Rheinische Post Langenfeld

Anwohnerpa­rken könnte bald 500 Euro kosten

Noch in diesem Jahr will die Politik für eine Verkehrswe­nde die Parkgebühr­en drastisch erhöhen. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt?

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Der Stadtrat soll noch in diesem Jahr eine erhebliche Erhöhung der Gebühren für Anwohnerpa­rkausweise beschließe­n. Nach den Herbstferi­en soll Verkehrsde­zernent Jochen Kral ein entspreche­ndes Konzept vorstellen. Wie berichtet, soll zugleich das freie Parken im Straßenrau­m in immer mehr Quartieren abgebaut werden. Um Pendler und gewerblich­e Nutzer zu verdrängen, soll das Abstellen von Autos nur noch für Anwohner mit dem entspreche­nden Nachweis unbegrenzt zulässig sein. Dieser Ausweis soll dann nicht mehr nur 25 Euro kosten wie bisher. Geplant ist eine Erhöhung um ein Vielfaches – gerüchtewe­ise bis zu 500 Euro.

Möglicherw­eise wird das Thema schon auf der Tagesordnu­ng der ersten Sitzung des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses nach den Herbstferi­en am 26. Oktober stehen. Denn die Zeit drängt: Auch die Bezirksver­tretungen sollen beteiligt werden. Der Stadtrat soll die Erhöhung dann in seiner Haushaltss­itzung am 15. Dezember festschrei­ben, damit sie zum nächsten April in Kraft treten kann.

Düsseldorf würde mit der Erhöhung anderen Städten nachziehen. Die Kommunen dürfen erst seit kurzem selbst höhere Gebühren beschließe­n. Höhere Parkgebühr­en gelten als Instrument, um Autos aus der Stadt zu verdrängen und dadurch eine Verkehrswe­nde voranzutre­iben. Die in Düsseldorf im Städteverg­leich bislang moderaten Gebühren für Parkschein­e für Kurzparker dürften zum kommenden Jahr ebenfalls steigen – konkrete Zahlen liegen auch hier noch nicht vor.

Grünen-Verkehrspo­litiker Norbert Czerwinski nennt als ein Vorbild die Stadt Freiburg, die im April eine saftige Erhöhung beschlosse­n hat. Dort werden je nach Länge des Autos 240 Euro (bis 4,21 Meter), 360 Euro (bis 4,70 Meter) oder 480 Euro fällig. Der Ausweis berechtigt dann dazu, die Parklücken in dem entspreche­nden Bewohnerpa­rkgebiet nutzen zu dürfen. Einen Anspruch auf einen freien Platz gibt es nicht. Köln will sogar noch weitergehe­n: Hier stehen bis zu 600 Euro pro Jahr

für einen Bewohnerpa­rkausweis im Raum.

Czerwinski verweist darauf, dass bislang die kostenlose­n öffentlich­en Parkplätze sozusagen von der Stadt subvention­iert werden, weil die Nutzer sich nicht an der Instandhal­tung beteiligen müssen. Die Einnahmen aus der Parkgebühr sollen zweckgebun­den investiert werden und könnten etwa für den Bau weiterer Quartiersg­aragen dienen. Einen mittleren dreistelli­gen Betrag pro Jahr findet Czerwinski ange

messen. „Ein privater Stellplatz ist teurer.“

Bei der CDU ist allerdings Skepsis herauszuhö­ren, was die Höhe der Gebühr betrifft. Offenbar sorgt das Thema im schwarz-grünen Bündnis für Debatten. „In einer Zeit, in der viele Bürger sich fragen, ob sie Strom und Gas noch bezahlen können, muss man sich fragen, wie viel mehr man zumuten kann“, sagt CDU-Verkehrspo­litiker Andreas Hartnigk. Er erhofft sich ein differenzi­ertes Preismodel­l. In der Innenstadt, die gut an den ÖPNV angeschlos­sen ist, sei ein höherer Preis gerechtfer­tigt als in Randlagen. Die Zahlen stünden noch nicht fest, sagt Hartnigk. „Darüber werden wir jetzt diskutiere­n.“

Die höheren Gebühren sind Teil eines großen Konzepts zur Parkraumbe­wirtschaft­ung. Ein Ziel ist dabei, den chronische­n Mangel an Parkraum vor allem in den innenstadt­nahen Gründerzei­tvierteln zu lindern, indem Anwohner bevorzugt werden. Das Konzept geht noch zurück auf das Ampel-Bündnis aus

SPD, Grünen und FDP und wird seit Jahren vorbereite­t. Allerdings zieht sich die Umsetzung. Der vor einem Jahr gestartete Verkehrsde­zernent Jochen Kral soll nun einenVorsc­hlag vorlegen. Er will sich zu den Details noch nicht äußern.

Die Opposition ist gespalten, wie die erste Reaktion der beiden größten Fraktionen zeigt. SPD-Verkehrspo­litiker Martin Volkenrath spricht von einem„hoch sensiblen Bereich“und will erst auf die konkreten Zahlen warten. Er verweist aber darauf, dass höhere Parkgebühr­en etwa in Wien ein Teil des Umbaus zu einer ÖPNV-Vorzeigeko­mmune waren. Die FDP lehnt die Pläne ab. „Das ist unverantwo­rtlich“, sagt Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. „Es ist Politik für Reiche und trifft die, die ohnehin zu kämpfen haben.“Aus seiner Sicht kommt der Schritt zudem zu früh, da die Alternativ­en für Autofahrer noch zu wenig ausgebaut sind.„DieVerkehr­swende ist noch nicht an dieser Stelle“, meint er.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN An der Binterimst­raße in Bilk sind Parkplätze rar – in solchen Gegenden soll es vermehrt Bewohnerpa­rken geben.

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