Landwirte protestieren weiter
Bei einer erneuten Protestaktion kamen Landwirte mit Beschäftigten anderer Branchen ins Gespräch. Die Agrarpolitik müsse sich auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene ändern, hieß es.
LEICHLINGEN/LEVERKUSEN Die Bauernproteste gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung gehen weiter, auch in Leichlingen. Am Wochenende hatten Leichlinger und Leverkusener Landwirte zu einem Mahnfeuer an der Burscheider Straße in Leverkusen eingeladen. Schätzungsweise mehr als 70 Teilnehmer aus allen Bereichen der Gesellschaft kamen und diskutierten mit. Zu den lokalen Mahnfeuern aufgerufen hatte der Rheinische LandwirtschaftsVerband (RLV). Arne Köttgen, Landwirt aus Leverkusen, zeigte sich zufrieden mit dem Zuspruch aus der Bevölkerung. Tenor: Man dürfe jetzt nicht nachlassen.
„Besonders gefreut hat mich, dass die Landwirte nur einen kleinen Teil der Teilnehmer ausmachten. Viele kamen aus anderen Branchen wie Handwerk, Pflege, Transportwesen und weiteren. Und es waren auch einige Rentner gekommen, das finde ich auch toll“, resümiert der Mit-Initiator der Leichlinger-Leverkusener Kundgebung. Reden seien nicht gehalten worden, aber man sei miteinander ins Gespräch gekommen.„Es gab einen Konsens, dass unsere Proteste weitergehen müssen“, so Arne Köttgen. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Bundesregierung das Thema einfach auszusitzen versuche.
Dabei richtet sich die Unzufriedenheit der Bauern weder gegen eine bestimmte Partei noch gegen die aktuelle Bundesregierung. Auch die Agrarpolitik der EU, die vergan
gener Bundesregierungen und die Politik der Länder seien seit Jahrzehnten zum Nachteil der Landwirtschaft gewesen.„Die Streichung der Subventionen für Agrar-Diesel war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagt Rainer Städtgen, Landwirt aus Leichlingen,
stellvertretend für viele Kollegen. Allgemein seien Auflagen und Beschränkungen über die Jahre immer restriktiver geworden, zum Beispiel in Form von Düngeverboten oder der Auflage, Teile der eigenen Nutzfläche für Naturschutz freizuhalten.
„Es heißt immer der Markt regelt
alles. Der Markt regelt das insofern, dass die Landwirtschaft in Deutschland verschwinden wird, wenn es so weitergeht“, wird die Leichlinger Landwirtin Isabelle Hielscher deutlich. Besonders in Deutschland würde die überbordende Bürokratie ihr Übriges dazu tun. „In
China verdoppeln sich gerade die Kuh-Zahlen, während wir keinen Einfluss darauf haben, wie viel uns die Molkereien pro Liter Milch zahlen“, veranschaulicht sie den globalen Wettbewerb. Und damit zurück zum Agrar-Diesel: (Milch-) Viehhaltung, die in der Region stärker sei als
Ackerbau, benötige viel mehr Aufwand und Treibstoff als letzterer, da Futtermittel mehrmals im Jahr geerntet, gelagert und transportiert werden müssten.
Die Mehrheit der Bevölkerung scheint hinter den Landwirten zu stehen, das wurde auch beim Mahnfeuer erneut deutlich. Aber viele handelten noch nicht danach. „Kollegen waren auch am Wochenende zum Gespräch bei der Kreistagsfraktion der Grünen in Bergisch Gladbach. Das hörte sich eigentlich ganz gut an“, bestätigte Arne Köttgen. Doch die Grünen seien es auch gewesen, die im Bund das Ziel von 30 Prozent biologisch erzeugter Lebensmittel ausgegeben hätten.„Bisher kaufen aber nur acht Prozent der Bürger Bio“, sagte Köttgen. So gerieten besonders die Bio-Bauern in wirtschaftliche Schieflage, weil sie ihre Produkte nicht los würden. Agrarpolitik müsse also auf allen Ebenen neu gedacht werden.
Die Leichlinger und Leverkusener Protest-Gruppe bleibt im Gespräch, um weiter Druck auszuüben. „Wir müssen tendenziell größer denken – und uns mit anderen regionalen Gruppen zusammentun.“