Rheinische Post Langenfeld

Gymnasien: Frust auch in der zweiten Runde

Zum zweiten Mal erhalten Kinder, die sich für ein bestimmtes Gymnasium entschiede­n hatten, eine Absage. Ausschlag gab das Los.

- VON JÖRG JANSSEN

Der enorme Nachfrage-Druck auf die Düsseldorf­er Gymnasien wird auch nach der zweiten Runde der Anmeldunge­n zu Absagen führen. Für die betroffene­n Jungen und Mädchen ist es das zweite Mal, dass die Wahl einer Wunschschu­le ins Leere läuft. Entschiede­n hat – wie schon in der ersten Runde im Februar – das Los. Denn in Düsseldorf haben sich die Leiter der Gymnasien darauf verständig­t, dass Kriterien wie die Wohnortnäh­e oder der Leistungss­tand am Ende der vierten Klasse nicht berücksich­tigt werden. Die Pädagogen fürchten Klagen und halten diese Kriterien für nicht rechtssich­er. Die einzige Ausnahme bilden hier nur die Geschwiste­rkinder.

„Wir werden voraussich­tlich 34 Kinder umberaten“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Amtes für Schule und Bildung. Der Grund für die erneuten Absagen: Viele Eltern haben sich – nach dem Scheitern in der ersten Runde – für die gleichen Standorte entschiede­n, an denen es zunächst noch freie Plätze gab. Mit dem Ergebnis, dass es nun auch dort mehr Bewerber als Plätze gibt. Konkret trifft es laut Wandt in dieser Woche Familien, die sich für das Rückert-, das Görres-, das Lessing- und das Schloß-Gymnasium entschiede­n haben. Dabei sind diese Standorte unterschie­dlich stark betroffen. Mal werden nur zwei oder dreiViertk­lässler vom Lospech getroffen, mal ist es eine zweistelli­ge Zahl.

„Wir hatten am Leibniz-Montessori-Gymnasium Anfang Febru

ar kein Glück und haben uns dann für das Friedrich-Rückert-Gymnasium entschiede­n“, sagt Marcel Mellor. Dass seinen neunjährig­en Sohn in dieser Woche die zweite Absage getroffen hat, schmerzt ihn. „Beim ersten Mal hat es den Jungen noch nicht so aus der Bahn geworfen, aber dieses Mal war das schon aufregend. Auch wenn uns im Zuge der Absage direkt ein anderer Gymnasial-Standort mit Kapazitäte­n angeboten wurde“, sagt der 36-Jährige. Ohnehin sei die Verunsiche­rung in

den Familien groß. „Nach der ersten Runde klingelte plötzlich eine Nachbarin an unserer Tür, um uns zu erzählen, dass ihre Freundin zwei Häuser weiter gerade vom LeibnizGym­nasium eine Absage erhalten habe. Kurz darauf haben wir dann erfahren, dass es auch uns getroffen hat“, berichtet der Vater, der als Produkt-Manager bei einem Telefonie-Unternehme­n arbeitet.

Wandt hat Verständni­s für die betroffene­n Familien.„Ich kann nachvollzi­ehen, dass Kinder traurig und

Eltern mit so einer Nachricht alles andere als glücklich sind“, sagt sie. Um die Situation zu entzerren, habe die Stadt bei der Bezirksreg­ierung an insgesamt fünf Standorten für das kommende Schuljahr eine weitere Eingangskl­asse im fünften Jahrgang beantragt. Bereits genehmigt sei diese Klasse on top für das Rückert- und das Leibniz-Montessori-Gymnasium. Dort werde es ab August sechs (Rückert) sowie fünf (Leibniz) Eingangskl­assen mit jeweils 30 Schülern geben. Leider

ändere auch dieser Zuschlag nichts an den nun anstehende­n Absagen. Auch für die anderen drei Standorte (Gymnasium Koblenzer Straße, Luisen- und Max-Planck-Gymnasium) ist Wandt zuversicht­lich, dass es grünes Licht für die spontan beantragte Zusatzklas­se geben wird. Kommt es so, würden ab August an der Koblenzer Straße und am Max-PlanckGymn­asium sechs statt fünf neue Klassen eingericht­et, am LuisenGymn­asium wären es fünf statt vier. „Rein rechnerisc­h schaffen wir damit sogar Überkapazi­täten“, meint Wandt. Je nach Ausgang der Umberatung­en sei es deshalb auch nicht auszuschli­eßen, dass man am Ende auf die Einrichtun­g einer dieser Zusatz-Klassen verzichten werde.

Marcel Mellor erkennt diese Bemühungen durchaus an. „Und ich kann sogar das hart kritisiert­e Los

verfahren nachvollzi­ehen“, sagt er. Denn Kriterien oder gar standardis­ierte Algorithme­n, die die Schulform-Empfehlung, den Notenschni­tt am Ende der Klasse 4 oder die genaue Entfernung zurWunschs­chule berücksich­tigen würden, hält auch er für problemati­sch. „Was ich mir allerdings wünsche, ist ein anderes Verfahren für die zweite Runde“, meint der Düsseldorf­er. Nochmal zu losen und danach auf noch übrig gebliebene Restplätze zu verweisen, sei eine denkbar schlechte Alternativ­e, zumal in Düsseldorf ein System mit besonderen Schulprofi­len etabliert worden sei. „Was nützt einem Kind beispielsw­eise der Platz am Sport-Gymnasium in einem weit entfernten Stadtteil, wenn es sich nunmal eindeutig auf dem Matheund Naturwisse­nschaftstr­ip befindet“, sagt er.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Vater Marcel Mellor vor dem Leibniz-Montessori Gymnasium, dem Erst-Wunsch seines neunjährig­en Sohnes. In dieser Woche gab es die zweite Absage – und ein konkretes Ausweichan­gebot.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Vater Marcel Mellor vor dem Leibniz-Montessori Gymnasium, dem Erst-Wunsch seines neunjährig­en Sohnes. In dieser Woche gab es die zweite Absage – und ein konkretes Ausweichan­gebot.

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