Torjäger, Vorbereiter, Bessermacher
Seitdem Brendan O‘Donnell wieder fit ist, punktet er, wie er will. Er ist einer der Gründe dafür, warum die Düsseldorfer EG nun Spiele gewinnt. Gelingt das auch gegen Berlin, könnte das die Vertragsverhandlungen voranbringen.
Eins hat Brendan O‘Donnell am Sonntagabend in Iserlohn erst mal klargestellt. Dass er am ersten SechsPunkte-Wochenende der Saison kein Tor erzielte, dafür aber gleich vier vorbereitete, bedeute nicht, dass er sein Spiel umgestellt habe. „Wie sind denn heute meine beiden Vorlagen zustande gekommen?“, fragte O‘Donnell – und lieferte die Antwort gleich selbst: „Durch zwei Schüsse.“Womit er recht hatte, die ersten beiden DEG-Treffer beim 4:2 in Iserlohn fielen jeweils durch Nachschüsse, nachdem O‘Donnell den Puck in Richtung Tor gebracht hatte. Also alles beim Alten: „Ich bin ein Torjäger und ein Spielmacher. Daran hat sich nichts geändert, egal ob ich Tore oder Vorlagen mache.“
Woran sich ebenfalls nichts geändert hat: dass Brendan O‘Donnell der produktivste Stürmer der Düsseldorfer EG ist. Dritte Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), zum dritten Mal hat er den besten Punkteschnitt. Aktuell macht er 1,13 Scorerpunkte pro Spiel, anders ausgedrückt: 13 Tore und 14 Vorlagen nach 24 Spielen. Das war einerseits erwartbar, in der Offensivzone kommen die Qualitäten des Kanadier halt am besten zur Geltung: seine Wendigkeit, seine Puckkontrolle, sein Spielverständnis und vor allem sein Schuss. Zwar riskiert er manchmal zu viel, aber er kann aus dem Nichts Chancen kreieren. Das zeigte der 31-Jährige am Wochenende wieder. Andererseits war O‘Donnell mehr als ein Jahr verletzt, da wusste bei seiner Rückkehr Mitte November niemand so recht, was zu erwarten ist. Ob er auch nach einer
langen Pause an seine Topform herankommen würde. Aber es zeigte sich schnell: Er kann.
Manager Niki Mondt attestiert ihm nicht umsonst einen „erheblichen Anteil an unserem Aufschwung. Er zeigt eindrucksvoll, wie wichtig er für uns ist – und wie sehr er uns vorher gefehlt hat.“Weil vom Rest eben zu wenig kam, wie die Zahlen belegen: Nach 18 Spieltagen stand die DEG auf Rang 13, hatte nur 2,11 Tore pro Spiel erzielt.
Seit O‘Donnell dann am 19. Spieltag wieder auf dem Eis stand und mit PhilVarone und Kenny Agostino die neue Topreihe bildete, waren es 2,77 Tore pro Spiel. Logischerweise gewinnt die DEG seitdem häufiger, seit Sonntag steht sie erstmals in dieser Saison auf einem Play-off-Platz.
Was Mondt besonders freut: Dass O‘Donnell auch dann nicht nachließ, als sich Varone verletzte. Ob danach zunächst mit Kevin Clark oder zuletzt mit Adam Payerl – O‘Donnell produziert weiter. Er selbst sieht das gar nicht so dramatisch, es gebe immer wieder„Verletzungen und Umstellungen“, da müsse man einfach weitermachen. Außerdem habe der das Glück, dass er stets mit Agostino zusammenspiele, „wir haben eine gute Chemie entwickelt“. Und das gilt auch für Adam Payerl. Seit die drei zusammenspielen, haben sie sieben Tore in fünf Spielen erzielt. Alle fünf Partien gewann die DEG, die längste Siegesserie der Saison.
Damit die an diesem Dienstagabend (19.30 Uhr/Magentasport) weitergeht, muss aber einiges passieren. Dann kommen die Eisbären Berlin im Dome vorbei – nicht nur Tabellenführer, sondern auch das mit Abstand beste Auswärtsteam der Liga. Die Berliner, bei denen der Ex-Düsseldorfer Tobias Eder mit 19 Saisontoren groß aufspielt, haben 16 ihrer 21 Spiele in der Fremde gewonnen. Auch in Düsseldorf siegten sie bereits.
Da fehlte O‘Donnell allerdings noch. Und es stellt sich die Frage, wie lange er überhaupt noch da ist. Sein Vertrag läuft aus. Manager Mondt will ihn gern halten, auch O‘Donnell selbst fühlt sich wohl am Rhein, aber es könnte weitere Interessenten geben. Und noch gab es keine konkreten Verhandlungen, nicht aus Bequemlichkeit, beide Seiten wollten das so. „Es geht gerade nicht um die nächste Saison, sondern um die aktuelle“, sagt O‘Donnell. Wer wollte es ihm verdenken? Ohne zu wissen, in welcher Liga die DEG nächste Saison spielt, kann er kaum verlängern.
So waren die jüngsten fünf Siege nicht nur für die Tabelle hilfreich, sie könnten auch die Verhandlungen erleichtern. Acht Punkte beträgt nun der Vorsprung auf den Abstiegsplatz. Punktet die DEG auch gegen Berlin und am Freitag gegen Schwenningen, hat Manager Mondt in der Länderspielpause eine ganz andere Ausgangsposition.