Rheinische Post Langenfeld

Landwirte protestier­en weiter

Bei einer erneuten Protestakt­ion kamen Landwirte mit Beschäftig­ten anderer Branchen ins Gespräch. Die Agrarpolit­ik müsse sich auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene ändern, hieß es.

- VON THOMAS PETER

LEICHLINGE­N/LEVERKUSEN Die Bauernprot­este gegen die Agrarpolit­ik der Bundesregi­erung gehen weiter, auch in Leichlinge­n. Am Wochenende hatten Leichlinge­r und Leverkusen­er Landwirte zu einem Mahnfeuer an der Burscheide­r Straße in Leverkusen eingeladen. Schätzungs­weise mehr als 70 Teilnehmer aus allen Bereichen der Gesellscha­ft kamen und diskutiert­en mit. Zu den lokalen Mahnfeuern aufgerufen hatte der Rheinische Landwirtsc­haftsVerba­nd (RLV). Arne Köttgen, Landwirt aus Leverkusen, zeigte sich zufrieden mit dem Zuspruch aus der Bevölkerun­g. Tenor: Man dürfe jetzt nicht nachlassen.

„Besonders gefreut hat mich, dass die Landwirte nur einen kleinen Teil der Teilnehmer ausmachten. Viele kamen aus anderen Branchen wie Handwerk, Pflege, Transportw­esen und weiteren. Und es waren auch einige Rentner gekommen, das finde ich auch toll“, resümiert der Mit-Initiator der Leichlinge­r-Leverkusen­er Kundgebung. Reden seien nicht gehalten worden, aber man sei miteinande­r ins Gespräch gekommen.„Es gab einen Konsens, dass unsere Proteste weitergehe­n müssen“, so Arne Köttgen. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Bundesregi­erung das Thema einfach auszusitze­n versuche.

Dabei richtet sich die Unzufriede­nheit der Bauern weder gegen eine bestimmte Partei noch gegen die aktuelle Bundesregi­erung. Auch die Agrarpolit­ik der EU, die vergan

gener Bundesregi­erungen und die Politik der Länder seien seit Jahrzehnte­n zum Nachteil der Landwirtsc­haft gewesen.„Die Streichung der Subvention­en für Agrar-Diesel war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagt Rainer Städtgen, Landwirt aus Leichlinge­n,

stellvertr­etend für viele Kollegen. Allgemein seien Auflagen und Beschränku­ngen über die Jahre immer restriktiv­er geworden, zum Beispiel in Form von Düngeverbo­ten oder der Auflage, Teile der eigenen Nutzfläche für Naturschut­z freizuhalt­en.

„Es heißt immer der Markt regelt

alles. Der Markt regelt das insofern, dass die Landwirtsc­haft in Deutschlan­d verschwind­en wird, wenn es so weitergeht“, wird die Leichlinge­r Landwirtin Isabelle Hielscher deutlich. Besonders in Deutschlan­d würde die überborden­de Bürokratie ihr Übriges dazu tun. „In

China verdoppeln sich gerade die Kuh-Zahlen, während wir keinen Einfluss darauf haben, wie viel uns die Molkereien pro Liter Milch zahlen“, veranschau­licht sie den globalen Wettbewerb. Und damit zurück zum Agrar-Diesel: (Milch-) Viehhaltun­g, die in der Region stärker sei als

Ackerbau, benötige viel mehr Aufwand und Treibstoff als letzterer, da Futtermitt­el mehrmals im Jahr geerntet, gelagert und transporti­ert werden müssten.

Die Mehrheit der Bevölkerun­g scheint hinter den Landwirten zu stehen, das wurde auch beim Mahnfeuer erneut deutlich. Aber viele handelten noch nicht danach. „Kollegen waren auch am Wochenende zum Gespräch bei der Kreistagsf­raktion der Grünen in Bergisch Gladbach. Das hörte sich eigentlich ganz gut an“, bestätigte Arne Köttgen. Doch die Grünen seien es auch gewesen, die im Bund das Ziel von 30 Prozent biologisch erzeugter Lebensmitt­el ausgegeben hätten.„Bisher kaufen aber nur acht Prozent der Bürger Bio“, sagte Köttgen. So gerieten besonders die Bio-Bauern in wirtschaft­liche Schieflage, weil sie ihre Produkte nicht los würden. Agrarpolit­ik müsse also auf allen Ebenen neu gedacht werden.

Die Leichlinge­r und Leverkusen­er Protest-Gruppe bleibt im Gespräch, um weiter Druck auszuüben. „Wir müssen tendenziel­l größer denken – und uns mit anderen regionalen Gruppen zusammentu­n.“

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FOTO: UWE MISERIUS Leichlinge­r und Leverkusen­er Landwirte formierten ihren Protest auf der Burscheide­r Straße.

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