Künftig rühren mehrere Köche in der Kultur
Nach dem Beschluss des Fachausschusses ist die finanziell verlustreiche „Kulturstadtlev“bald Geschichte. Die Aufgaben des städtischen Eigenbetriebs sollen künftig von mehreren Verwaltungsbereichenreichen geschultert werden: vom neuen Institut für Stadtkul
In einem gemeinsamen Papier hatten CDU, SPD, FDP und Einzelvertreterin Gisela Kronenberg die Neuordnung der Kultur in Leverkusen gefordert. In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses setzten sie sich damit gegen die Stimmen der Grünen durch. Falls der Rat – wie zu erwarten – dem Antrag am 30. März ebenfalls zustimmt, ist die Auflösung der „Kulturstadtlev“(KSL) beschlossen, eine eigenbetriebsähnliche kommunale Einrichtung, die seit 20 Jahren das städtische Kulturangebot organisiert. Von der Übergabe dieser Aufgabe in mehrere neue Hände innerhalb der Kernverwaltung erhofft sich die Politik nichts weniger als eine Rettung der Kultur in Leverkusen – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen (siehe Info).
Die Zuschauerplätze im Terrassensaal des Forums waren so gut gefüllt wie vermutlich selten zuvor. Schließlich hatte der Antrag der Ratsmehrheit bei Mitarbeitern auf allen Ebenen zu ernsthaften Sorgen geführt. Gleich nach der Entscheidung kommentierte ein Zuhörer: „Zu viele Fragen sind noch offen. Außerdem dürfte es erhebliche organisatorische Schwierigkeiten mit sich bringen, die gesamte Kultur in zwei Dezernaten unterzubringen.“
Die KSL sei bei ihrer Gründung sicherlich eine gute Entscheidung gewesen, begründete Bernhard Marewski (CDU) als Sprecher der Initiative den Antrag. Nun sei die Neugliederung der Kulturlandschaft „eine klare Option“, konkretisierte er und forderte, diesen wichtigen
Bestandteil des öffentlichen Lebens neu zu bündeln und in die Kernverwaltung zurückzuführen.
Dazu gibt es diese Vorschläge: Kunst, Kultur, Museum Schloss Morsbroich und ein neues Institut für Stadtkultur und Stadtgeschichte soll im Dezernat des Oberbürgermeisters reintegriert, kulturelle außerschulische Bildung mit ihrer Schnittstellenfunktion als eigener Fachbereich im Dezernat Schulen, Kultur, Jugend und Sport angesiedelt werden. Musikschule, Volkshochschule, Stadtbibliothek und Jugendkunstgruppen sollen näher an die Bereiche Schule und Kitas rücken. Die bisherigen Liegenschaften der KSL will man vom Fachbereich Gebäudewirtschaft betreut sehen.
Von den Veränderungen erhofft sich die Politik etwa neue Synergieeffekte und eine Ausweitung der Nutzergruppen, aber auch mehr haushalterische Freiheiten, Kontroll- und Gestaltungsmöglichkeiten und eine bessere politische Teilhabe an der Gestaltung der öffentlichen Kulturlandschaft. Kulturdezernent Marc Adomat meinte, der Wunsch zur Weiterentwicklung sei nachvollziehbar und im Interesse der Mitarbeiter. Dennoch stelle sich die Frage, welche konkreten und messbaren Ziele mit der Zerschlagung der Kultustadtlev angestrebt werde. Adomat sieht in der KSL einen „Diamanten“, der von den facettenreichen Teilbetrieben und deren effizientem und gutem Zusammenspiel lebe. Eine Zer
splitterung, so sein Fazit, würde „zu erheblichem organisatorischem Mehraufwand führen und einer dynamischen Entwicklung entgegenstehen“.
Die Kulturausschussvorsitzende Roswitha Arnold zeigte sich entsetzt. Der Gegenseite warf die Grünen-Politikerin vor, der Antrag sei „dilettantisch auf denWeg gebracht“und sozusagen unter der Hand eingereicht worden, mit der Folge, „eine Institution und die kulturellen Einrichtungen dieser Stadt komplett zu atomisieren“. Der Wortbeitrag von Adomat sei nachvollziehbar, der von Arnold„eine Frechheit“, entgegnete Monika Ballin (FDP). „Kultur in Leverkusen ist ein wertvolles Kleinod, das es zu erhalten gilt“, unterstrich die Freidemokratin. Deshalb sei es unverschämt zu behaupten, man zerschlage Kultur, nur weil man die KSL zerschlage, und es sei „zugleich ein Affront gegen jede Kommune, die keine KSL hat, sondern Kultur in ihrer Verwaltung verwalten lässt und Kulturschaffende ebenfalls mit Freiheit ausstattet“. In dem Konstrukt KSL, so wie es heute existiere, sehe man keine Zukunft mehr, sagte Ballin. Deshalb sei ein Ende mit Schrecken allemal besser als ein Schrecken ohne Ende. „Alles Bestehende zu bewahren und Neues noch draufsatteln, das wird in der Kultur genauso wenig gelingen wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen auch.“
„Die kulturellen Einrichtungen dieser Stadt werden komplett atomisiert“Roswitha Arnold
„Ein Ende mit Schrecken ist allemal besser als ein Schrecken ohne Ende“Monika Ballin FDP