Kalenderblatt
10.03.1906
Die kleine Gemeinde Courrières im Norden Frankreichs zählt etwas mehr als
10.000 Einwohner. Dort ereignete sich Anfang des 20. Jahrhunderts das schwerste Unglück in der Geschichte des Bergbaus. Etwa 1600 Bergleute arbeiteten im Bergwerk von Courrières, als es am frühen Morgen des 10. März 1906 zu einer Explosion kam. Die Ursache ist bis heute unklar. Die Detonation war so stark, dass selbst noch in einiger Entfernung die Fensterscheiben zersprangen. Mehrere Hundert Kumpel starben durch die Explosion. Die danach in den Schächten lodernden Feuer forderten zahlreiche weitere Todesopfer. Weil sich in der Zeche giftige Gase ausbreiteten, waren die Rettungsarbeiten schwierig. Inmitten des Chaos kam es zu einer viel beachteten Geste der Solidarität: Die deutschen Zechen Shamrock in Herne und Rheinelbe in Gelsenkirchen schickten Helfer, die die Retter in Nordfrankreich unterstützten (Bild) – trotz der politischen Spannungen zwischen ihren Ländern. Doch auch die Teams aus Deutschland konnten nur wenig ausrichten: 1099 Bergleute verloren ihr Leben. Rund 500 Menschen konnten gerettet werden. Wie durch ein Wunder wurden 20 Tage nach der Explosion noch 13 überlebende Kumpel entdeckt. 17 Jahre nach dem Unglück zeigte sich, wie stark die Helfer aus Deutschland den Franzosen in Erinnerung geblieben waren: 1923 besetzte die französische Armee das Ruhrgebiet, bei den darauffolgenden Unruhen kam es zu Verhaftungen. Auch deutsche Bergleute standen vor Gericht. Ihre Verwandten holten die Ehrenmedaillen, die sie 1906 erhalten hatten – der französische Richter ließ sie umgehend frei.