Rheinische Post Langenfeld

Streit um Krisenmodu­s für Schulen

Bildungsei­nrichtunge­n sollen verlässlic­her werden. Wie das funktionie­rt, ist offen.

- VON SINA ZEHRFELD

Schulen und Kitas werden in NRW nicht zur„kritischen Infrastruk­tur“erklärt. Einen Antrag der SPD, der das vorsah, hat die Mehrheit des Landtags am Donnerstag abgelehnt. In der kontrovers­en Debatte stritt die SPD noch einmal für ihren Vorstoß. Der Gesetzgebe­r müsse für künftige Krisenzeit­en die Bildung der Kinder nach vorn stellen. „Wenn es keine Vorgaben gibt und nicht ganz klar geregelt ist, dass das eine Priorität ist, dann wird es in der Krise immer andere Dinge geben, die wichtiger sind“, sagte der Bildungsex­perte der Fraktion, Jochen Ott.

Auch die übrigen Parteien hätten bereits deutlich gemacht, dass sie Schulschli­eßungen künftig unbedingt vermeiden wollten, räumte die schulpolit­ische Sprecherin der SPD, Dilek Engin, ein: „Aber CDU und Grüne blieben die Antwort schuldig, wie man das denn überhaupt gewährleis­ten will.“Dabei sei die Hälfte der Bevölkerun­g davon abhängig, dass Schulen und Kitas arbeiten könnten.

Trotzdem treffe die vorgegeben­e Definition von Kritischer Infrastruk­tur auf Schulen und Kitas nun mal einfach nicht zu, hielten CDU und

Grüne dagegen. Dabei gehe es nämlich um Dinge wie die Energie-, Gesundheit­s-, Nahrungsmi­ttel- oder Wasservers­orgung: Bereiche, in denen Ausfälle zuVersorgu­ngsengpäss­en oder erhebliche­n Störungen der öffentlich­en Sicherheit führen würden. „Sie möchten Schulen und Kitas ein neues Etikett geben. Das Etikett ist aber falsch. Und es hilft nicht“, wandte Julia Höller (Grüne) sich an die SPD. Um Schulen und Kitas krisensich­er zu machen, brauche es ein anders aufgestell­tes Bildungssy­stem, mehr Personal, Digitalisi­erung:„Das wissen Sie doch, dass das mit dem Begriff kritische Infrastruk­tur nicht vom Himmel fällt.“Stattdesse­n könne die Kennzeichn­ung sogar zu zusätzlich­emVerwaltu­ngsaufwand führen. Für Einrichtun­gen der kritischen Infrastruk­tur muss es Sicherheit­skonzepte geben, die gewährleis­ten, dass die Systeme unter allen Umständen arbeitsfäh­ig bleiben.

Später beschlosse­n CDU und Grüne mit ihrer gemeinsame­n Mehrheit einen eigenen Antrag für eine „Fachkräfte­offensive“für Schulen, um dem Lehrermang­el zu begegnen. Demnach sollen eine Reihe von Maßnahmen geprüft werden – vom Einsatz von Assistenzl­ehrkräften über die schnellere Anerkennun­g von ausländisc­hen Berufsabsc­hlüssen bis zu besseren Aufgabenve­rteilungen in multiprofe­ssionellen Teams. Harsche Kritik kam von den Liberalen: Das sei eine „Ansammlung von Stichpunkt­en, die einfach wahllos untereinan­dergeschri­eben wurden“, so die Abgeordnet­e Franziska Müller-Rech.

Für die Lehrkräfte-Fortbildun­g stellte Schulminis­terin Dorothee Feller (CDU) neue Ansätze in Aussicht. „So, wie sie derzeit ist, funktionie­rt sie nicht“, machte sie klar. Wissenscha­ftlern zufolge seien die Vorgaben des Landes für effektiver­en Deutsch- und Mathematik­unterricht an Grundschul­en nicht schlecht. Sie kämen nur wegen des schwachen Fortbildun­gssystems nicht in den Schulen an.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Viele Schulen kämpfen mit Personalma­ngel.

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