500 Spiele unterm Radar
Der so zurückhaltende Mentalcoach Axel Zehle feiert in Wiesbaden ein Jubiläum.
Axel Zehle ist fast immer da und doch in der Regel unsichtbar. Wenn er in einen Raum kommt, dann ohne viel Getöse. Er begleitet und steht fast nie selbst im Mittelpunkt. Er ist der Mann für die Köpfe bei FußballZweitligist Fortuna. Das Auswärtsspiel am Samstag beim SV Wehen Wiesbaden (2:0) war sein 500. Einsatz für die Düsseldorfer.
Der 48-Jährige ist zwar immer mittendrin, immer dabei, wenn Fortunas Mannschaft auf Punktejagd geht. Zehle hält sich lieber im Hintergrund, beobachtet, stellt Zusammenhänge her. Es hat ihn daher überhaupt nicht gestört, dass er in den jetzt schon mehr als zehn Jahren, die er bei Fortuna als Mentaltrainer arbeitet, zumeist unter dem Radar geflogen ist.
Von Zeit zu Zeit gibt es Spieler, die ihre Dankbarkeit zu ihm sichtbar machen, in dem sie zum Beispiel im Rahmen eines Torjubels auf ihn zu stürmen und sich so für unzählige Stunden Vertrautheit bedanken möchten. Zehle hört zu. Zehle gibt Strategien vor. Zehle ist manchmal einfach nur da. Auch wenn es darum geht, private Probleme zu sortieren.
Vor einigen Jahren hat er einmal im Rahmen des offiziellen Saisonmagazin Einblicke in seine Arbeit gewährt.
Wie genau sieht diese eigentlich aus? Kommen die Spieler zu ihm, legen sich auf eine Couch und breiten ihr Seelenleben vor ihm aus?„Nein, ganz sicher nicht“, sagte Zehle lachend. „Ich bin kein Psychiater. Auch kein Psychotherapeut und kein Psychologe. Was ich mache, sehe ich als unterstützendes Tool für die Spieler.“Er sei ein Teil von Fortunas Trainerteam – jenes Teils, der sich mit einem speziellen Part der täglichen Arbeit befasse.
Besonders erstaunlich dabei: Alle Trainer seit seinem Dienstbeginn, seit 2010 also, haben ihn übernommen, vertrauen auch seiner Expertise, setzen auf seine Impulse. Überhaupt keine Selbstverständlichkeit in einer Branche, in der es immer mal wieder gerne einenWandel desWandelsdels wegen gibt. Zwölf Führungskräfte (einige nur wenige Partien) sind so zusammengekommen. Er ist geblieben.
„Es gibt im Grunde vier Bereiche, an denen man mit einer Fußballmannschaft arbeiten und sie besser machen kann“, erklärt er. „Der erste ist Technik, damit die Spieler vernünftig mit dem Ball arbeiten können. Der zweite ist Taktik: Wie kann ich gegen welchen Gegner das beste Ergebnis erreichen? Dann gibt es den Körper - und der vierte ist das Mindset.Wir wollen auch emotional kognitiv Leute entwickeln, damit sie in der Lage sind, selbstbewusst und fokussiert zu agieren, eine Mentalität zu entwickeln. Damit wir als Team erfolgreich sind. Das ist mein Job.“
Wobei „mein“schon wieder ein Wort ist, dass Zehle in diesem Zusammenhang gar nicht gefällt. „Es ist keinesfalls so, dass ich mich allein um die mentale Seite der Spieler kümmere“, betonte er. „Das ginge auch gar nicht. Wir arbeiten bei Fortuna mit einem systemischen Ansatz. Das heißt, dass sich auch andere Personen sehr intensiv darum kümmern, dass die Spieler sich wohlfühlen. Mitglieder des Trainerteams zum Beispiel, die nicht in vorderster Linie stehen. Die Physios. Das Scouting-Team oder der Teammanager.“