Rheinische Post Langenfeld

Startup erfindet Rollo, das Strom erzeugt

2019 gewannen Morris Haid und Florian Legermann den Changes Award. Ihre Idee, mithilfe von Rollos Strom zu produziere­n, kam an.

- VON ANDREA BINDMANN

Eine gute Idee zu haben ist noch lange keine Eintrittsk­arte in die Geschäftsw­elt. Das mussten Morris Haid und Florian Legermann in den vergangene­n Jahren feststelle­n. Mit ihrem Strom-produziere­nden Rollo Raffsun konnten sie zwar die Jury beim Changes Award überzeugen, danach folgte aber ein langer – mitunter steiniger – Weg. Dennoch sind die beiden Ratinger so überzeugt von ihrem Produkt, dass sie drangeblie­ben sind. Im kommenden Jahr soll es endlich Marktreife erlangen.

Wie viele andere junge Menschen stellten sich Haid und Legermann kurz vor dem Abitur die Frage: Wie soll es nach dem Schulabsch­luss weitergehe­n? „Der Changes Award fiel genau in diese Zeit“, erinnert sich Legermann. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagten sich die beiden Tüftler und gründeten kurzerhand eine Firma. Damit startete eine lange Lernphase.

„Es fing damit an, dass wir uns damit auseinande­rsetzen mussten, wie man überhaupt eine Firma gründet“, sagt Haid. „Alle Strukturen mussten geschaffen werden, von der Informatio­nstechnik bis zur Produktent­wicklung.“Plötzlich waren die beiden Ratinger für alle Arbeitssch­ritte und Entscheidu­ngen selbst verantwort­lich.

Dabei mussten Haid und Legermann auch viel Überzeugun­gsarbeit leisten. Inzwischen haben mit der bayrischen Firma Reflexa einen Partner für die Fertigung der besonderen Lamellen gefunden.„Wir wollten unser Produkt in Deutschlan­d produziere­n; weil wir auf Qualität setzen, weil wir den wachsenden Fotovoltai­kmarkt in Deutschlan­d für unser Produkt nutzen wollen und nicht zuletzt, um klimaneutr­al zu bleiben“, erklären die beiden Firmengrün­der. Es gebe Produktion­smöglichke­iten in Asien, aber es ergebe zum einen keinen Sinn, die Ware zweimal um den Erdball zu verschiffe­n; zum anderen können die Produktion­sbedingung­en nicht zuverlässi­g überprüft werden.

Jetzt geht es darum, ein Vertriebsn­etz aufzubauen.„Viele Handwerksb­etriebe scheuen sich, Produkte zu verwenden, die am Markt noch nicht etabliert sind“, mussten Haid und Legermann feststelle­n.

Daraus, dass der Weg bis hierher mit unzähligen Tiefschläg­en gepflaster­t war, machen die beiden Ratinger keinen Hehl. Immer wieder muss das Produkt getestet werden, es gebe zahlreiche Normen, die eingehalte­n werden müssen, wie läuft das mit der Garantie, wenn das Produkt einmal auf dem Markt ist. „Besonders knifflig war die Stromabfüh­rung von den Lamellen“, bekennen Haid und Legermann.

Ihr Ziel: Mithilfe eines elektronis­chen Konfigurat­ors sollen Kunden ab 2024 dann ihr Rollo maßgeschne­idert bestellen können. Komplizier­t ist auch die Preiskalku­lation. Vergleichb­are Produkte gibt es nicht. Um die Kosten für den Kunden im Rahmen zu halten, muss eine automatisi­erte Fertigung entwickelt werden. Daran arbeiten die beiden gerade.

Wovon lebt man dann, wenn noch kein einziges Produkt verkauft worden ist? „Wir haben ein Gründersti­pendium erhalten und können auf Business Angels zurückgrei­fen, die so viel Vertrauen in unsere Arbeit haben, dass sie uns mit Investitio­nen unterstütz­en“, so die Ratinger.

Einen Plan B gibt es trotzdem – vorsichtsh­alber. Legermann studiert Maschinenb­au, Haid Biologie. Allerdings glauben beide, dass sich ihr Produkt am Markt behaupten wird. Und wenn es denn endlich soweit ist, haben sie schon jetzt Pläne für weitere Produkte in der Schublade. Aber eins in Ruhe nach dem anderen.

 ?? ACHIM BLAZY RP-FOTO: ?? Morris Haid (l.) und Florian Legermann sind die Gründer von Solaregy. Das Unternehme­n entwickelt eine Jalousie, die Strom erzeugen kann.
ACHIM BLAZY RP-FOTO: Morris Haid (l.) und Florian Legermann sind die Gründer von Solaregy. Das Unternehme­n entwickelt eine Jalousie, die Strom erzeugen kann.

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