Betreute WG für junge Menschen gestartet
Die Lebenshilfe hat mit dem Leichlinger Elternverein „Mittendrin“offiziell das Wohnhaus in Witzhelden eröffnet.
Seit einigen Monaten steht im Ortskern von Witzhelden ein ganz besonderes Haus, in dem das Leben tobt. Am Parkweg haben zehn erwachsene Menschen mit komplexen kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen ein Zuhause gefunden. Eine Elterninitiative rund um den LeichlingerVerein „Mittendrin“machte den Traum des gemeinsamenWohnraums in separaten Zimmern dank Unterstützung der Lebenshilfe Bergisches Land sowie der evangelischen Kirchengemeinde, die ihr Grundstück verkaufte, wahr.
Bis zum fertigen Objekt erlebten Eltern und Angehörige jedoch eine Odyssee. Im Herbst 2015 hatten sie das erste Mal Kontakt zur Lebenshilfe als Träger. Das war vor immerhin acht Jahren. Bereits zuvor hatten die Mütter und Väter für ihre damals noch minderjährigen Kinder versucht, ein Wohnprojekt anzuschieben – doch es gab Probleme, und der frühere Baupartner konnte seine Pflichten nicht mehr erfüllen. Bernhard Römer, Gesamtleiter des Lebenshilfe-Services Bergisches Land, zollte den Eltern deshalb bei der Eröffnung großen Respekt:„Der lange Weg hat sich gelohnt, die Angehörigen haben sich sehr stark gemacht, und sie sind nicht davon abgewichen.“Letztlich hat der Bau 3,5 Mio. Euro gekostet. Refinanziert wird das Projekt über Stiftungsbeiträge und hoffentlich baldig bewilligte öffentliche Gelder des Kreises sowie die Mieteinnahmen der Bewohner.
Die haben sich ihr gemeinsames Haus bereits zum Zuhause gemacht. Alle haben ihre eigenen Zimmer, von denen es insgesamt zwölf auf zwei Etagen gibt. Dazu gehört jeweils ein eigenes Badezimmer. Die jungen Menschen können sich ihren privaten Bereich freilich gänzlich frei gestalten. Außerdem verfügt
das Gebäude über zwei Apartments für behinderte Personen, die zwar 24-stündige Betreuung benötigen, ansonsten aber alleine zurechtkommen. Dieser Wohnbereich besitzt ein separates Schlaf- undWohnzimmer sowie eine Küche und ein Bad. Neben der notwendigen pflegerischen Versorgung liegt das Hauptaugenmerk der Mitarbeiter auf der Alltagsbegleitung der Mieter.
Die Besonderheit des Hauses: Es ist smart. So erkennt die Elektronik etwa, wenn nachts eine Zimmertür geöffnet wird, und verständigt das Personal. Zudem erkennt eine künstliche Intelligenz die gewöhnlichen Badezimmerzeiten der Bewohner. Fällt eine deutliche Unregelmäßigkeit auf, fordert sie ebenso
Hilfe an.
Die ist mit einem Team von 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 15 in Vollzeit, zwar bereits vielzählig da. Doch der Pflegenotstand macht auch vor dieser Einrichtung nicht Halt. Der ist ein Grund, wes
halb bisher nur zehn Personen eingezogen sind. Den zweiten erläutert Einrichtungsleiterin Angelika Kösters: „Wir brauchen für jeden ein wenig Zeit zum Eingewöhnen.“Dass sich die meisten ihrer Bewohner bereits zuvor aus der Kindheit
kennen würden, erleichtere dieses Vorhaben, und es laufe gut, berichtet sie. „Sie erleben hier Gemeinschaft, sie genießen das, können sich untereinander unterstützen“, sagt die Sozialarbeiterin, „sie sind hier nicht mehr Kind.“Durch das Miteinander von Bewohnern, Personal und Elternschaft fällt es den Angehörigen nun auch leichter, loszulassen.
Seit Bestehen will der Elternverein „Mittendrin“für die eigenen Kinder mit schweren und sehr schweren Behinderungen ein Wohnangebot schaffen, dass dem hohen Unterstützungsbedarf gerecht wird. Das in Witzhelden richtet sich an Menschen aus der Gemeinde oder aus der unmittelbaren Nachbarschaft.