Rheinische Post Langenfeld

Freundinne­n des Opfers berichten von Beziehung

- VON SIEGFRIED GRASS

Hinter jeder Tat steht eine Geschichte, eine Vorgeschic­hte. So auch bei dem Tötungsdel­ikt im Oktober vergangene­n Jahres, als ein 34-jähriger Mann seine schwangere Freundin auf der Ilmstraße in Rheindorf mit mehreren Messerstic­hen tötete. Als sich kurz nach der Tat ein Mann bei der Polizei gemeldet hatte und selbst zugab, der Täter zu sein, hatte die Mordkommis­sion schnell alle Zweifel beiseitege­schoben.

Zwei Freundinne­n des Opfers, die an diesem Freitag noch bis in die frühen Abendstund­en kurz vor der Tat Kontakt mit der Getöteten hatten, schilderte­n die Beziehung mit dem Angeklagte­n, der sich derzeit vor der 21. Großen Strafkamme­r des Kölner Landgerich­ts verantwort­en muss.

Was anfangs noch wie ein harmonisch­es Kennenlern­en aussah, entwickelt­e sich immer mehr zu einer vergiftete­n Beziehung. Beide stießen mittels einer App im Internet aufeinande­r. Der Mann hatte sich als Mustafa, einen seiner vielen falschen Namen, vorgestell­t und war auch danach bei den Frauen unter diesem Vornamen bekannt.

Zuletzt wollte die Frau es einfach nicht verstehen, dass sie von ihrem Freund Mustafa schwanger wurde und dies seiner Familie nicht mitteilen dürfe. Dessen tiefreligi­öse Familie, was Mutter und Schwester mit Kopftuch und ihrer Kleidung zum Ausdruck brachten, sollte davon nichts erfahren. Doch die Frau habe sich so sehr auf das Kind gefreut, wollte eine ganz normale Familie gründen. Sie hatte bereits zwei Kinder aus gescheiter­ten Beziehunge­n, die bei ihren Vätern leben.

Eine Freundin, die völlig aufgebrach­t vor Gericht als Zeugin auftrat, war so nervös, dass letztlich ihre Befragung abgebroche­n werden musste. Auf ausdrückli­che Nachfrage des Richters, ob sie Angst habe, kam eine zustimmend­e Antwort. So blieb dem Gericht nichts anderes übrig, als den ohnehin im Gerichtssa­al anwesenden forensisch­en Psychologe­n zu bitten, nach einem Gespräch unter vier Augen eine erste Einschätzu­ng vorzunehme­n. Die erste Expertise nach der Mittagspau­se: Die Zeugin sei einfach zu nervös, sie sei mit der gesamten Situation schlicht überforder­t. Sie wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut geladen, dann mit entspreche­ndem Beistand.

Zuvor hatte sie aber noch erzählt, dass sie mit ihrer getöteten Freundin bis zuletzt noch telefonier­t hatte. Sie habe am Telefon aufgeregte Atemgeräus­che vernommen, so als ob jemand rennen würde. Dann habe der Mann geschrien: „Gib das Handy her!“Der Kontakt brach ab, spätere Anrufversu­che liefen ins Leere.

Während der Verhandlun­g stellte sich auch noch heraus, dass der ExFreund der Getöteten unter den Zuschauern weilte. Nachdem jemand darauf hingewiese­n hatte, musste er vor dem Richtertis­ch erscheinen und wurde gleich darüber belehrt, dass er als möglicher Zeuge auf dem Flur warten solle. Da sich aber die zwischenze­itliche Anhörung der beiden Freundinne­n doch schwierige­r erwies als erwartet und mit vielen Unterbrech­ungen in die Länge zog, wurde der Mann nach Hause geschickt und als Zeuge für denVerhand­lungstag am Montag geladen.

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