Ein klasse Klassiksonntag mit „Rosamunde“
Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen servierte zum Start in die Spielzeit überzeugend Werke von Schubert, Haydn und Beethoven,
LEVERKUSEN Ein ganzer Tag rund um die Musik: Die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen ( WSL) hatte zum ersten Klassiksonntag der Spielzeit eingeladen. Und vor dem abendlichen Konzert im Forum erlebten rund 50 Besucher bei der Einführung im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich schon mal einen Vorgeschmack auf den Hörgenuss. Denn Dirk Joeres, Dirigent, Pianist und künstlerischer Leiter der Westdeutschen Sinfonia, präsentierte mit Istvan Alexander Gaal (Violoncello) und Nikolai Minchev (Violine) das Beethoven-Stück „KlavierTrio in Es-Dur, op. 70/2 Allegretto ma non troppo“. Das Arrangement sollte vor allem die Ähnlichkeit zu einer Komposition von Franz Schubert hervorheben.
Ganz speziell mit einemWerk dieses Komponisten – zu dessen Arbeiten zählen unter anderem mehr als 600 Lieder, zahlreiche Sinfonien, Ouvertüren und Bühnenwerke – begann die spätere Vorstellung im Forum: „Rosamunde, Fürstin von Zypern“. Das Schauspiel, zu dem Schubert die Musik und Helmina von Chézys den Text schrieb, drehe sich um die Titelheldin, die gegen Widerstände den ihr zustehenden Thron einfordere, fasste Konzertdramaturgin Birgitta Franzen zusammen.
Abwechselnd mit Joeres bot sie zahlreiche Hintergrundinformationen zu den Stücken, die allesamt in B-Dur vorgetragen wurden. We
gen der „psychodramatischen Elemente“, so Franzen, sei das Werk gescheitert und nur zweimal aufgeführt worden. Die Musik Entracte Nr. 3 und Ballettmusik Nr. 2 hingegen habe das Publikum zu begeistern vermocht, erklärte Joeres vor dem sonntäglichen Musik-Erleben, das seit Jahren für überregionale Aufmerksamkeit und anhaltende Beliebtheit beim Publikum sorgt. Ein kurzer Einblick vermittelte den Besuchern sogleich einen ersten Ein
druck des späteren Musikabends.
Der „Sinfonie Nr. 105 in B-Dur“von Joseph Haydn – die Aufführung musste zweimal wegen Corona verschoben werden – sollte der zweite Teil des Abends gewidmet sein. Das Musikstück werde auch als „Sinfonia concertante“bezeichnet, sagte Joeres, weil die Solo-Instrumente Oboe, Fagott, Violine und Cello dem Orchester wie bei einem Instrumentalkonzert gegenüberträten. Außer Gaal und Minchev sollten
Gisela Hellrung (Oboe) und Martin Kevenhörster (Fagott) als weitere Solisten mitwirken. Welche Lieblingsstellen er in dem Stück habe, wollte Franzen vom Cellisten wissen. Der Musiker antwortete: „Für das Cello gibt es einige anspruchsvolle Stellen.“Und weil das Instrument insgesamt eher dem Gesanglichen zugeordnet sei, bevorzuge er „schöne Kantilenen“, also lyrische Melodien. Innerhalb der 20-minütigen Aufführungszeit seien die So
listenparts insgesamt relativ ausgeglichen verteilt, ergänzte Gaal. Erst im Schlusssatz trete die Violine stellenweise dominanter hervor, weshalb sich das Cello bemühen müsse, bemerkte Gaal schmunzelnd,„es mindestens genauso schön hinzubekommen.“
Vier Solo-Instrumente in eine sinfonische Form zu integrieren, dass jedes glänzen könne, sei nicht ganz einfach, verdeutlichte Joeres. Das sei Haydn hervorragend gelungen.Viel
mehr erhalte jeder Solist herausgehobene, wunderbar präzise und virtuose Stellen.
Ganz im Gegensatz zu Ludwig van Beethoven, der beim Konzert für Klavier, Violine und Violoncello in CDur op. 56 sehr viel stärker mit den formalen Gegebenheiten gekämpft habe, erläuterte Joeres. Bei ihm sei sehr stark zu spüren, fügte der künstlerische Leiter hinzu, dass er jeden Solopartner mit einem gewichtigen Beitrag präsentieren wollte. Beethoven, der zu den überragenden Komponisten der Musikgeschichte zählt, und seiner „Sinfonie Nr. 4 op. 60“, wurde der dritte und letzte Teil des Klassikkonzertes gewidmet. Das Orchesterwerk – als „heiter, zu jedem Scherz aufgelegt, frohsinnig, munter, lebenslustig, witzig, nicht selten satirisch“charakterisiert – habe sich zu Beethovens Lebzeiten großer Beliebtheit erfreut, hieß es von Joeres, sei heute im Gegensatz dazu seltener zu hören.