Vom „Pubertier“zur „Älternzeit“
Der Schriftsteller Jan Weiler liest auf der Lit Cologne aus seinem neuen Buch.
Jan Weilers Sohn wirft lieber die einmal getrageneWäsche in den Wäschekorb, als sie zu falten und zurückzulegen. „Kennen Sie das?“, fragt Weiler sein Publikum. Das zustimmende Lachen lässt vermuten, dass viele Eltern anwesend sind und ganz genau wissen, wie das mit erwachsenen, nein, volljährigen Kindern zu Hause läuft.
Weiler kennt sich mit heranwachsenden Kindern aus, er hat zwei: Nick und Carla. Die beiden sind der breiten Masse spätestens seit seiner Buchreihe„Das Pubertier“bekannt. Manche Dinge sind jedoch vorbei, wenn die Kinder älter werden: Rolf Zuckowski zum Beispiel, Bobo Siebenschläfer, Reiswaffeln oder betrunkene Jugendliche im Auto. Der Autor hat eine Reise vom „Pubertier“zur „Älternzeit“erlebt, hat die einschneidendsten Erlebnisse im neuen Buch niedergeschrieben und daraus nun auf der Lit Cologne vorgelesen.
Weilers Geschichten klingen bei aller Alltagseinsicht immer außerordentlich – als würde seiner Familie stets etwas Komisches zustoßen. Warum würde man sonst das bereits fünfte Buch darüber verfassen? Der Autor lebt, so liest er vor, in einer reinen Jungs-Wohngemeinschaft mit seinem mittlerweile 20-jährigen Sohn Nick. Seine Frau Sarah und seine Tochter Carla haben sich in eine Mädels-WG verflüchtigt, man hat sich getrennt. Das ist alles aber gar kein Problem, man arrangiert sich eben. „Sarah bekam die Waschmaschine, ich den Schoko-Brunnen“, liest Weiler.
Und sonst gestaltet sich das Leben in der Männer-WG als einfach für das Vater-Sohn-Gespann: Gegenseitiges „Pranken“, also Reinlegen, Chatnachrichten mit den passenden Emojis, missrateneWeihnachtsplätzchen und die dazugehörigen obligatorischen sechs Bier. Und die Mühsal der leistungslos bezogenen Apanage, die sich Taschengeld nennt. Weiler und Sohn liefern neben Wortwitzen à la „Ich habe eine Mikrobiologin kennengelernt. Die ist größer, als ich dachte“, auch Ratschläge sowie ernst und gut gemeinte Tipps, wie bei Nicks erstem großen Liebeskummer.
Eine wichtige Erkenntnis ausWeilers Buch bleibt jedoch: Nicht nur die Kinder werden älter – er selbst kann sich davon auch nicht lossprechen. Irgendwann wendet sich das Blatt, und Weiler ist nicht mehr derjenige, der Ratschläge erteilt, sondern mit einem gut gemeinten„Geh nicht zu spät ins Bett“von seinem Sohn verabschiedet wird.
Sein Publikum stimmte ihm mit verständnisvollem Lachen zu.