Hohenzollern-Chef zieht seine Klagen zurück
(jus) Seit Jahren streiten die Nachfahren des Adelshauses Hohenzollern mit der Bundesregierung sowie den Ländern Berlin und Brandenburg um millionenschwere Rückgaben von enteigneten Immobilien und Wertgegenständen. Ein angestrebter Kompromiss war lange nicht in Sicht – bis jetzt. Am Donnerstag bestätigte Hohenzollern-Chef Georg Friedrich Prinz von Preußen in Berlin, dass er auf eine gerichtliche Entscheidung verzichten werde. Im Rahmen einer Historikerdebatte zur Aufarbeitung der Familiengeschichte rechtfertigte er seine Entscheidung und zeigte andere Ziele auf.
Nach 1945 hatten die sowjetischen Besatzer zahlreiche Immobilien samt Kunstwerken enteignet. Deshalb forderte das Haus Hohenzollern eine Entschädigung in Höhe von 1,2 Millionen Euro. In der Diskussion um die Zuordnung von 4000 der insgesamt mehr als 10.000 Kunstobjekte spielt von Preußens Urgroßvater eine entscheidende Rolle. Prinz August Wilhelm von Preußen wird vorgeworfen, dem Nationalsozialismus den Boden bereitet zu haben. In diesem Fall wären Ausgleichszahlungen gesetzlich ausgeschlossen gewesen und jene 4000 Objekte würden an den Staat gehen.
Es ist ein Vorwurf, der den geschichtswissenschaftlichen Diskurs schon lange überlagert – und der bis heute ungeklärt ist. „Der ehemalige Kronprinz war politisch unfähig, dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub zu leisten, obwohl er das punktuell sogar gewollt hat“, sagte der Historiker Lothar Machtan, der sich seit Jahrzehnten das Verhältnis der Hohenzollern zum Nationalsozialismus erforscht. Nichtsdestotrotz bleibt die Rolle des verstorbenen Prinzen unter Experten umstritten.
Es ließe sich nicht bestreiten, dass sein Urgroßvater zeitweise mit den Nationalsozialisten sympathisiert habe, sagte auch von Preußen. Ein schwerwiegendes Problem für die Familie. Denn:„Wer sich dem Rechtsextremismus anbiedert, kann nicht traditionsstiftend für das Haus Hohenzollern sein“, betonte von Preußen. Deshalb habe er entschieden, auf die Rückgabe der 4000 Kunstwerke sowie die damit verbundenen Entschädigungen zu verzichten und seine Klagen zurückzuziehen.
Mit dieser Entscheidung wolle der Hohenzollern-Chef „den Weg frei machen für eine unbelastete Debatte in der Geschichtswissenschaft zur Rolle meiner Familie im 20. Jahrhundert“, wie er sagte. Sein Ziel sei, das gemeinsame Kunst- und Kulturerbe dauerhaft für die Öffentlichkeit zu erhalten. Von Preußen sei zuversichtlich, dass eine Lösung für die übrigen Kunstwerke gefunden werde.