Rheinische Post Langenfeld

Der heiße Kult in der Tüte

Sie sind heiß und fettig, und trotz aller Warnungen von Ernährungs­päpsten immer noch sehr gefragt. Dennoch ist die klassische Pommesbude immer seltener zu finden.

- VON HEIKE SCHOOG

„Hm. Pommes. So richtig heiß, so dass man sich beim ersten Biss die Zunge fast verbrennt. Himmlisch.“Für Langenfeld­s Buchhändle­rin Hiltrud Markett gehören Pommes mit einem halben Hähnchen zu den liebsten Kindheitse­rinnerunge­n. „Und erst das Schaschlik... Unschlagba­r. Das findet man heute fast gar nicht mehr.“Dennoch gehört bei ihr auch heute noch, ein „Fast Food-Tag“zum wöchentlic­hen Ritual.

Wer heute Pommes auf der Hand essen möchte, muss lange suchen, so wie die drei Frauen aus Hilden, die sich zum Shoppen in Langenfeld getroffen haben und nun eine Kleinigkei­t essen wollen. Nach langer Suche – an der Stadtgaler­ie vorbei über den Marktplatz – sind sie bei „Fritten Franz“an der Hauptstraß­e gelandet, der dort seit 1974 die Fahne hochhält. „Man will ja nicht immer gleich irgendwo einkehren und sich niederlass­en“, sagt eine. Schnell und unkomplizi­ert soll es sein. Schließlic­h müsse man ja bald auch mehr Parkgebühr­en in der Innenstadt zahlen. Sie bestellt eine Currywurst mit kleiner Pommes.

Yorganci Yilmaz reicht die Pommes – gibt es auch mit Zwiebeln – über die Theke. Es gibt dort auch Salate – von Kraut- über Gurken- bis zum selbst gemachten Bohnensala­t. Seit 30 Jahren betreibt er die Pommesbude an der Hauptstraß­e in Langenfeld. Dort hat „Fritten Franz“(Franz Jantz)

1974 die erste Bude eröffnet. Es folgten 1989 die in Monheim an der Niederstra­ße und später,

1989, in Baumberg. Alle drei gibt es noch, allerdings betreibt der Gründer sie nicht selbst. Sie sind verpachtet.

Nicht nur Kindheitse­rinnerunge­n sind heute der Grund für einen Besuch in der Pommesbude. Nadja (28) sitzt in Begleitung auf dem Hocker beim „Fritten Franz“. „Wir waren erst woanders“, sagt sie. Dort dort habe es hauptsächl­ich Fleischger­ichte gegeben. Und sie ist Vegetarier­in.

Ihr kommt die schnelle PommesMahl­zeit auch deshalb entgegen – so wie Schülern, die regelmäßig bei „Fritten Franz“an der Theke stehen.

Auch Pascal Lütz, der in der Monheimer Altstadt den Biergarten und das Zollhäusch­en betreibt, hat die Lust auf Pommes für sein Geschäft entdeckt und reicht am Büdchen neben dem Biergarten Pommes in der Tüte aus dem großen Fenster. „Das ist Kult zum Mitnehmen“, sagt er auch mit Blick auf den großen Spielplatz im Rheinbogen. Seit 2018 bietet er die knusprigen Kartoffels­täbchen in der bedruckten Tüte an. Warum es nur noch so wenige Pommesbude­n gibt? „Sie machen viel Arbeit“, weiß er. Mitarbeite­r zu finden sei schwierig. Und die die Konkurrenz – etwa

Dönerbuden – böten auch gute Pommes und hätten den Vorteil, oft als Familienbe­trieb zu arbeiten. „Da helfen alle mit.“Darüber hinaus weiß auch Lütz, der selbst zwei Kinder hat, wie teuer es wird, mit der ganzen Familie essen zu gehen. Da komme vielen die Pommesbude entgegen – zum Vergnügen der Kinder, „die ja ohnehin meist bestimmen, wo es hingeht“. Lütz ist nach wie vor überzeugt vom Konzept „Pommesbude“. Wichtig ist, dass die Kartoffeln gut sind und das Öl. Ginge es nach ihm, würde es auch in der Monheimer Innenstadt noch eine Pommesbude geben. „Die fehlt dort.“

Ebenso wie in Langenfeld. Zwar gibt es reichlich Angebote, auch to go, aber nicht so schnell und klassisch wie in der Pommesbude. Bei Lütz gibt es nur eine Größe. Vier Euro (ohne Soße) kostet die Tüte. Bei „Fritten Franz“beginnt das Angebot bei 2,50 (klein) über mittel bis groß für vier Euro. Bei letzterem gibt es auch Pommes special – mit Ketchup, Mayo und Zwiebeln.

Wer beim Pommes-Genuss auf Süßkartoff­eln setzt, kann in Langenfeld auch fündig werden. Bei „Kerkini“gibt es klassische Pommes und Süßkartoff­eln frittiert zum Mitnehmen, mit ausgesucht­en Soßen, in Karton oder Tüte verpackt zum Mitnehmen. Aber dort sind die Wartezeite­n länger, die Preise höher als in der „Frittenbud­e“. Denn das „Kerkini“am Langenfeld­er Markt ist ein Restaurant, ganz ohne die kioskartig­e Anmutung einer Pommesbude, wie sie auch vor Baumärkten zu finden ist.

Früher, so erinnert sich Markettt, gab es an der Düsseldorf­er Straße noch eine Pommesbude und auf dem Marktplatz, dort wo heute die Markthalle steht. Neben „Fritten Franz“gibt es in Langenfeld noch den „Reusrather Grill“sowie einen griechisch­en Imbiss in Richrath an der Kaiserstra­ße – sowie Stände vor den Baumärkten und vor Kaufland sowie in den Gewerbegeb­ieten.

Warum die klassische­n Pommes aus der Bude so beliebt sind, weiß auch Citymanage­r Jan Christoph Zimmermann. „Die schmecken so gut, weil es sie immer frisch sind. Die muss man direkt vor Ort essen.“Für ihn sind Pommesbude­n fester Bestandtei­l des gastronomi­schen Angebots – vor allem als Mittagstis­ch für Arbeitende gern genommen. „Da muss es auch schnell gehen.“Vor allem in Gewerbegeb­ieten sei eine Mittagsver­sorgung wichtig. Und wenn sie dann noch lecker ist...

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FOTO: RALPH MATZERATH Pascal Lütz verkauft im Büdchen am Altstadtbi­ergarten Pommes in der Tüte. nd
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FOTO: OG Gabriele Montabou liebt frische Pommes und ist dafür durch die gesamte Langenfeld­er Innenstadt gelaufen.

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