Ein Stück Geborgenheit und Heimat
„Kunst, Kaffee, Kuchen“heißt das Projekt der Kunstschule Monheim, das Eltern und Kindern aus der Ukraine einen Raum gibt, sich zu treffen, auszutauschen, kreativ zu werden und sich vom Alltag abzulenken. Bis zu 30 Kinder nehmen an den Nachmittagen teil, u
MONHEIM Jeden Montag von 15 bis 17.30 Uhr bietet die Kunstschule in Monheim unter der Leitung von Katharina Braun einen Kunsttreff für Vertriebene aus der Ukraine an. „Wir sagen bewusst Vertriebene, weil diese Menschen nicht freiwillig ihre Heimat verlassen haben“, erklärt sie. Mitmachen können ukrainische Familien mit Kindern zwischen drei und 16 Jahren. Ob die Eltern auch bleiben und mit basteln und malen, ist ihnen selbst überlassen.
Seit Ende März gibt es das Projekt „Kunst, Kaffee, Kuchen“. Der Kurs bietet ukrainischen Eltern und Kindern einen festen Ort für Treffen, um sich auszutauschen und um ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Die Kunstschule steht den Menschen offen für Zusammenkunft und Ankunft in der Stadt“, sagt die Leiterin. Der Kurs komme bei den Ukrainern sehr gut an und die Mütter würden es genießen, sich regelmäßig zu sehen.
Unterstützt wird das Projekt von Helena Ruzman. Sie ist Grundschullehrerin und selber vor 20 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. In der Ukraine war sie Lehrerin für Ukrainisch und Deutsch. Jetzt, sagt sie, helfe ihr die Kenntnisse über beide Kulturen sehr. Um die Kommunikation zwischen den Ukrainern und den Mitarbeitern der Kunstschule zu erleichtern, dolmetscht sie. Man könne sich zwar auch auf Englisch verständigen, die Hilfe der Lehrerin mache die ganze
Aktion aber um einiges einfacher, fügt Braun hinzu.
Manchmal kämen zwischen 20 und 30 Kinder zu dem Kunstkurs. Letzten Montag konnten die Kinder und Eltern Windspiele aus Holz basteln. Bereitgestellt werden dafür Materialien wie Wolle, Knöpfe und Farben von der Kunstschule. Das jeweilige Thema oder Projekt der Woche ist nur ein Angebot. Die Teilnehmer können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und auf eigene Faust basteln, malen oder zeichnen.
Gefördert wird das Projekt dieses Halbjahr von der Kulturstiftung der Länder. Unabhängig von der Förderung gebe es das Projekt so lange, wie der Bedarf da ist, stellt Braun klar. Unterstützt wird das Projekt ab diesem Halbjahr von der Künstlerin Nicole Dames.
Das Projekt wurde beworben, indem die Kunstschule Texte auf Instagram veröffentlichte und Fly
er in den Hotels austeilte, in denen ukrainische Flüchtlinge untergebracht waren. Alles geschrieben auf Ukrainisch. Auch auf den Namensschildern, die die Mitarbeiter der Kunstschule tragen, steht der Name sowohl auf Deutsch als auch auf Ukrainisch geschrieben. Das alles soll dazu beitragen, dass sich die Flüchtlinge gesehen fühlen, erklärt Braun.
Aus diesem Grund greift das Kunstprojekt auch ukrainische Handwerkstraditionen wie Kneten oder Schmuck basteln auf. Beim Kneten seien alle begeistert gewesen, erinnert sich Helena Ruzman. „Es ist schön, in einem fremden Land etwas so Vertrautes und Eigenes zu machen“, ergänzt sie. Viele der Teilnehmer basteln in den Farben der ukrainischen Flagge. Dadurch drückten sie ihre eigene Identität und Verbundenheit zu ihrer Heimat aus.
Überwiegend besuchen Mütter
mit ihren Kindern den Kurs. Vereinzelt gäbe es aber auch Väter oder Großeltern, die sich dem Basteln anschließen. Das Schöne an dem Treff ist laut Braun, dass es ein offenes Angebot ist, bei dem keiner an feste Zeiten gebunden ist. Eine Oma und ihre drei Enkel waren die ersten Teilnehmer des Kurses. Mittlerweile sind sie in die Ukraine zurückgekehrt.
Die Atmosphäre in dem Kunstraum ist fröhlich, locker, ausgelassen. Manche Ukrainerinnen unterhalten sich, andere essen den selbst gebackenen Kuchen und noch andere arbeiten konzentriert an ihrem Kunstwerk. Untereinander helfen sich sowohl die Eltern als auch die Kinder weiter. Die Teilnehmer erwecken den Eindruck, als würde sie eine jahrelange Freundschaft verbinden. Manche von ihnen versuchen untereinander Deutsch zu sprechen. Auch am
Kaffee und Kuchen bedienen sich die Ukrainer. Für Braun ein Zeichen, dass sie sich wohl und geborgen fühlen.
Eine Ukrainerin, die von Anfang an dabei ist, ist Katharina Vishnjakova. Am 24. März kam sie mit ihren zwei Kindern Paulina (8) und Xenia (4) nach Deutschland. Das Kunstprojekt war eins der ersten Angebote, das die Familie in Deutschland besucht hat. „Es ist sehr nett und angenehm zu wissen, dass so etwas extra für ukrainische Flüchtlinge angeboten wird“, sagt sie.
Zu anderen Kursen zu gehen traue sie sich nicht, weil sie nicht wisse, was sie dort erwartet. „Meine Kinder zählen jede Woche die Tage, bis sie am Montag wiederkommen dürfen“, erzählt die Ukrainerin. Durch den herzlichen Empfang in der Kunstschule, habe sie in der Fremde ein Stück Heimat gefunden.
„Meine Kinder zählen jede Woche die Tage, bis sie am Montag wiederkommen dürfen“Katharina Vishnjakova Besucherin des Kunstkurses