Rheinische Post Langenfeld

Betreute WG für junge Menschen gestartet

Die Lebenshilf­e hat mit dem Leichlinge­r Elternvere­in „Mittendrin“offiziell das Wohnhaus in Witzhelden eröffnet.

- VON TOBIAS BRÜCKER

Seit einigen Monaten steht im Ortskern von Witzhelden ein ganz besonderes Haus, in dem das Leben tobt. Am Parkweg haben zehn erwachsene Menschen mit komplexen kognitiven und körperlich­en Beeinträch­tigungen ein Zuhause gefunden. Eine Elterninit­iative rund um den Leichlinge­rVerein „Mittendrin“machte den Traum des gemeinsame­nWohnraums in separaten Zimmern dank Unterstütz­ung der Lebenshilf­e Bergisches Land sowie der evangelisc­hen Kirchengem­einde, die ihr Grundstück verkaufte, wahr.

Bis zum fertigen Objekt erlebten Eltern und Angehörige jedoch eine Odyssee. Im Herbst 2015 hatten sie das erste Mal Kontakt zur Lebenshilf­e als Träger. Das war vor immerhin acht Jahren. Bereits zuvor hatten die Mütter und Väter für ihre damals noch minderjähr­igen Kinder versucht, ein Wohnprojek­t anzuschieb­en – doch es gab Probleme, und der frühere Baupartner konnte seine Pflichten nicht mehr erfüllen. Bernhard Römer, Gesamtleit­er des Lebenshilf­e-Services Bergisches Land, zollte den Eltern deshalb bei der Eröffnung großen Respekt:„Der lange Weg hat sich gelohnt, die Angehörige­n haben sich sehr stark gemacht, und sie sind nicht davon abgewichen.“Letztlich hat der Bau 3,5 Mio. Euro gekostet. Refinanzie­rt wird das Projekt über Stiftungsb­eiträge und hoffentlic­h baldig bewilligte öffentlich­e Gelder des Kreises sowie die Mieteinnah­men der Bewohner.

Die haben sich ihr gemeinsame­s Haus bereits zum Zuhause gemacht. Alle haben ihre eigenen Zimmer, von denen es insgesamt zwölf auf zwei Etagen gibt. Dazu gehört jeweils ein eigenes Badezimmer. Die jungen Menschen können sich ihren privaten Bereich freilich gänzlich frei gestalten. Außerdem verfügt

das Gebäude über zwei Apartments für behinderte Personen, die zwar 24-stündige Betreuung benötigen, ansonsten aber alleine zurechtkom­men. Dieser Wohnbereic­h besitzt ein separates Schlaf- undWohnzim­mer sowie eine Küche und ein Bad. Neben der notwendige­n pflegerisc­hen Versorgung liegt das Hauptaugen­merk der Mitarbeite­r auf der Alltagsbeg­leitung der Mieter.

Die Besonderhe­it des Hauses: Es ist smart. So erkennt die Elektronik etwa, wenn nachts eine Zimmertür geöffnet wird, und verständig­t das Personal. Zudem erkennt eine künstliche Intelligen­z die gewöhnlich­en Badezimmer­zeiten der Bewohner. Fällt eine deutliche Unregelmäß­igkeit auf, fordert sie ebenso

Hilfe an.

Die ist mit einem Team von 26 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn, davon 15 in Vollzeit, zwar bereits vielzählig da. Doch der Pflegenots­tand macht auch vor dieser Einrichtun­g nicht Halt. Der ist ein Grund, wes

halb bisher nur zehn Personen eingezogen sind. Den zweiten erläutert Einrichtun­gsleiterin Angelika Kösters: „Wir brauchen für jeden ein wenig Zeit zum Eingewöhne­n.“Dass sich die meisten ihrer Bewohner bereits zuvor aus der Kindheit

kennen würden, erleichter­e dieses Vorhaben, und es laufe gut, berichtet sie. „Sie erleben hier Gemeinscha­ft, sie genießen das, können sich untereinan­der unterstütz­en“, sagt die Sozialarbe­iterin, „sie sind hier nicht mehr Kind.“Durch das Miteinande­r von Bewohnern, Personal und Elternscha­ft fällt es den Angehörige­n nun auch leichter, loszulasse­n.

Seit Bestehen will der Elternvere­in „Mittendrin“für die eigenen Kinder mit schweren und sehr schweren Behinderun­gen ein Wohnangebo­t schaffen, dass dem hohen Unterstütz­ungsbedarf gerecht wird. Das in Witzhelden richtet sich an Menschen aus der Gemeinde oder aus der unmittelba­ren Nachbarsch­aft.

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FOTO: UWE MISERIUS Am vergangene­n Freitag haben die neuen Bewohner mit der Lebenshilf­e, dem Verein „Mittendrin“und der evangelisc­hen Kirchengem­einde offiziell ihre neue Wohnräume eröffnet.

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