Diebstahl vor allem auf Kürbis-Feldern
Unter Landwirten häufen sich Beschwerden über Menschen, die Obst und Gemüse von Äckern mitnehmen. Auch in Düsseldorf ist das Problem bekannt.
DÜSSELDORF Immer wieder beklagen Landwirte in Nordrhein-Westfalen, dass von ihren Felder Obst und Gemüse geklaut werden. Erst kürzlich berichtete NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen in einem Interview mit der Rheinischen Post, dass die Beschwerden und Anzeigen zunehmen. Und sie betonte, dass es sich um Straftaten handelt. Und auch Düsseldorfer Landwirte kennen das Problem.
In Wittlaer betreibt Thomas Peters in der vierten Generation den Gemüsehof Peters. Auf rund 40 Hektar baut er Gemüse und verschiedene Sorten Kartoffeln an. Verkauft wird die Ernte im eigenen Hofladen.
Der Landwirt kennt das Problem mit den Diebstählen – allerdings eher aus Erzählungen und weniger aus eigenen Erfahrungen. So seien bei einem seiner Kollegen 30 Quadratmeter Kartoffeln gestohlen worden.
Er selbst habe schon gesehen, dass Fahrradfahrer neben Feldern anhalten, auf den Acker gehen und dort kleine Mengen stehlen. Oder auch dass Eltern ihre Kinder dafür in die Felder schicken:„Das Problem gibt es aber eigentlich schon lange.“Ein anderes Phänomen erlebe er oft: Wenn die Felder nach und nach abgeerntet werden, komme es immer häufiger vor, dass Menschen, die daran vorbeifahren, die restliche Ernte kostenlos mitnehmen wollten. „Sie gehen dann wohl davon aus, dass das, was noch da ist, übrig ist. Anstatt zu klauen könnten sie aber auch einfach die Landwirte fragen, ob sie sich etwas nehmen dürfen“, so Peters.
Auch Sven Rahm hat schon Erfahrungen mit Gemüse-Dieben gemacht. Er betreibt mit seiner Mutter den Hof am Deich in Meerbusch. Einen Teil der Kürbisse, Tomaten, Kohlsorten und der anderen selbst angebauten Ware verkaufen die Landwirte aus der Nachbarstadt in Düsseldorf. An mehreren Tagen in der Woche sind sie und ihre Mitarbeiter mit Marktständen auf dem Barbarossaplatz in Oberkassel, dem Hermannplatz in Flingern und auf dem Ahnfeldplatz in Düsseltal anzutreffen. Einen vermehrten Diebstahl in diesem Jahr könne er nicht feststellen, sagt Rahm: „Aber grundsätzlich haben wir in den vergangenen Jahren Diebstähle erlebt.“
Bei einem seiner Kollegen sei sogar im großen Stil immer donnerstags geklaut worden. Rahm selbst beklagt vor allem den Diebstahl von Kürbissen.Wenn er Menschen dabei beobachtet, wie sie vereinzelt Obst abpflücken oder Gemüse von fremden Äckern ernten, gehe er hin und kläre auf. Dabei stoße er allerdings oft auf Ablehnung und Unverständnis. „Einigen fehlen das Bewusstsein und die Akzeptanz für Felder als Eigentum und die Arbeit, die hinter dem Anbau steckt“, so Rahm. Das werde für ihn auch deutlich, wenn Spaziergänger ungefragt mit ihren Hunden über seinen Acker laufen.
Auf den großen Flächen sei nur schwer festzustellen, ob etwas gestohlen wurde oder nicht, erklärt Matthias Kollenbroich. Er ist Mitarbeiter des Anbau- und Handelsbetriebes für Obst und Gemüse von Willi Andree, der allein in Düsseldorf mehr als 30 Hektar bewirtschaftet. „Diebstahl im großen Stil stellen wir nicht fest“, sagt Kollenbroich. Seiner Einschätzung nach seien solche Fälle eher bei Spargel und Erdbeeren mit hohemWarenwert zu beobachten.
Kollenbroich habe aber beispielsweise im vergangenen Jahr Menschen dabei erwischt, wie sie Kürbisse von einem Acker mitnehmen wollten. Darauf angesprochen seien sie in Verlegenheit geraten und hätten das herbstliche Fruchtge
müse zurückgelegt. „Man kann nur daran appellieren, dass das, was auf den Feldern wächst, Eigentum ist“, so Kollenbroich. Die Polizei würde er bei solchen Fällen nicht rufen. Trotzdem ärgert ihn auch kleinerer Diebstahl. „Die Leute können einfach fragen, ob sie das einzelne Gemüse käuflich erwerben können“, sagt Kollenbroich.
Gerd Sauerwein ist bei der Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen für die Beratung beim Gemüsebau zuständig und berichtet davon, dass es sich bei den Diebstählen zwar eher um Einzelfälle handle, aber der allgemeine Tonfall dreister geworden sei. Er habe von einem Fall gehört, bei dem über mehrere Tage Kartoffeln geklaut wurden. Als der Landwirt die Diebe konfrontierte, sei ihm mit Gewalt gedroht worden. Sauerwein:„Ob die Fälle exorbitant zugenommen haben, lässt sich nicht beziffern. Generell könnte ich mir schon vorstellen, dass es derzeit mehr wird.“