Rheinische Post Langenfeld

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10.03.1906

- Das Grubenungl­ück von Courrières TEXT: JENI | FOTO: JANNICK JÉRÉMY/WIKIMEDIA COMMONS

Die kleine Gemeinde Courrières im Norden Frankreich­s zählt etwas mehr als

10.000 Einwohner. Dort ereignete sich Anfang des 20. Jahrhunder­ts das schwerste Unglück in der Geschichte des Bergbaus. Etwa 1600 Bergleute arbeiteten im Bergwerk von Courrières, als es am frühen Morgen des 10. März 1906 zu einer Explosion kam. Die Ursache ist bis heute unklar. Die Detonation war so stark, dass selbst noch in einiger Entfernung die Fenstersch­eiben zersprange­n. Mehrere Hundert Kumpel starben durch die Explosion. Die danach in den Schächten lodernden Feuer forderten zahlreiche weitere Todesopfer. Weil sich in der Zeche giftige Gase ausbreitet­en, waren die Rettungsar­beiten schwierig. Inmitten des Chaos kam es zu einer viel beachteten Geste der Solidaritä­t: Die deutschen Zechen Shamrock in Herne und Rheinelbe in Gelsenkirc­hen schickten Helfer, die die Retter in Nordfrankr­eich unterstütz­ten (Bild) – trotz der politische­n Spannungen zwischen ihren Ländern. Doch auch die Teams aus Deutschlan­d konnten nur wenig ausrichten: 1099 Bergleute verloren ihr Leben. Rund 500 Menschen konnten gerettet werden. Wie durch ein Wunder wurden 20 Tage nach der Explosion noch 13 überlebend­e Kumpel entdeckt. 17 Jahre nach dem Unglück zeigte sich, wie stark die Helfer aus Deutschlan­d den Franzosen in Erinnerung geblieben waren: 1923 besetzte die französisc­he Armee das Ruhrgebiet, bei den darauffolg­enden Unruhen kam es zu Verhaftung­en. Auch deutsche Bergleute standen vor Gericht. Ihre Verwandten holten die Ehrenmedai­llen, die sie 1906 erhalten hatten – der französisc­he Richter ließ sie umgehend frei.

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