Bei Klaus Allofs bleibt Bitterkeit
Der Sportvorstand sieht die Schiedsrichter nach der spielentscheidenden Fehlentscheidung von Kiel in der Pflicht. Er fordert eine bessere Kommunikation mit dem VAR und den Fans.
Kein Elfmeter – obwohl der Kieler Patrick Erras den Kopfball von Fortunas Vincent Vermeij mit der nicht angelegten Hand abwehrte. Keine Rote Karte – obwohl Erras damit ein sicheres Tor verhinderte. Schiedsrichter Sven Jablonski hatte seine Meinung, dass es sich beim 1:1 der Düsseldorfer im Zweitliga-Topspiel in Kiel am Samstagabend um keine strafbare Aktion gehandelt habe, nahezu exklusiv. Selbst überregionale Medien und Kommentatoren sprachen nach der vorentscheidenden Partie im Kampf um den direkten Aufstieg von einer krassen Fehlentscheidung.
„Ein bisschen Bitterkeit ist da, das muss man schon sagen“, erklärt Klaus Allofs mit ein wenig Abstand zum Geschehen gegenüber unserer Redaktion. „Wenn man sich die Szene noch einmal in Ruhe zu Gemüte führt, dann ist es schon eine Entscheidung, die anders getroffen werden muss.“Eine sehr höflich und sachlich gewählte Formulierung des Fortuna-Sportvorstands, in dem es am Samstagabend sicher um einiges stärker gebrodelt hat.
„Wir müssen uns jetzt nicht darauf beschränken zu sagen:Wenn das nicht gewesen wäre, dann...“, sagt Allofs weiter.„Aber ich glaube schon, dass es eine letztlich spielentscheidende Situation war. Unmittelbar nach dem 0:1 die Chance zu haben, das Tor zu machen, eventuell sogar die Kieler auf nur noch zehn Spieler zu stellen, das hätte das Spiel schon komplett verändert. Allein schon mit dem frühen Ausgleich.“
Andersherum sei es eben spielbestimmend gewesen, „dass wir das frühe Gegentor bekommen haben und die Kieler somit nicht den unmittelbaren Druck hatten“, ergänzt der 67-Jährige. „So lange es unentschieden steht, das hat man dann ja am Ende gesehen, ist die Angst da, den entscheidenden Treffer eben noch zu kassieren. Das verändert natürlich die Spielweise und die Art und Weise, wie man in die Aktionen reingeht.“
Allofs ist es im Gesamtzusammenhang aber gar nicht einmal so wichtig, Jablonskis Aussetzer für sich genommen zu kommentieren. Er hebt das Thema lieber auf eine höhere Ebene. „Es sind eben auch die Umstände. Wir werden jetzt wieder Regeln präsentiert bekommen, wie es gemacht werden und wie der Ablauf sein soll“, sagt der Sportvorstand. „Aber ich glaube, dass wir da so recht nicht weiterkommen mit dem VAR, wenn wir uns hinter solchen Dingen verstecken.“Der Fokus müsse beim Thema Handspiel anders gesetzt werden: „So eine Bewertung muss
einfach in die Richtung gehen: Ist das die Verhinderung eines Tores oder nicht? Und dann spielt es auch keine Rolle, ob es die rechte oder die linke Hand ist, ob die Hand in der Hosentasche steckt oder wie auch immer.“Hintergrund dieser Formulierung des Sportvorstands ist, dass Jablonski im Gespräch mit einzelnen Fortunen hinterher offenbar als Argument angeführt hat, dass es angeblich kein absichtliches Handspiel gewesen sein könne, weil Erras den Ball mit dem Rücken der linken Hand und nicht mit der Fläche der rechten Hand gespielt habe.„Ich finde einfach, das ist nicht fußballgerecht“, hält Allofs dagegen. „Das ist schon schade. Und dann sind da noch Kleinigkeiten, wie der Schiedsrichter zum Beispiel am Ende der Nachspielzeit noch vor Ablauf der angezeigten sechs Minuten abpfeift, obwohl es vielleicht anderthalb Minuten Nettospielzeit waren. Das ist einem solchen Spiel nicht angemessen.“
„Was den VAR angeht, sind wir noch auf der Suche“, meint der Sportvorstand. „Wir können nicht auf zehn erfolgreiche Jahre mit dem VAR zurückblicken und sagen: Das sind die Regeln, und die haben sich bewährt. Auch am Samstag war es ja so, dass wir so viel Zeit hatten! Es gab ja die Unterbrechung wegen der Verletzung von Felix Klaus. Da hätte eine Kommunikation zwischen Köln und dem Schiedsrichter besser sein können, oder zumindest klarer.“
Und genau das sei in Kiel nicht der Fall gewesen.„Dann aber auf Ecke zu entscheiden und später noch einmal den Weg hinaus zum Fernsehschirm zu finden – da hatten wir es dann wieder“, kritisiert Allofs. „Die Verantwortlichen im Fußball fordern immer, dass es dann eine Kommunikation mit dem Publikum gibt. Wir haben das ja in anderen Sportarten. Unsere Schiedsrichter wehren sich aber immer noch dagegen, nach Betrachten desVideos und der Kommunikation mit Köln eine Erklärung abzugeben. Ich glaube, dass die Zuschauer im Stadion erwarten können, dass es dann eine Aufklärung gibt.“Inhaltlich ist für Allofs das Zentrale, „dass es ohne das Handspiel ein Tor wird. Das kann durch keine Regel, die er sich gibt, aufgehoben werden. Und die Meinung ist diesmal ziemlich einhellig.“
Es sei schade, so der Sportvorstand, dass das Spiel in Kiel auf diese Art und Weise entschieden worden sei. „Es war die Gelegenheit, mit einem Sieg noch einmal richtig Druck auf die Kieler zu machen. Auch wenn ein Sieg noch nicht der Aufstieg gewesen wäre, dafür hätten wir auch noch Magdeburg schlagen müssen und Kiel in Hannover nicht gewinnen dürfen“, sagt Allofs. „Wir haben aber in diesem Spiel unter Beweis gestellt, dass wir uns hinter den Kielern nicht verstecken müssen.“
Deshalb geht auch sein Blick jetzt klar nach vorn, auf die Relegationsspiele gegen den Drittletzten der Bundesliga am 23. und 27. Mai.„Jetzt wird es noch einmal spannend, wer unser Gegner in der Relegation sein wird. Die Fakten zeigen, dass die Zweitligisten in der Außenseiterrolle sind, weil ihre Bilanz in der Relegation nicht so gut ist“, meint der frühere Nationalstürmer.„Aber im Einzelfall spielt das nicht eine so große Rolle. Ich glaube, dass wir gewappnet sind. Egal, wer unser Gegner sein wird. Ich glaube, dass wir dagegenhalten können.“