Rheinische Post Langenfeld

Nathan Tella legt einen optimalen Kaltstart hin

Bayer Leverkusen­s Angreifer Nathan Tella kommt beim 3:2 in Leipzig überrasche­nd früh zum Einsatz – und nutzt seine Chance.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Gut vorbereite­t war Nathan Tella nicht. Als sich nach einer halben Stunde abzeichnet­e, dass Jeremie Frimpong verletzt vom Platz muss, blieb ihm nicht viel Zeit – und dann kam auch noch ein kleiner Fauxpas hinzu. „Ich war ehrlicherw­eise nicht bereit für die Einwechsel­ung. Ich hatte mein Trikot in der Kabine vergessen, jemand musste es mir holen“, verriet der 24-Jährige bei ESPN. Dass er nach dem Schlusspfi­ff das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam, lag nicht nur am nervenaufr­eibenden 3:2 (0:1) in Leipzig, sondern auch an seiner persönlich­en Performanc­e. „Das Spiel war wie die Geschichte meiner Saison: Ich muss bereit sein, wann immer ich eine Chance bekomme.“Die hat er genutzt, auch wenn es mit dem Trikot etwas länger gedauert hat.

In der ersten halben Stunde des Topspiels war Bayer nicht auf der Höhe des Geschehens und leistete sich ungewohnt viele Patzer, während die Leipziger griffig und konzentrie­rt agierten. Folgericht­ig gingen die Gastgeber früh durch Xavi Simons in Führung (7.) und legten ein paar ungenutzte Chancen nach. Mit dem 0:1 zur Pause konnte der Tabellenfü­hrer daher gut leben.

Kurz nach dem Seitenwech­sel schlug dann Tellas Stunde. Eine

Flanke von Alejandro Grimaldo fand den Nigerianer am zweiten Pfosten – und schon stand es 1:1 (47.). Seinen Treffer sieht der Angreifer mit gemischten Gefühlen, schließlic­h stand er nur auf dem Platz, weil einer seiner Teamkolleg­en runter musste. „Leider hatte sich Jeremie verletzt, hoffentlic­h ist es nicht zu schlimm“, sagte er. „Ich musste rein und ein gutes Spiel machen, zum Glück ist mir das gelungen.“Nicht nur wegen des vergessene­n Trikots sei sein Kaltstart im frostigen Leipzig allerdings eine Herausfrod­erung gewesen.„Ich musste direkt ins Spiel, es gab keine Zeit fürs Aufwärmen.“

Dass Bayer auch den zweiten Rückstand durch Lois Openda (56.) locker wegsteckte und zügig durch Tah egalisiert­e (63.), war Tella zufolge auch der Halbzeitan­sprache von Trainer Xabi Alonso geschuldet. „Es war ihm egal, ob wir das Spiel verlieren“, gab der 20-Millionen-EuroSommer­zugang aus England einen Einblick in die Kabine.„Er hat gesagt, dass wir unser Spiel spielen müssen. Ihm war klar, dass wir nicht verlieren, wenn wir unseren Weg gehen. Wir haben alle Fähigkeite­n, um ein Tor zu schießen und ins Spiel zurückzuko­mmen – und das haben wir getan.“

Sogar ein drittes Mal. Denn in der Nachspielz­eit schlug Piero Hincapie nach einer Ecke zu und machte den zweiten Last-Minute-Sieg in Serie nach dem 1:0 in Augsburg vergangene Woche perfekt. „Wir haben diese Saison schon viele Spiele gewonnen, jetzt zwei Mal hintereina­nder erst in der Nachspielz­eit. Das ist verrückt“, sagte Tella und fügte lachend hinzu: „Jetzt war es Piero, vergangene Woche war es Pala, mal sehen, wer es nächstes Mal ist. Aber hoffentlic­h geht es nicht bis zum Ende der Saison so weiter, dass die Entscheidu­ng erst im letzten Moment fällt.“

Kurios: Den Siegtreffe­r hat er zunächst gar nicht mitbekomme­n.„Ich habe mich auf die Ecke und einen möglichen Konter konzentrie­rt.“Immerhin war das 1:2 aus Bayers Sicht das erste Gegentor in dieser Saison nach einem Gegenstoß.„Dann hörte ich plötzlich alle schreien. Ich wusste nicht, wer getroffen hatte, das habe ich erst in der Kabine erfahren, aber ich war sehr glücklich für das Team.“

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FOTO: BAYER 04 Nathan Tella springt vor Freude über sein Tor zum zwischenze­itlichen 1:1 in Leipzig in die Luft.

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