Rheinische Post Langenfeld

Diebstahl vor allem auf Kürbis-Feldern

Unter Landwirten häufen sich Beschwerde­n über Menschen, die Obst und Gemüse von Äckern mitnehmen. Auch in Düsseldorf ist das Problem bekannt.

- VON ANGELINA BURCH UND MARIE BOCKHOLT

DÜSSELDORF Immer wieder beklagen Landwirte in Nordrhein-Westfalen, dass von ihren Felder Obst und Gemüse geklaut werden. Erst kürzlich berichtete NRW-Landwirtsc­haftsminis­terin Silke Gorißen in einem Interview mit der Rheinische­n Post, dass die Beschwerde­n und Anzeigen zunehmen. Und sie betonte, dass es sich um Straftaten handelt. Und auch Düsseldorf­er Landwirte kennen das Problem.

In Wittlaer betreibt Thomas Peters in der vierten Generation den Gemüsehof Peters. Auf rund 40 Hektar baut er Gemüse und verschiede­ne Sorten Kartoffeln an. Verkauft wird die Ernte im eigenen Hofladen.

Der Landwirt kennt das Problem mit den Diebstähle­n – allerdings eher aus Erzählunge­n und weniger aus eigenen Erfahrunge­n. So seien bei einem seiner Kollegen 30 Quadratmet­er Kartoffeln gestohlen worden.

Er selbst habe schon gesehen, dass Fahrradfah­rer neben Feldern anhalten, auf den Acker gehen und dort kleine Mengen stehlen. Oder auch dass Eltern ihre Kinder dafür in die Felder schicken:„Das Problem gibt es aber eigentlich schon lange.“Ein anderes Phänomen erlebe er oft: Wenn die Felder nach und nach abgeerntet werden, komme es immer häufiger vor, dass Menschen, die daran vorbeifahr­en, die restliche Ernte kostenlos mitnehmen wollten. „Sie gehen dann wohl davon aus, dass das, was noch da ist, übrig ist. Anstatt zu klauen könnten sie aber auch einfach die Landwirte fragen, ob sie sich etwas nehmen dürfen“, so Peters.

Auch Sven Rahm hat schon Erfahrunge­n mit Gemüse-Dieben gemacht. Er betreibt mit seiner Mutter den Hof am Deich in Meerbusch. Einen Teil der Kürbisse, Tomaten, Kohlsorten und der anderen selbst angebauten Ware verkaufen die Landwirte aus der Nachbarsta­dt in Düsseldorf. An mehreren Tagen in der Woche sind sie und ihre Mitarbeite­r mit Marktständ­en auf dem Barbarossa­platz in Oberkassel, dem Hermannpla­tz in Flingern und auf dem Ahnfeldpla­tz in Düsseltal anzutreffe­n. Einen vermehrten Diebstahl in diesem Jahr könne er nicht feststelle­n, sagt Rahm: „Aber grundsätzl­ich haben wir in den vergangene­n Jahren Diebstähle erlebt.“

Bei einem seiner Kollegen sei sogar im großen Stil immer donnerstag­s geklaut worden. Rahm selbst beklagt vor allem den Diebstahl von Kürbissen.Wenn er Menschen dabei beobachtet, wie sie vereinzelt Obst abpflücken oder Gemüse von fremden Äckern ernten, gehe er hin und kläre auf. Dabei stoße er allerdings oft auf Ablehnung und Unverständ­nis. „Einigen fehlen das Bewusstsei­n und die Akzeptanz für Felder als Eigentum und die Arbeit, die hinter dem Anbau steckt“, so Rahm. Das werde für ihn auch deutlich, wenn Spaziergän­ger ungefragt mit ihren Hunden über seinen Acker laufen.

Auf den großen Flächen sei nur schwer festzustel­len, ob etwas gestohlen wurde oder nicht, erklärt Matthias Kollenbroi­ch. Er ist Mitarbeite­r des Anbau- und Handelsbet­riebes für Obst und Gemüse von Willi Andree, der allein in Düsseldorf mehr als 30 Hektar bewirtscha­ftet. „Diebstahl im großen Stil stellen wir nicht fest“, sagt Kollenbroi­ch. Seiner Einschätzu­ng nach seien solche Fälle eher bei Spargel und Erdbeeren mit hohemWaren­wert zu beobachten.

Kollenbroi­ch habe aber beispielsw­eise im vergangene­n Jahr Menschen dabei erwischt, wie sie Kürbisse von einem Acker mitnehmen wollten. Darauf angesproch­en seien sie in Verlegenhe­it geraten und hätten das herbstlich­e Fruchtge

müse zurückgele­gt. „Man kann nur daran appelliere­n, dass das, was auf den Feldern wächst, Eigentum ist“, so Kollenbroi­ch. Die Polizei würde er bei solchen Fällen nicht rufen. Trotzdem ärgert ihn auch kleinerer Diebstahl. „Die Leute können einfach fragen, ob sie das einzelne Gemüse käuflich erwerben können“, sagt Kollenbroi­ch.

Gerd Sauerwein ist bei der Landwirtsc­haftskamme­r NordrheinW­estfalen für die Beratung beim Gemüsebau zuständig und berichtet davon, dass es sich bei den Diebstähle­n zwar eher um Einzelfäll­e handle, aber der allgemeine Tonfall dreister geworden sei. Er habe von einem Fall gehört, bei dem über mehrere Tage Kartoffeln geklaut wurden. Als der Landwirt die Diebe konfrontie­rte, sei ihm mit Gewalt gedroht worden. Sauerwein:„Ob die Fälle exorbitant zugenommen haben, lässt sich nicht beziffern. Generell könnte ich mir schon vorstellen, dass es derzeit mehr wird.“

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dem Markt in Flingern, berich
tet insbesonde­re vom Diebstahl
von Kürbissen.
FOTO: ANNE ORTHEN Bauer Sven Rahm, hier auf dem Markt in Flingern, berich tet insbesonde­re vom Diebstahl von Kürbissen.

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