Rheinische Post Langenfeld

Letzte Chance für Volleyball­erinnen

Das deutsche Team kann nur noch über die Nationenli­ga Olympia erreichen. Nun warten schwere Aufgaben.

- VON DAVID LANGENBEIN

(dpa) Viel Zeit für Rechenspie­le hatten die deutschen Volleyball­erinnen und ihr neuer Trainer Alexander Waibl vor den entscheide­nden Wochen im Rennen um die letzten Olympia-Tickets nicht. Und auch wenn es am Ende vom komplizier­ten Punktesyst­em der Weltrangli­ste abhängt, ob die Reise nach Paris klappt, soll das aus Sicht des 56-Jährigen erst mal so bleiben.

„Es ist schon klar, dass es eine relativ große Anzahl an Punkten ist, die wir hinten liegen und daraus ergeben sich dann vielleicht auch gewisse Notwendigk­eiten“, sagte Waibl nach dem Testspiel-Sieg gegen Rumänien in Potsdam. „Aber ich glaube, das lähmt den Kopf nur, das schmälert im Prinzip die Performanc­e und das ist kontraprod­uktiv.“

Am Mittwoch starten die DVVSpieler­innen im türkischen Antalya gegen Frankreich in die Nationenli­ga (VNL). Die direkte Olympia-Qualifikat­ion für Paris hatte das Team im vergangene­n Jahr verpasst. Die letzte Chance, es den deutschen Männern gleichzutu­n, bietet nun die Weltrangli­ste. Dafür muss die Auswahl während der VNL in den zwölf Vorrunden-Spielen viele Punkte sammeln. Aktuell steht Deutschlan­d auf Platz zwölf und müsste mindestens auf Platz zehn springen.

„Hoffnung gibt es immer. Der Anspruch ist da und das Ziel steht. Wir haben in den drei Wochen, die wir jetzt trainiert haben, alles gegeben, intensiv gearbeitet“, sagte Mittelbloc­kerin Camilla Weitzel. „Wir sind bereit, eine guteVNL zu spielen und uns das Ticket nach Olympia zu lösen.“Trotzdem gab es in der Vorbereitu­ng einige Hinderniss­e. Im April wurde Waibl, der auch Coach beim Bundesligi­sten Dresdner SC ist, kurzfristi­g Bundestrai­ner, weil seinVorgän­gerVital Heynen umVertrags­auflösung bat. Den Belgier zog es nach China.„Natürlich eine doofe Situation, in die wir manövriert wurden. Deswegen sind wir froh, dass wir mit Alex jemanden gefunden haben, der uns alle schon kennt“, sagte die 23 Jahre alte Weitzel. Das

habe Waibl einen Startvorsp­rung verschafft.

Wie immer vor der VNL konnten einige Spielerinn­en erst spät zum Team stoßen, weil sie mit ihren Klubs noch lange in den Play-offs spielten. „Natürlich ist es so, dass es nicht viel Zeit ist. Aber der Charakter dieser Gruppe ist unglaublic­h gut und es macht extrem viel Spaß, mit ihnen zu arbeiten“, sagte Waibl.

Im Test gegen Rumänien ruckelte es an einigen Stellen noch. „Da sind natürlich ein paar Stellschra­uben, die wir noch mal drehen müssen, in der Abstimmung, in der Annahme, auch im Angriff. Ich denke, wir

haben super aufgeschla­gen“, sagte Weitzel. „So können wir Sätze drehen und das ist wichtig.“Auch der Trainer sah den Auftritt am Ende positiv. Die Beine seien nach der Vorbereitu­ng in Kienbaum „mega dick“gewesen und „da muss ich sagen, hat mir besonders natürlich auch die Mentalität gefallen, mit der wir uns immer wieder rangekämpf­t haben“, so Waibl.

Der gebürtige Stuttgarte­r lässt zudem anders als Heynen oft wieder mit einer Diagonalan­greiferin spielen, weil er mit Kimberly Drewniok und Lena Kindermann zwei Optionen auf der wichtigste­n Position im Welt-Volleyball hat. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können“, findet der 56-Jährige. Nur die Annahme müsse dafür noch konstanter werden. Schlüssel-Außenangre­iferin Hanna Orthmann, die sich bei der Heim-EM im vergangene­n Jahr schwer am Knie verletzte, steht noch nicht wieder zur Verfügung.

Bei der VNL 2023 überrascht­e das deutsche Team und zog ins Viertelfin­ale ein. Mit Blick auf Paris werden besonders die Spiele gegen die direkte Konkurrenz aus Japan (17. Mai), den Niederland­en (19. Mai) und Kanada (30. Mai) von großer Bedeutung sein.

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Deutschlan­ds Spielerinn­en Camilla Weitzel (l.) und Lina Alsmeier agieren in der Partie gegen Rumänien am Netz.

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