Rheinische Post Langenfeld

Des Springers Knie

Sportler erkranken nicht selten am sogenannte­n Patellaspi­tzensyndro­m, auch „Jumper’s Knee“genannt. Die Heilung dauert mehrere Monate.

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Unser Leser Alexander B. (60) aus Düsseldorf fragt: „Nach längerer Sportpause habe ich erneut intensiv Tennis gespielt. Am Folgetag spürte ich einen Schmerz im Bereich der unteren Kniescheib­e. Was könnte das sein?“

Paul Dann Bei einem belastungs­abhängigen Schmerz im Bereich der Kniescheib­enspitze spricht man oft von einem Patellaspi­tzensyndro­m oder „Jumper’s Knee“. Je nach Erkrankung­sstadium kann dieses Symptom zu Belastungs­beginn auftreten, nach der Aufwärmpha­se verschwind­en, um sich dann bei erneuter Belastung wieder bemerkbar zu machen. Im fortgeschr­ittenen Stadium verbleibt der Schmerz während des gesamten Sports.

Insbesonde­re bei „Stop and Go“-Abläufen und bei Sprüngen mit darauffolg­enden Landungen kommt es zu einer maximalen Zugbeanspr­uchung der Kniescheib­ensehne. Die Häufigkeit und Intensität der Belastung, aber auch der Trainingsz­ustand, spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Jumpers Knee. In einem sehr weit fortgeschr­ittenen Stadium schmerzt der Kniescheib­ensehnenan­satz nicht nur bei sportliche­r Betätigung, sondern auch bei Bewegung im Alltag, unter anderem beim Treppenste­igen. Dann handelt es sich schon um eine chronische, schmerzhaf­te Überlastun­gsreaktion des Sehnen-Knochenübe­rganges.

Typisch ist der hartnäckig­e Charakter des Beschwerde­bildes. Die Krankenges­chichte ist meist richtungsw­eisend. Bei der körperlich­en Untersuchu­ng fällt ein Druckschme­rz an der unteren Kniescheib­enspitze auf. Typisch ist auch eine unangenehm­e Streckbewe­gung des Unterschen­kels gegen Widerstand. Eine Ultraschal­luntersuch­ung und gegebenenf­alls eine Kernspinto­mografie sichern die Diagnosest­ellung und lassen eine Beurteilun­g des Erkrankung­sausmaßes zu. Wie bei allen Überlastun­gsschäden ist Vorbeugung die beste Therapie.

Zur Eigenbehan­dlung gehören eine gute Muskeldehn­ung, Aufwärmen vor der sportliche­n Betätigung, langsames Steigern des Belastungs­ausmaßes sowie eventuell das Tragen von Einlagen bei Fehlstatik. Die natürliche Regenerati­on der gereizten Stelle ist bei der konservati­ven Therapie das primäre Ziel. Eine Sportpause ist zusätzlich notwendig.

Die Prognose ist günstig, Schonung aber unumgängli­ch

Bei hochakuten Patellaspi­tzensyndro­men ist eine physikalis­che Behandlung ratsam. Hierzu zählen Kälte oder Wärme, Elektrosti­mulation (Iontophore­se), Ultraschal­l, Friktionsm­assage sowie Physiother­apie, Gymnastik und manuelle Therapie. Bei chronische­n Verläufen hilft die Stoßwellen­therapie. Erfolg verspreche­nd ist ebenfalls die vorübergeh­ende Anwendung von entzündung­shemmenden Salben oder Tabletten. Auch die Infiltrati­on des Sehnenglei­tgewebes mit homöopathi­schen Substanzen kann durchgefüh­rt werden. Der Einsatz von Kortisonpr­äparaten, lokal als auch systemisch, muss sehr kritisch bewertet werden. Nur in Ausnahmefä­llen mit andauernde­n Beschwerde­n sowie drohender Sportinval­idität sollte operiert werden.

Die Prognose eines „Springerkn­ies“ist günstig, jedoch sollten ausreichen­de Schonung, geeignete Therapien und risikobewu­sstes Verhalten beim Wiedereins­tieg in den Sport berücksich­tigt werden. Und Geduld ist gefragt, weil die Heilung mehrere Monate dauert.

 ?? ?? Unser Autor Paul Dann ist niedergela­ssener Orthopäde und Rheumatolo­ge in Düsseldorf.
Unser Autor Paul Dann ist niedergela­ssener Orthopäde und Rheumatolo­ge in Düsseldorf.

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