Postalia-Sitzung trennt nach Geschlechtern
Die ungewöhnliche Sitzordnung im Saal tat der guten Laune der Narren und Närrinnen keinen Abbruch.
Eine Putzfrau wie eine Erscheinung: giftgrüne Absatzstiefeletten und ein hautenges Glitzeroutfit – statt Kittelschürze und Puschen. Mit dem frechen Mundwerk immer voran, statt mit dem Schrubber in allen Ecken! So präsentierte sich „Achnes Kasulke“, bekannt aus Funk und Fernsehen, den 300 „Mädchen und Jungen“bei der „Gemeinschaftssitzung“der Postalia im Carl-Becker-Saal.
Fünf Stunden Programm bot die Postalia ihren närrischen Gästen. „Mädche he – Junge do!“lautete der Titel - ein Novum aus der finanziellen Not durch die Corona-Abstinenz geboren. Denn, wo sonst die Damen und die Herren ihre eigene Veranstaltung haben, saßen sie am Samstag nach Geschlechtern getrennt auf der linken und auf der rechten Seite, aber in einem Saal. „Leider sind wir nicht ganz ausverkauft“, sagte Postalia-Vorsitzender Dennis Mainzer bedauernd.
Dennoch: Dem Spaß tat das keinen Abbruch. Dafür sorgten schon die „Rabaue“und die genialen „Rheinstürmer“, „Schlager-Gotti“und „Micky Brühl“und nicht zuletzt die tolle „Achnes“. Denn wer sich im Glauben, ungesehen zu bleiben, während einer Kreuzfahrt versehentlich mit nicht mehr taufrischem Körper splitterfasernackt auf dem Glasdach des Speisesaals sonnt, braucht für den Spott nicht zu sorgen – oder aber für das schallende Gelächter aus dem Publikum. Achnes verstand es, mit dem Putzeimer in der Hand, mit solchen und anderen Alltagsgeschichten besonders die Mädels im Publikum blendend zu unterhalten.
Die eingekaufte Rednerin machte ihre Aufgabe im Carl-Becker-Saal gut. Die von ihr angesungenen Evergreens wurden voller Elan vom Publikum beendet. Auch von den Herren auf der rechten Seite, übrigens. Die Närrinnen und Narren amüsierten sich im schön geschmückten Ambiente – trotz strenger Sitzordnung. Bauchredner, Tanzcorps, Gesang und Musik wechselten sich ab. Schlager und Showtanz rissen alle mit.
Besucherin Hanne Bunke von der Rittergilde aus Leichlingen, als einer von Schneewittchens Zwergen für den Anlass hübsch zurecht gemacht, fand die Trennung von
Mädels und Buben eine gute Idee. „Wir Frauen sind eh in der Überzahl und auch lustiger und freudiger und überschreien nicht alles wie Männer“, sagt sie.
Auch Bühnenstar Achnes bekannte: Auf einer reinen Herrensitzung würde sie nie auftreten. „Männer können nicht zuhören. Die müssen sich am Bier festhalten und wollen auch keine dicke Frau auf der Bühne sehen!“
Die Jongen im Carl-Becker-Saal straften diese Aussage allerdings Lügen. Sie klatschten und sangen kräftig mit und amüsierten sich genau wie die Damen über die Nachbarin von Achnes, die zur Blumenhochzeit eingeladen hatte: „Sie verwelkt und er verduftet.“Noch viele andere böse Geschichten würzten den karnevalistischen Nachmittag.
Natürlich fehlte auch der Besuch des dynamischen Prinzenpaares nicht. An der Spitze die unverwüstliche Prinzessin Gaby Klug. Die Sitzung der Postalia nach dem Corona-Rückschlag war auf jeden Fall ein locker-flockiges Zusammentreffen der lokalen Narren und Närrinnen. Die After-Zoch-Party im Becker-Saal sei zum Glück mit 700 Karten bereits ausverkauft, sagte Dennis Mainzer beruhigt. „Da geht es hier wieder hoch her“, verspricht er den feierwütigen Narren.