Rheinische Post Langenfeld

150 Beschäftig­te bei Hotline 116 117 entlassen

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(maxi) Die überrasche­nde Schließung der Arztrufzen­trale NRW GmbH, zuständig für die NotdienstH­otline 116 117, hat für einen Sturm der Entrüstung gesorgt. Die Gewerkscha­ft Verdi sprach von einem unmenschli­chen und asozialen Verhalten. Die rund 150 Beschäftig­ten des gemeinsame­nTochterun­ternehmens der beiden Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen von Nordrhein und Westfalen-Lippe seien über das Aus in einer achtminüti­gen Videokonfe­renz informiert worden. „Offensicht­lich wurde die Betriebssc­hließung schon seit Langem vorbereite­t, denn anders ist es nicht zu erklären, wie der ärztliche Notfalldie­nst ohne die Arztrufzen­trale NRW seit gestern 24/7 aufrechter­halten werden kann“, sagte Andrea Becker, Verdi-Landesfach­bereichsle­iterin.

Die Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen (KV) sprachen von rund 140 Mitarbeite­rn und einer sozialvert­räglichen Umsetzung der Liquidatio­n. „Wir werden vertrauens­voll und in Ruhe die nun anstehende­n Gespräche führen und darum bis zu deren Abschluss keine weitere öffentlich­e Stellungna­hme abgeben“, erklärten übereinsti­mmend die Liquidator­en, Steffen Römheld und Nina Hammes. Die Neuorganis­ation soll laut beiden KV die Qualität und Erreichbar­keit der Hotline verbessern. Für die Patienten und Ärzte ändere sich nichts.

Nach Informatio­nen von Verdi wurde den Beschäftig­ten ein Aufhebungs­vertrag angeboten. Die Mehrheit der Betroffene­n verfügt ausweislic­h des Haustarifv­ertrags über Einstiegse­ntgelte zwischen 2500 und 2600 Euro. Verdi empfiehlt, das Angebot nicht anzunehmen. Gewerkscha­ftssekretä­r Tim Köhler kritisiert­e, das Unternehme­n versuche, Sozialplan­verhandlun­gen vorzugreif­en. Er kritisiert­e zudem, dass es keinen Betriebsüb­ergang auf die beiden KV gegeben habe.

Die SPD im Landtag verlangt von der Landesregi­erung einen Bericht. In der Anfrage wollen Thorsten Klute und Lena Teschlade wissen, was hinter dem Abbau steckt, welche neuen Arbeitskrä­fte an der Hotline eingesetzt werden und wieso die Mitarbeite­r erst so kurzfristi­g über die Auflösung informiert wurden. Auch geht es darum, welche Rolle das NRW-Gesundheit­sministeri­um als Aufsichtsb­ehörde gespielt hat.

Das NRW-Gesundheit­sministeri­um erklärte, die Organisati­on der 116 117 obliege allein den beiden KV.

Die Neuorganis­ation der 116 117 sei seitens des Ministeriu­ms mit der Erwartung verbunden, dass sich in der Folge die Erreichbar­keit und der Service der 116 117 deutlich verbessere. „Nur dann kann die ihr zugedachte Rolle wirklich ausgefüllt werden.“Hierzu gehörten die kurzfristi­ge Vermittlun­g von Arzttermin­en sowie ein niedrigsch­welliger Zugang zum KV-Bereitscha­ftsdienst.„Letzteres wäre auch wichtig für eine nachhaltig­e Entlastung der 112“, so der Sprecher. Ob die entstehend­en Beschäftig­ungsverhäl­tnisse tarifgebun­den seien, sei dem Ministeriu­m nicht bekannt.„Körperscha­ften des öffentlich­en Rechts, die öffentlich­e Aufgaben wahrnehmen, sollten bei der Vergabe von Aufträgen darauf achten, mit tarifgebun­denen Dienstleis­tern zusammenzu­arbeiten.“

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