Esther Kim startet auf YouTube durch
Die Kantorin der Erlöserkirche bezaubert mit einem Konzert von Mozart. Ihre Sänger sind Amateure, die sie zur Höchstleistung animiert. Im Juni lädt sie zum Konzert mit vier Generationen ein.
Heute zählen vor allem die Klicks im Netz. Zum Beispiel die 66.634 Aufrufe, die die Musikerin Esther Kim bei YouTube bis jetzt erlangte. Nicht etwa mit irgendeiner verrückten Performance, sondern mit einem wunderschönen sakralen Musikstück, dem „Laudate Dominum“von Mozart. Darüber freut sich die Kantorin der Erlöserkirche in der Hardt besonders. Denn zur Seite standen ihr nicht hauptsächlich professionelle Musiker, sondern vor allem der Chor der Erlöserkirche, der mittlerweile auf über 85 Sängerinnen und Sänger angewachsen ist.
Der Unverdrossenheit der zarten gebürtigen Koreanerin sind diese und viele andere wunderbare musikalische Erfolge zu verdanken. Selbst in Corona-Zeiten hat sie keine Ruhe gegeben und in kleinen Gruppen von fünf bis zehn Leuten, weit auseinanderstehend, weiterhin geprobt. „Manchmal 20 Mal hintereinander dasselbe, immer mit fünf Sängern. Und den ganzen Tag lang“, sagt Esther Kim. Danach habe man mit aufwendiger Technik alles zu einem Ganzen zusammengeschnitten – auch die Orchester-Proben. Der Erfolg ist ein Hörgenuss, auch für jene, die keine Anhänger kirchlicher Musik sind.
Selbst den Wochenend-Einsatz scheut die Kantorin nicht, wenn es darum geht, ihre Sänger für bestimmte Projekte wie das „Davide penitente“, eine Kantate von Mozart mit Bußtexten auf Italienisch, vorzubereiten. Aufgeführt wurde das Konzert in der Düsseldorfer Stadtkirche – auf Italienisch! „Die Wochenend-Proben waren in der Vergangenheit nicht selten“, sagt auch Chorsprecherin und Presbyterin Susanne Daniel. „Aber wir haben es uns schön gemacht mit Kaffee und Kuchen zwischendurch.“
Esther Kim, seit 25 Jahren an der
Erlöserkirche tätig, ist eine gläubige Frau. Ihre Kraft und ihre Ideen schöpft sie aus der Eingebung Gottes, sagt sie. Doch in erster Linie ist sie für Anhänger der Klassik eine begnadete Musikerin, eine, die durchdrungen ist von der Leidenschaft für schöne Klänge.
Gemeinsam mit Susanne Daniel weist sie auf die kommenden Höhepunkte ihres Chores, der Kantorei der Erlöserkirche, hin. Am Samstag, 8. Juni, ab 18 Uhr, laden die beiden Damen in der Konzertreihe „… zur ewigen Freude“zu einem großen Chorkonzert ein: „Was ihr tut, geschehe in Liebe“lautet der Titel. Das Besondere daran: Ihre Sänger und sängerinnen umfassen vier Generationen und sind von fünf bis 90 Jahre alt. Gemeinsam treten Solisten, Kinder- und Jugend- sowie Erwachsenen-Chor auf. „Ich hatte die Eingebung, beim Thema Liebe gehören unbedingt Kinder dazu“, begründet Kim die Altersspanne.
Stücke von Schütz, Bach, Brahms
und Fauré werden in der Erlöserkirche zu hören sein. Ganz besonders zu erwähnen ist neben dem Einsatz von Querflöte, Klarinette, Orgel und Klavier diesmal eine Harfe. „Es ist auch schon ein Ausblick auf mein Jubiläum im Dezember. Da bin ich 25 Jahre in Langenfeld“, sagt Kim. Das Jubiläumskonzert findet am 17. November statt.
„Ja“, gestehen Esther Kim und
Susanne Daniel, „der Einsatz von professionellen Musikern bei unseren Aufführungen ist nicht immer günstig. Ohne den Förderverein für Kirchenmusik, Einzelspender und Sponsoren wie die Sparkasse, die Weik-Stiftung und die Stadt Langenfeld funktioniert das nicht.“
Nach Corona hat Esther Kim mit Hilfe der Grundschullehrerin Laura Klebig den Kinder- und Jugendchor der Erlöserkirche wieder belebt. „Wir führen hauptsächlich KinderMusicals auf“, sagt sie. „Bewegung und Schauspiel machen den Mädchen und Jungen viel Spaß.“„Die Schrift an der Wand“und „Daniel in der Löwengrube“lauten die Titel, der biblischen Stücke, die musikalisch umgesetzt werden. „Jetzt ist es bald so weit, dass ich Kinder- und Jugendchor trennen kann“, freut sich die Kantorin. Genug junge Interessenten gebe es.
Fünf Konzerte hat die Kantorin im vergangenen Jahr gegeben: vom großen Orchester- bis zum Kammerkonzert. Sehr großen Anklang bei den Gemeindemitgliedern habe das Silvester-Singen gefunden. „Wir haben gemeinsam nachts in der Kirche das neue Jahr singend begrüßt“, schwärmt Esther Kim. Das Passionskonzert am Karsamstag in der Erlöserkirche war leider weniger gut besucht. „Obwohl es eine ganz besondere Aufführung des französische Komponisten Théodore Dubois war, dessen Werk dort regelmäßig am Karfreitag aufgeführt wird. Esther Kim hat den Text mit ihrem Chor auf Deutsch gesungen und das Orchesterwerk neu arrangiert, und zwar für Harmonium, Harfe und Klavier. Vom Verdi-Requiem über die Gospel-Messe „Mass in Deep Blue“des Langenfelders Max Gierling bis zu Jazz und Soul reicht das Repertoire der Langenfelder Kantorin. „Nur Pop spiele ich nicht“, erklärt sie. Sänger und Sängerinnen sind willkommen – auch nur für einzelne Projekte.