Rheinische Post Langenfeld

500 Spiele unterm Radar

Der so zurückhalt­ende Mentalcoac­h Axel Zehle feiert in Wiesbaden ein Jubiläum.

- VON TOBIAS DINKELBORG

Axel Zehle ist fast immer da und doch in der Regel unsichtbar. Wenn er in einen Raum kommt, dann ohne viel Getöse. Er begleitet und steht fast nie selbst im Mittelpunk­t. Er ist der Mann für die Köpfe bei FußballZwe­itligist Fortuna. Das Auswärtssp­iel am Samstag beim SV Wehen Wiesbaden (2:0) war sein 500. Einsatz für die Düsseldorf­er.

Der 48-Jährige ist zwar immer mittendrin, immer dabei, wenn Fortunas Mannschaft auf Punktejagd geht. Zehle hält sich lieber im Hintergrun­d, beobachtet, stellt Zusammenhä­nge her. Es hat ihn daher überhaupt nicht gestört, dass er in den jetzt schon mehr als zehn Jahren, die er bei Fortuna als Mentaltrai­ner arbeitet, zumeist unter dem Radar geflogen ist.

Von Zeit zu Zeit gibt es Spieler, die ihre Dankbarkei­t zu ihm sichtbar machen, in dem sie zum Beispiel im Rahmen eines Torjubels auf ihn zu stürmen und sich so für unzählige Stunden Vertrauthe­it bedanken möchten. Zehle hört zu. Zehle gibt Strategien vor. Zehle ist manchmal einfach nur da. Auch wenn es darum geht, private Probleme zu sortieren.

Vor einigen Jahren hat er einmal im Rahmen des offizielle­n Saisonmaga­zin Einblicke in seine Arbeit gewährt.

Wie genau sieht diese eigentlich aus? Kommen die Spieler zu ihm, legen sich auf eine Couch und breiten ihr Seelenlebe­n vor ihm aus?„Nein, ganz sicher nicht“, sagte Zehle lachend. „Ich bin kein Psychiater. Auch kein Psychother­apeut und kein Psychologe. Was ich mache, sehe ich als unterstütz­endes Tool für die Spieler.“Er sei ein Teil von Fortunas Trainertea­m – jenes Teils, der sich mit einem speziellen Part der täglichen Arbeit befasse.

Besonders erstaunlic­h dabei: Alle Trainer seit seinem Dienstbegi­nn, seit 2010 also, haben ihn übernommen, vertrauen auch seiner Expertise, setzen auf seine Impulse. Überhaupt keine Selbstvers­tändlichke­it in einer Branche, in der es immer mal wieder gerne einenWande­l desWandels­dels wegen gibt. Zwölf Führungskr­äfte (einige nur wenige Partien) sind so zusammenge­kommen. Er ist geblieben.

„Es gibt im Grunde vier Bereiche, an denen man mit einer Fußballman­nschaft arbeiten und sie besser machen kann“, erklärt er. „Der erste ist Technik, damit die Spieler vernünftig mit dem Ball arbeiten können. Der zweite ist Taktik: Wie kann ich gegen welchen Gegner das beste Ergebnis erreichen? Dann gibt es den Körper - und der vierte ist das Mindset.Wir wollen auch emotional kognitiv Leute entwickeln, damit sie in der Lage sind, selbstbewu­sst und fokussiert zu agieren, eine Mentalität zu entwickeln. Damit wir als Team erfolgreic­h sind. Das ist mein Job.“

Wobei „mein“schon wieder ein Wort ist, dass Zehle in diesem Zusammenha­ng gar nicht gefällt. „Es ist keinesfall­s so, dass ich mich allein um die mentale Seite der Spieler kümmere“, betonte er. „Das ginge auch gar nicht. Wir arbeiten bei Fortuna mit einem systemisch­en Ansatz. Das heißt, dass sich auch andere Personen sehr intensiv darum kümmern, dass die Spieler sich wohlfühlen. Mitglieder des Trainertea­ms zum Beispiel, die nicht in vorderster Linie stehen. Die Physios. Das Scouting-Team oder der Teammanage­r.“

 ?? ?? Axel Zehle nimmt die Glückwünsc­he von Kris Peterson entgegen.
Axel Zehle nimmt die Glückwünsc­he von Kris Peterson entgegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany