jetzt in den letzten Wochen und Monaten. Aber es hat unglaublic­h lange gedauert.“

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