Ist der Ladepark am Hildener Kreuz der beste der Welt?
Bis Ende April wird der beste Ladepark der Welt gewählt. Im Rennen ist auch das Seed & Greet am Autobahnkreuz. Warum der Betreiber sich große Hoffnungen macht.
Der Ladepark Hilden stellt sich in einem Online-Wettbewerb neun Kontrahenten aus aller Herren Länder: Gemeinsam mit dem USamerikanischen Technologieunternehmen Vontier möchte Insight Research, eine britische Firma, die unter anderem den Wandel hin zur Elektromobilität und Verkehrsinfrastrukturen analysiert, den besten Ladepark der Welt küren. Die Konkurrenz findet sich in Skandinavien, Großbritannien und China. Eine Jury hatte eine Vorauswahl getroffen und zehn Ladeparks ausgewählt.
Dass ein Mensch sein Fahrzeug an allen zehn Orten aufgetankt hat, dürfte ziemlich unwahrscheinlich sein. Wer abstimmen möchte, kann sich online (globalconveniencestorefocus.co.uk) ein Bild machen. Dort einfach auf das Feld „EV Hub“klicken und im Text dann noch einmal auf „Top 10“. Es ist von Vorteil, des Englischen mächtig zu sein, um die Porträts der zehn Ladeparks zu verstehen. Automatische Übersetzungsprogramme funktionieren mittlerweile allerdings ganz ordentlich, wie eine Stichprobe beim Eintrag zum Seed & Greet in Hilden beweist.
Wir erfahren unter anderem, dass der Ladepark am Autobahnkreuz Hilden der bisher einzige ist, der von einer Tochtergesellschaft von Bäcker Schüren betrieben wird. Es handelt sich um den mutmaßlich verkehrsreichsten Ladepark in Europa, der über 107 Ladestationen mit unterschiedlichen Kapazitäten verfügt. Das angeschlossene Bistro bietet vom Brötchen bis zur Pizza alles, was der Magen begehrt. Übrigens: Es gab dort sogar schon mal Plätzchen in Form des Tesla-Symbols. Wer sich die Ausgaben für die Verpflegung sparen und dennoch satt werden möchte, pflückt Erdbeeren und Äpfel. Mundraub ist dort ausdrücklich erlaubt.
Die Idee zu dem Projekt hatte Roland Schüren. Im Porträt findet sich der Hinweis, dass der Bäcker seine Fahrzeugflotte ab dem Jahr 2011 sukzessive auf Elektrofahrzeuge umstellte. Das Bakery Vehicle One (BV1) wurde in Eigenregie entwickelt. Es ist heute noch im Einsatz. Dem Ladepark im Norden der Stadt ging eine Ladestation an einer seiner Bäckereien voraus.
Wen das Konzept überzeugt, der hat die Möglichkeit, dem Hildener Ladepark im Online-Votum fünf Punkte zu geben. Jeder Teilnehmer entscheidet sich außerdem für zwei weitere Favoriten, die drei bezie
hungsweise einen Punkt erhalten. Der Seed & Greet weist mit einem Facebook-Beitrag auf den Wettbewerb hin und nennt dort weitere Einzelheiten, so zum Beispiel, dass bis zum 30. April abgestimmt werden kann. Der Sieger soll am 9. Mai bekannt gegeben werden.
Wer sich auf der Homepage durch die zehn Bewerber klickt, dürfte auch ohne deutsche Brille dem Projekt von Roland Schüren gute Chancen attestieren. „Ja, ich mache mir Hoffnungen“, bestätigt dieser. Was die Größe angeht, dürften die
Chinesen das Maß aller Dinge sein. Einer der ins Rennen gehenden Ladeparks besitzt mehr als die doppelte Kapazität seines deutschen Kontrahenten. Schüren sieht sein Projekt in der Rolle des Davids, denn auch bei den Mitbewerbern aus Großbritannien handelt es sich um Goliaths, stehen hinter den Projekten auf der Insel doch die großen Mineralölkonzerne.
Also läuft alles rund in Hilden? Nicht ganz, denn der Zustand des Kreisverkehres von der Giesenheide zum Nordpark sei schlecht, sagt
Roland Schüren. Bei Regen sammelt sich hier das Wasser. Kommt die Kälte hinzu, befindet sich hier im Winter eine Eisfläche. Viele Fahrzeuge würden bei ihrer Abfahrt vom Ladepark daher den Kreisverkehr in Gegenrichtung befahren, hat der Betreiber aus eigener Beobachtung festgestellt. Eigentlich hätte die Straße längst fertig sein sollen, berichtet Schüren. Warum das bisher nicht geschehen sei, wisse er nicht.
Geschehen soll aber das: Weiterhin in Planung ist ein Gebäude, das neben einer Bäckerei und Büroräu
men auch eine sogenannte Vertical Farm beherbergen soll. Eigentlich war es das Ziel, mit dem Bau 2023 zu beginnen. Hat nicht geklappt. „Was die Kosten angeht, sind wir gerade dabei, das auf bessere Füße zu stellen“, sagt Roland Schüren. Der Ukraine-Krieg sei ebenso ein Kostenfaktor gewesen wie steigende Zinsen und wegfallende Bauförderungen. Offen sei derzeit, ob das Gebäude mit oder ohne Keller gebaut werde, teilt Schüren mit. Einen Termin für die Fertigstellung des Neubaus kann er noch nicht nennen.