Meisterschaft – Leverkusens längste Partynacht
Der Titelgewinn löst in der Stadt eine Welle der Begeisterung aus. Im Umfeld des Stadions und in einzelnen Stadtteilen lassen die Menschen ihren Gefühlen freien Lauf. Die Polizei hat eine ruhige Schicht.
Nach dem Spiel gab es bei vielen Leverkusen-Anhängern kein Halten mehr: Dutzende Fans vor dem Stadion feierten den soveränen Sieg ihrer Mannschaft und rüttelten an einem der Gitter. Gegen 19.13 Uhr begannen erste Fans über den Zaun am Eingang B1 zu klettern. Zahlreiche Fans ohne Ticket gelangten auf diese Weise ins Stadion. Für einige Sekunden gelang es den Anhängern sogar, eines der Tore zu öffnen. Es dauerte einige Minuten, bis die Polizei die Lage in den Griff bekam und das Areal abriegelte. Doch das war nur von kurzer Dauer. Ab 19.27 Uhr überwanden zahlreiche Fans ein anderes Gitter auf der Ostseite, nur einige Meter entfernt. Sicherheitskräfte versuchten dabei vergebens, die Feiernden zurückzudrängen.
Wenige Minuten später stand ein Tor nahe der Absperrung auf der Ostseite des Stadions komplett offen – wer wollte, konnte nun vorbei an Polizei- und Sicherheitskräften hinein ins Stadion gehen und die Leverkusener Meisterschaft feiern. Minutenlang strömten Hunderte Fans in das überfüllte Stadion. Erst nach einiger Zeit schlossen Sicher
heitskräfte das Tor zumindest vorübergehend.
Auf der „Xabi-Alonso-Allee“feierten die Fans die Meisterschaft mit Bengalos, einige zündeten sogar ein Feuerwerk. „Welche Mannschaft soll das besser machen als wir? Niemand!“, jubelte ein Fan im Trikot. Dabei schien es, als hätten den Titelgewinn noch nicht alle Feiernden realisiert. „Stellt Euch mal vor, das war nur ein Traum“, sagte ein Fan vor der BayArena eine knappe Stunde nach Abpfiff. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich viele auch ans „Stadion Büdchen“begeben, um dort bei einem Kaltgetränk weiter zu feiern. Zugleich konnten sich die vielen Verkäufer von Fanartikeln rund ums Stadion freuen: Nach dem Spiel entstand ein regelrechter Run auf Trikots und Schals mit Aufschriften wie„Deutscher Meister 2024 Leverkusen“.
Vom Leverkusener Bahnhof in
Wiesdorf aus reisten viele Fans am Abend zurück nach Düsseldorf oder Köln. Ein Zugbegleiter in einem mit Leverkusen-Anhängern überfüllten Regionalzug in Richtung Düsseldorf machte während der Fahrt eine Durchsage, in der er den Fußballfans gratulierte. „Das muss ich auch als Kölner sagen, dass ihr das in dieser Saison hervorragend gemacht. Herzlichen Glückwunsch zum Titel“, sagte er zur Freude der Reisenden im Zug durch.
Der Kreisverkehr in Küppersteg wurde zum „Meisterkreisel“. Zeitweilig bewegten sich nach Polizeiangaben bis zu 300 Fahrzeuge im und auf den Zufahrten zum Kreisel. Am Straßenrand standen auch Marlene mit ihrer Mutter Sophie aus Quettingen. Die Neunjährige trug ein Kommunionskleid, einen Bayer 04-Hut und schwenkte eine Vereinsfahne. „Sie spielt selbst Fußball“, erklärte die Mutter. Ihr Kommunionstag war zufälligerweise mit dem Meisterspiel der Werkself zusammen gefallen. Der Freude tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es verdoppelte sie.
Auch rund um die Kölner Straße in Opladen waren die einschlägigen Kneipen voll, Menschen standen vor den Türen, hupende Autos fuhren durch den Stadtteil. Das Leverkusener „Sommermärchen“nahm auch dort seinen Lauf.
Am Ende der langen Partynacht zog die Polizei eine insgesamt positive Bilanz: „Es blieb insgesamt friedlich“, sagte Polizeisprecherin Anja Luxem. Angesichts der großen Menschenmassen sei die Zahl der Anzeigen gering gewesen. Es habe nur sehr vereinzelte Fälle von Sachbeschädigung, Körperverletzung und Verstößen gegen des Sprengstoffgesetzes (Pyrotechnik) gegeben. Die Ausnüchterungszelle blieb an dem Tag leer.