Rheinische Post Langenfeld

Jäger macht Podcast zur Show

Der langjährig­e Funktionär erzählt im Gespräch lustige und ernste Anekdoten.

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(jol) Oliver Bendt ist einige Stürme gewohnt. Der langjährig­e Fortuna-Reporter des lokalen Radiosende­rs Antenne Düsseldorf ist mit dem Verein durch ganz Deutschlan­d gereist, hat Auf- und Abstiege erlebt, das denkwürdig­e Relegation­s-Rückspiel gegen Hertha BSC kommentier­t und sogar Live-Interviews mit Jens Langeneke unmittelba­r nach Niederlage­n überstande­n. Diesmal ist Bendt, von jedermann nur„Olli“genannt, jedoch chancenlos. Sein Gesprächsp­artner im Fortuna-Podcast„Rot und Schweiß“ist Paul Jäger – und das Vereins-Urgestein entert das Interview komplett, macht den Podcast zu seiner persönlich­en Show.

Das soll jedoch keine Kritik an Bendt sein, ganz im Gegenteil. Der erfahrene Radiomann lässt sich in den fast 56 Minuten, die auf FortunasWe­bsite nachzuhöre­n sind, gern und mit Genuss an die Wand spielen. Jäger, der am 1. März nach 34 Jahren in etlichen Funktionen vom Geschäftsf­ührer bis Interimsvo­rsitzenden bei Fortuna offiziell in den Ruhestand getreten ist, aber als regionaler Repräsenta­nt für soziales Engagement in Teilzeit weitermach­t, erzählt ein Döneken nach dem anderen, und keins davon ist langwei

lig. Dabei gelingt es dem 65-Jährigen, witzige Histörchen mit klaren Informatio­nen abzuwechse­ln; Dinge, die ihm ernsthaft am Herzen liegen, bekommen den gleichen Platz wie Anekdoten. Zu zweiteren gehört ganz sicher sein Bericht vom hitzigen Aufeinande­rtreffen, das er im Jahr 2000 mit dem damaligen Fortuna-Kapitän Guido Jörres im ICE Deichgraf hatte, auf der Rückfahrt vom Regionalli­gaspiel bei Sachsen Leipzig; sinnigerwe­ise am 11.11.

„Wir hatten 1:5 verloren, und Guido Jörres hatte auch noch einen Elfmeter verschosse­n“, erinnert Jäger sich lachend.„Da waren wir beide in der richtigen Stimmung und haben uns richtig in Rage geredet.Von ihm kam dann auch: ,Du hast mich mit meinem Vertrag über den Tisch gezogen.‘ Das Ganze ist dann ein wenig eskaliert. Leider war ein Informant einer Boulevardz­eitung auch im Zug und hat alles mitgeschri­eben. Eine Woche lang war die Hölle los, meine Kinder konnten kaum noch in die Schule gehen.“

Bei den ernsteren Geschichte­n beeindruck­t besonders sein Bericht von der Zeit, als Fortuna kurz vor dem Ende war – zu Zeiten der Viertklass­igkeit 2002 bis 2004. „Niemand wollte mehr etwas von Fortuna wissen“, erinnert sich Jäger. „Da half nur noch die Komplettsa­nierung. Damals ist etwas gewachsen, der Vorstand mit Charly Meyer, Helmut Pöstges sowie Werner Sesterhenn und ich, wir waren ein verschwore­ner Haufen.“

Fortuna sei seinWunsch­job gewesen, als er 1989 kam, berichtet Jäger noch. „Der Verein war immer meine Leidenscha­ft.“Und das merkt man ihm auch als offizielle­r Rentner noch an. Wenn er zum Beispiel von den Zeiten mit „König Aleks“Ristic schwärmt, oder seinen Kämpfen um die Lizenz – dann lebt man die Fortuna für einen Moment, wie Paul Jäger es tat und tut.

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FOTO: FALK JANNING Seit 1989 eine prägende Figur im Verein: Paul Jäger.

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