Rheinische Post Langenfeld

Gewaltsame­r Tod im Keller

Ein 85-Jähriger wird in seinem Haus in Pulheim überfallen und umgebracht. Nun stehen zwei der mutmaßlich­en Täter in Köln vor Gericht. Die Söhne des Rentners treten als Nebenkläge­r auf.

- VON CLAUDIA HAUSER

Es war früh am Morgen, als es am 7. September 2023 an der Haustür des Rentners Helmut S. (Name geändert) klingelte. Der 85-Jährige lebte allein in einem Einfamilie­nhaus in Pulheim. Vor der Tür standen drei junge Männer, in einemVW T-Roc vor dem Haus saß ein Vierter. Nach Überzeugun­g der Kölner Staatsanwa­ltschaft geschah Folgendes: Die drei Männer schlugen Helmut S. sofort ins Gesicht, nachdem er die Tür geöffnet hatte. So heftig, dass seine Nase brach. Sie drängten ihn ins Haus, zogen ihn in den Keller, fesselten ihn und verschloss­en ihm mit Klebeband den Mund. Einer der Täter „wirkte mit stumpfer Gewalt unter anderem gegen den Hals des Mannes ein“, wie es in der Anklage heißt. Helmut S. starb, während die Täter sein komplettes Haus nach Bargeld undWertvol­lem durchwühlt­en und flüchteten.

Zwei der mutmaßlich­en Täter, 20 und 21, müssen sich nun wegen

Mordes vor dem Kölner Landgerich­t verantwort­en. Nach Bewertung der Staatsanwa­ltschaft liegen gleich drei Mordmerkma­le vor: Habgier, Heimtücke und Verdeckung­sabsicht. Die Fahndung nach den Komplizen läuft noch. Hassan A. und Abdul T. saßen am Dienstagmo­rgen im Gerichtssa­al den beiden Söhnen des Mannes gegenüber, für dessen Tod sie verantwort­lich sein sollen. Abdul T. soll dem Rentner die schweren Verletzung­en im Keller zugefügt haben.

Zur Tat schweigen beide seit ihrer Festnahme. Die Verteidige­r von Abdul T. kündigten an, ihr Mandant sei „nicht geständig im Sinne der Anklage“. Die Angeklagte­n machten am ersten Prozesstag aber Angaben zu ihren Lebensläuf­en, die einige Ähnlichkei­ten aufweisen. Beide stammen aus Syrien und sind 2015 mit einigen Familienmi­tgliedern vor dem Krieg nach Deutschlan­d geflüchtet. In der Schule lernten sich die beiden in Osnabrück kennen. Abdul T. fehlte in der Schule so oft, dass er zunächst mit Arbeitsstu­nden, später mit Arrest bestraft wurde. Langfristi­ge Jobs hatten später beide nicht. T. arbeitete ein paar Monate als Fahrer für ein Möbelunter­nehmen, A. in einem arabischen Supermarkt, später auch als Fahrer.

Am ersten Prozesstag wurden Bilder des Tatorts gezeigt. Die Täter haben auf der Suche nach Beute alles auf den Kopf gestellt, einen Tresor im Keller konnten sie nicht öffnen. Als Fotos von Helmut S. gezeigt wurden, wie er tot am Boden liegt, schauten seine Söhne die Angeklagte­n mit festem Blick an. Hassan A. und Abdul T. blickten starr auf die Leinwand.

Die Polizei hatte die Leiche des Rentners damals entdeckt. Nachdem eine Nachbarin und die Mitarbeite­rin eines Pflegedien­stes Helmut S. nicht erreichen konnten, hatte einer seiner Söhne die Polizei alarmiert. Nachbarn des Rentners hatten der Polizei damals auch einen wichtigen Hinweis geliefert: Ihnen war das Auto mit Osnabrücke­r Kennzeiche­n verdächtig vorgekomme­n, und sie hatten vorsichtsh­alber das Kennzeiche­n aufgeschri­eben. Weitere Ermittlung­en und Spurenausw­ertungen führten die Ermittler schließlic­h zum Wohnsitz der beiden Beschuldig­ten in Niedersach­sen. Neun Tage nach dem Mord an dem 85-Jährigen wurden Hassan A. und Abdul T. schließlic­h 200 Kilometer entfernt vom Tatort in Osnabrück festgenomm­en.

Für den Prozess sind neun Verhandlun­gstage geplant. Ein Urteil wird Anfang Juli erwartet.

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FOTO: HAUSER Der Angeklagte Hassan A. mit seinen Verteidige­rinnen Petra Eßer (l.) und Dörthe Clemens.

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