Rätsel um Fortunas Aufstellung
Beim 2:2 in Berlin nutzen die Düsseldorfer nur zwei von insgesamt fünf Wechseloptionen.
Der Blick auf den Aufstellungsbogen hielt zwei Überraschungen parat. Weder Shinta Appelkamp noch Felix Klaus standen in der Startelf, die Fortuna-Trainer Daniel Thioune zum Rückrundenauftakt bei Hertha BSC (2:2) aufs Feld geschickt hatte. An ihrer statt spielten Ao Tanaka, der auf die Asienmeisterschaft mit der japanischen Nationalmannschaft verzichtet hatte, und Jona Niemiec, dem eine erstklassige Wintervorbereitung gelungen war. Allerdings kamen Appelkamp und Klaus im Olympiastadion nicht einmal im Laufe der Partie aufs Feld.
Thioune erläuterte diese Entscheidungen am Tag danach so ausführlich wie nachvollziehbar. „Ich hatte bei beiden das Gefühl, dass sie nicht bei hundert Prozent sind“, sagte der 49-Jährige. „Das heißt, dass sie in einem solch intensiven Spiel nicht diejenigen waren, die starten sollten.“Im Fall von Appelkamp erfuhr er eine rasche Bestätigung für seine Einschätzung.„Shinta hat beim Aufwärmen muskuläre Probleme bekommen und war dann auch keine Einwechseloption mehr.“Diagnose: Muskelfaserriss.
Der komplette Verzicht auf Klaus, den vor dem Testspiel gegen Bielefeld eine Grippe heftig erwischt hatte, leuchtete ebenfalls ein. „Felix lag vier Tage komplett flach“, erzählte Thioune. „Ihm fehlen Trainingseinheiten, die Intensität mit sich bringen. Es war vor dem Spiel insgesamt eine Entscheidung für die Jungs, die einhundertprozentig fit waren.“So hockte denn auch Linksverteidiger Nicolas Gavory, der nach seinem Infekt in Marbella lange Zeit nur eingeschränkt trainieren konnte, die gesamte Partie über auf der Bank.
Allerdings gab es einen weiteren Grund, warum Thioune letztlich Dennis Jastrzembski für den ausgepumpten, insgesamt aber starken Niemiec eingewechselt hatte – und nicht Klaus. „Ich wollte die Statik des Spiels nicht verändern“, erläuterte der Chefcoach. „Wir haben ja gesehen, dass Marc-Oliver Kempf zwei Mal auf den Rücken von Jona springen wollte. Da habe ich gedacht: Das könnte so noch weitergehen. Irgendwann ist Jona müde geworden, und dann wollte ich mit Dennis einen weiteren Tempo-Spieler bringen.“
Die Tatsache, dass Thioune in Berlin überhaupt nur zwei von fünf Wechseloptionen nutzte, mutete zunächst etwas rätselhaft an, stellte sich im Nachhinein aber zumindest als nicht unlogisch heraus. Eigentlich hätte der Trainer auch den akut gelb-rot-gefährdeten Yannik Engelhardt aus dem Spiel nehmen müssen, weil Appelkamp jedoch nicht mehr zur Verfügung stand, wäre ihm nur eine äußerst heikle Umstellung geblieben, die er letztlich nicht wagte.
„Grundsätzlich hätten wir Ao nach hinten schieben und Shinta bringen können, aber diese Chance gab es dann ja nicht. Deswegen haben wir ein bisschen gewartet“, sagte Thioune. „Die Idee war auch, Christoph Daferner als zweite Spitze neben Vincent Vermeij zu bringen und auf ein 4-4-2-System umzustellen. Es wäre aber sehr mutig gewesen, dann nur mit Isak Johannesson und Ao im Zentrum zu spielen.“
Daferner kam zehn Minuten vor Schluss zwar tatsächlich zu seinem Pflichtspieldebüt für Fortuna, allerdings nicht in Ergänzung sondern anstelle von Top-Torjäger Vermeij, der an der Entstehung des 1:1 zwar beteiligt war, dem Geschehen ansonsten aber nicht seinen Stempel aufdrücken konnte. „Ich hatte das Gefühl, dass wir in den letzten Minuten im Flow waren. Da habe ich gedacht, dass wir die müden Beine von Vincent runternehmen und die frischen von Christoph Daferner bringen“, sagte Thioune.
Von weiteren Wechseln habe er abgesehen, weil „der Rest total passend“gewesen sei. Und darüber hinaus aus einem weiteren Grund: den anstehenden Spielen gegen St. Pauli in der Liga und im Pokal. „Mit Blick auf das harte Programm, das vor uns liegt, waren die Entscheidungen dann ein bisschen reservierter“, erläuterte der Chefcoach – und hatte für die getroffenen Personalentscheidungen insgesamt einige Argumente auf seiner Seite.