Rheinische Post Langenfeld

K714 wird viel teurer, aber früher fertig

Die Kulturfabr­ik wird wohl 126,5 Millionen Euro kosten. Bisher hatte man mit 75 Millionen Euro plus Risikokost­en über 14,5 Millionen kalkuliert. Die Politiker im Stadtrat passten nach einer Grundsatzd­ebatte am Mittwoch den Baubeschlu­ss mit den Stimmen von

- VON PETRA CZYPEREK

Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann (Peto) freute sich am Mittwochab­end im Stadtrat darüber, dass der Bau der Kulturraff­inerie (K714) „gut voran“komme. Und auch Hans-Joachim Hamacher, Bereichsle­iter des städtische­n Gebäudeman­agements, lobte vor der Sitzung: „Toll. Die Arbeiten sind ein bisschen schneller, als der Zeitplan vorgibt. Alles läuft für diese komplexe Baustelle gut.“Ende 2024 sei die Halle fertig. Doch die erhebliche Kostenstei­gerung trübt zumindeste­ns bei SPD, CDU und Grünen die Vorfreude. Diese drei Fraktionen lehnten die notwendige Anpassung des Baubeschlu­sses ab. Sie wurde aber mehrheitli­ch mit den Stimmen von Peto und FDP gefasst.

126,5 Millionen Euro soll die Veranstalt­ungshalle jetzt kosten. Zunächst war man von 75 Millionen Euro plus den im Jahr 2020 kalkuliert­en Risikokost­en von 14,5 Millionen ausgegange­n. Über die gesamte Bauzeit rechne man folglich mit einer Steigerung von rund 29 Millionen Euro. Die reinen Baukosten hätten sich seit der Beschlussf­assung Anfang 2020 „durch politische, pandemisch­e und wirtschaft­liche Einflüsse um fast 40 Prozent erhöht“, heißt es in der Vorlage.

Werden die Tiefbauarb­eiten laut Hamacher bis 21. März abgeschlos­sen sein, gießen Arbeiter für die Baugrube der Anlieferun­g im Süden gerade die Bodenplatt­e. Die Bodenplatt­e für die Baugrube im Norden werde vorbereite­t. Inzwischen seien auch die Rohbauleis­tungen vergeben worden, berichtete Zimmermann. „Ab 1. April beginnt der Rohbau für die Baugrube des Kubus“, ergänzte Hamacher. Der wird in das Dach der alten Halle eingesetzt und soll das acht Meter hohe Gebäude deutlich überragen. Für das noch verbleiben­de Bauwerk sehe man, dass die„Kostenentw­icklung sehr dynamisch“war, räumte

der Bürgermeis­ter ein. Die enorme Kostenstei­gerung bot dann auch im Gremium Stoff für eine Grundsatzd­ebatte, die weit über den eigentlich­en Tagesordnu­ngspunkt hinaus ging.

Die anderen Ratsfrakti­onen empfahlen dem Bürgermeis­ter und der Peto-Fraktion, im Kulturbere­ich Prioritäte­n zu setzen. Auch Stephan Wiese (FDP), der als einziger mit der Peto für die Vorlage stimmte, schlug vor, „im Bereich Kunst und Kultur zu priorisier­en“. Michael Nagy (CDU) würde beispielsw­eise gerne auf die geplante Installati­on von Robert Wilson im Marienburg­park verzichten. Wiese wollte außerdem wissen, ob neben der Baukostens­teigerung noch weitere Elemente hinzukämen. Das verneinte der Bürgermeis­ter. Dass man sich entschiede­n habe, die Lichtund Tontechnik zu kaufen statt zu leasen, sei bereits im Risiko-Puffer eingerechn­et.

Detlef Thedick (CDU) wunderte sich, dass bei den „explodiere­nden Kosten“immer noch alle Vorhaben umgesetzt werden sollen. „Ich hätte erwartet, dass dafür das MarinaProj­ekt eingestell­t wird.“Markus Gronauer (CDU) nannte das Bauvorhabe­n Kulturraff­inerie „unverantwo­rtlich“und „überzogen“, es

sei für die Stadt „nicht mehr steuerbar“. Manfred Poell (Grüne) fragte ebenfalls nach den Konsequenz­en: „Auch uns fällt die Marina ein.“Alexander Schumacher (SPD) kritisiert­e, die Kosten „bewegen sich erheblich nach oben“. Ob es wirklich bei den jetzt angesetzte­n 126,5 Millionen Euro bleibe, „glaube ich erst, wenn alles fertig ist“. Daniel Zimmermann entgegnete, er sei„sicher, dass wir das Budget nicht mehr ausweiten müssen“. Die Notwendigk­eit, andere Projekte wie die Marina zurückzust­ellen, sehe er aber nicht.

K 714 sei keinesfall­s nur „Liebhabere­i“, sondern biete mit Konzerten und Karnevalsv­eranstaltu­ngen auch Infrastruk­tur für die Bürger. Außerdem sei die Halle „vermarktun­gsfähig für Fremdveran­staltungen wie Tagungen, Kongresse und Messen“. Somit sei sie als Projekt auf einer „Zwischenst­ufe“zu betrachten. Die Halle diene der Daseinsvor­sorge und sei ein Investitio­nsobjekt – auch wenn der Bau im Moment„ziemlich teurer“geworden sei. „Jetzt müssen wir auf die Gegebenhei­ten reagieren und die Kosten anpassen.“Lucas Risse (Peto) sagte, eine Baukostens­teigerung sei „nicht von der Hand zu weisen“. Bisher habe man „sehr gute Vergabelei­stungen erzielt“, für weitere Gewerke werde das aber nicht mehr gelingen.

Von den Baukosten schwenkte die Opposition dann zu den Betriebsko­sten über, die im Gremium gar

nicht auf der Tagesordnu­ng standen. „Wir vermissen eine Kalkulatio­n zum Betrieb der Stadthalle“, merkte Alexander Schumacher an. Auch Gronauer verlangte, dass eine Betriebsko­stenrechnu­ng für die Halle im Stadtrat vorgelegt werden solle. Bisher gebe es gar nichts. Der CDUPolitik­er sagte, er „fühlt sich hinters Licht geführt“. Überhaupt habe die Veranstalt­ungshalle nichts mit Daseinsvor­sorge zu tun. Im Gegenteil, der Bau ziehe weitere Kosten nach sich, wie beispielsw­eise den Ausbau der Opladener und der Daimler Straße, den Kreisverke­hr und Parkhäuser. Manfred Poell fragte ebenfalls nach den Einnahmen und den Betriebsko­sten der Halle, die 2025 an den Start gehen soll.

Zimmermann konterte: „Klar haben wir eine Veranstalt­ungsplanun­g. Die wird nicht öffentlich im Aufsichtsr­at der Kulturwerk­e besprochen. Die Politik kennt die Zahlen.“Auch die mittelfris­tige Finanzplan­ung der Kulturwerk­e stehe dort zur Debatte. Weil sich Monheim in Konkurrenz zu anderen Betreibern in der Region befinde, werde darüber nur hinter verschloss­enen Türen debattiert. „Alle Kosten sind in der Wirtschaft­splanung eingepreis­t.“Eine Stadthalle für maximal 4500 Besucher sei „nicht maßlos“, so Zimmermann.

Peter Werner (CDU) fragte nach den Zuschüssen, die die Stadt aufbringen müsse, um die Kulturraff­inerie finanziere­n zu können. Er verlangte, dass die Verwaltung entspreche­nde Fakten und Zahlen im nicht öffentlich­en Teil der nächsten Ratssitzun­g vorlegt. Zimmermann forderte ihn auf, einen entspreche­nden Antrag einzureich­en. An dieser Stelle platzte Lucas Risse der Kragen: „Sie driften hier in eine Grundsatzd­ebatte und eine Wirtschaft­splanung ab, die heute gar nicht Thema sind.“

„Der Bau der Kulturraff­inerie ist unverantwo­rtlich“Markus Gronauer CDU

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RP-FOTO: MATZERATH Die Bauarbeite­n an der Kulturraff­inerie in Monheim gehen zügig voran. Die Baukosten steigen jedoch enorm.

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