Startup erfindet Rollo, das Strom erzeugt
2019 gewannen Morris Haid und Florian Legermann den Changes Award. Ihre Idee, mithilfe von Rollos Strom zu produzieren, kam an.
Eine gute Idee zu haben ist noch lange keine Eintrittskarte in die Geschäftswelt. Das mussten Morris Haid und Florian Legermann in den vergangenen Jahren feststellen. Mit ihrem Strom-produzierenden Rollo Raffsun konnten sie zwar die Jury beim Changes Award überzeugen, danach folgte aber ein langer – mitunter steiniger – Weg. Dennoch sind die beiden Ratinger so überzeugt von ihrem Produkt, dass sie drangeblieben sind. Im kommenden Jahr soll es endlich Marktreife erlangen.
Wie viele andere junge Menschen stellten sich Haid und Legermann kurz vor dem Abitur die Frage: Wie soll es nach dem Schulabschluss weitergehen? „Der Changes Award fiel genau in diese Zeit“, erinnert sich Legermann. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagten sich die beiden Tüftler und gründeten kurzerhand eine Firma. Damit startete eine lange Lernphase.
„Es fing damit an, dass wir uns damit auseinandersetzen mussten, wie man überhaupt eine Firma gründet“, sagt Haid. „Alle Strukturen mussten geschaffen werden, von der Informationstechnik bis zur Produktentwicklung.“Plötzlich waren die beiden Ratinger für alle Arbeitsschritte und Entscheidungen selbst verantwortlich.
Dabei mussten Haid und Legermann auch viel Überzeugungsarbeit leisten. Inzwischen haben mit der bayrischen Firma Reflexa einen Partner für die Fertigung der besonderen Lamellen gefunden.„Wir wollten unser Produkt in Deutschland produzieren; weil wir auf Qualität setzen, weil wir den wachsenden Fotovoltaikmarkt in Deutschland für unser Produkt nutzen wollen und nicht zuletzt, um klimaneutral zu bleiben“, erklären die beiden Firmengründer. Es gebe Produktionsmöglichkeiten in Asien, aber es ergebe zum einen keinen Sinn, die Ware zweimal um den Erdball zu verschiffen; zum anderen können die Produktionsbedingungen nicht zuverlässig überprüft werden.
Jetzt geht es darum, ein Vertriebsnetz aufzubauen.„Viele Handwerksbetriebe scheuen sich, Produkte zu verwenden, die am Markt noch nicht etabliert sind“, mussten Haid und Legermann feststellen.
Daraus, dass der Weg bis hierher mit unzähligen Tiefschlägen gepflastert war, machen die beiden Ratinger keinen Hehl. Immer wieder muss das Produkt getestet werden, es gebe zahlreiche Normen, die eingehalten werden müssen, wie läuft das mit der Garantie, wenn das Produkt einmal auf dem Markt ist. „Besonders knifflig war die Stromabführung von den Lamellen“, bekennen Haid und Legermann.
Ihr Ziel: Mithilfe eines elektronischen Konfigurators sollen Kunden ab 2024 dann ihr Rollo maßgeschneidert bestellen können. Kompliziert ist auch die Preiskalkulation. Vergleichbare Produkte gibt es nicht. Um die Kosten für den Kunden im Rahmen zu halten, muss eine automatisierte Fertigung entwickelt werden. Daran arbeiten die beiden gerade.
Wovon lebt man dann, wenn noch kein einziges Produkt verkauft worden ist? „Wir haben ein Gründerstipendium erhalten und können auf Business Angels zurückgreifen, die so viel Vertrauen in unsere Arbeit haben, dass sie uns mit Investitionen unterstützen“, so die Ratinger.
Einen Plan B gibt es trotzdem – vorsichtshalber. Legermann studiert Maschinenbau, Haid Biologie. Allerdings glauben beide, dass sich ihr Produkt am Markt behaupten wird. Und wenn es denn endlich soweit ist, haben sie schon jetzt Pläne für weitere Produkte in der Schublade. Aber eins in Ruhe nach dem anderen.