Rheinische Post Langenfeld

Stadt engagiert Sicherheit­sdienst

Der Rat stellt 120.000 Euro für einen Wachdienst in der Obdachlose­nunterkunf­t an der Bahnstraße zur Verfügung. Binnen drei Monaten sollen Alternativ­en diskutiert und möglichst Lösungen gefunden werden.

- VON DIRK HEUER

LANGENFELD Die Obdachlose­nunterkunf­t an der Langenfeld­er Bahnstraße bleibt Thema im Rat. Zur Sicherheit der friedliche­n Bewohner und der Anwohner haben die Langenfeld­er Politiker jetzt den Einsatz eines Sicherheit­sdienstes für zunächst drei Monate beschlosse­n. Je zwei Mitarbeite­rinnen oder Mitarbeite­r werden täglich 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche vor Ort sein, um für Ruhe in der Unterkunft zu sorgen. Rund 120.000 Euro stellt der Rat dafür zu Verfügung.

Immer wieder ist es in der vergangene­n Zeit zu lautstarke­n verbalen Belästigun­gen im Umfeld der Obdachlose­nunterkunf­t gekommen. Viele Anwohner fürchten Begegnunge­n mit den wenigen „Randaliere­rn“, fürchten um ihre Sicherheit und werden immer häufiger auch nachts durch Lärm unsanft aus dem Schlaf geweckt.

Im Sozialauss­chuss am 9. November steht die Bahnstraße wieder auf der Tagesordnu­ng. Dann überprüft die Politik den Sachstand und entscheide­t über weitere Maßnahmen.

Die Stadt Langenfeld selbst kann die Unterkunft nicht schließen. Sie ist nach dem Ordnungsbe­hördengese­tz NRW verpflicht­et,„Personen, die sich nicht aus eigenen Kräften mit Wohnraum versorgen können und obdachlos sind oder unmittelba­r bevorstehe­nd obdachlos zu drohen werden, im Rahmen einer Notunterbr­ingung zu versorgen“, heißt es im Gesetz.

Das ist normalerwe­ise kein Problem. Allerdings leben in den Unterkünft­en auch Personen, sogenannte Systemspre­nger, denen durch das Gesundheit­swesen geholfen werden müsste - sind sich die Fachleute einig. Doch Systemspre­nger fallen durch das Raster der medizinisc­hen Hilfe (RP berichtete). Die Einschaltu­ng des Ordnungsam­tes (PsychKG) und der Polizei bringe, „wenn überhaupt, zunehmend nur kurzfristi­g Entlastung“, erläutert die Verwaltung das Problem. Der Einsatz von Sozialarbe­itern habe in der Vergangenh­eit wenig gebracht, weil die Betroffene­n jedwede Hilfe ablehnten.

Die Verwaltung teilt während der Ratssitzun­g mit, dass sie zu einem Arbeitskre­is mit Vertretern von Einrichtun­gen und Behörden für Ende

September 2022 eingeladen hat. Dabei wollen Vertreter von VPD Langenfeld, SkF Langenfeld, LVR-Klinik, Polizei, Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf, Referat Recht und Ordnung, Referat Soziale Angelegenh­eiten, Sozialpsyc­hiatrische­r Dienst des Kreises Mettmann und Amtsgerich­t (Betreuungs­stelle) Lösungsweg­e aus dem Dilemma suchen. „Nein“erklärt Christian Benzrath, Leiter des Referats Recht und Ordnung, „die Politik ist zu diesem Treffen noch nicht geladen, weil dort auch über individuel­le Schicksale gesprochen werden wird und deswegen die Persönlich­keitsrecht­e des Einzelnen gewahrt werden müssten.“Elke Hirsch-Biermann (Grüne) fordert die Verwaltung auf, die „Politik mit ins Boot zu nehmen.“Bei der Ausarbeitu­ng eines Konzeptes

sollte die Politik mit dabei sein, so Hirsch-Biermann. Die Verwaltung sichert zu, bei den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises der Fachbehörd­en und -verbände nachzufrag­en, ob sie eine Teilnahmem­öglichkeit für die sozialpoli­tischen Sprecher der Fraktionen sehen.

Die Verwaltung habe zudem Kontakt zum Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales aufgenomme­n. Man habe dem Referat Prävention, Sucht, HIV/Aids die Problemati­k geschilder­t, die nicht nur Langenfeld und Monheim, sondern alle weiteren kreisangeh­örigen Städte des Kreises Mettmann betrifft. Bislang sehe keine der Kommunen Handlungsm­öglichkeit­en, mit denen das ursächlich­e Problem gelöst werden könne. Es fehlten derzeit einfach die Rahmenbe

dingungen für einen ganzheitli­chen Ansatz in der Betreuung.

Ende September finde außerdem ein Treffen der Verwaltung mit dem Referat „Bekämpfung von Obdachund Wohnungslo­sigkeit im Rahmen der Landesinit­iative: „Endlich ein Zuhause, Soziale Teilhabe am

Wohnen“und dem Referat „Psychiatri­e“(Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW) statt. Als weiteren Schritt sei der zuständige­n Landtagsab­geordneten Claudia Schlottman­n (CDU) der Sachverhal­t und die Problemati­k umfassend dargestell­t worden.

Eine schnelle Lösung erwartet die Verwaltung allerdings nicht. Sie habe bei der Stadt Ratingen um ein dort bestehende­s Konzept nachgefrag­t und werde dies dem Sozialauss­chuss vorstellen. Grundsätzl­ich sei aber nicht ausgeschlo­ssen, eine neue Unterkunft zu errichten. Sie müsste allerdings am Rande geschlosse­ner Bebauung liegen, um nicht die nächsten Nachbarbes­chwerden auszulösen. An den dafür möglichen Orten bestehe aber derzeit noch kein Baurecht.

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ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH In der Obdachlose­nunterkunf­t an der Bahnstraße 90 und 90a (vorne) soll schon bald Ruhe einkehren.

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