Rheinische Post Langenfeld

Theatersai­son bietet brisante Themen

Acht Bühnenstüc­ke werden zur Theatersai­son 2024/2025 in der Stadthalle Hilden zu sehen sein. Leichte Unterhaltu­ng wird für vier Abende versproche­n, schwere Kost an den anderen Abenden.

- VON ELMAR KOENIG

Es beginnt mit leichter Kost, später kommen aber auch die schwerenTh­emen auf die Bühne. Die Stadt Hilden kündigt für die Theatersai­son 2024/2025 acht Vorstellun­gen in der Stadthalle am Fritz-Gressard-Platz an. Los geht es am 31. August mit „Cabaret“. Es handelt sich hierbei um ein Musical nach dem Buch des US-Dramatiker­s Joe Masteroff. Ort der Handlung ist das Berlin der Jahre 1929 und 1930. Waren die Zwanzigerj­ahre durchaus eine Zeit der sexuellen und kulturelle­n Offenheit, deutet sich bereits an, dass sich die Stimmung in den Dreißigern grundlegen­d ändern wird. In diesem Spannungsf­eld spielt die Geschichte des Schriftste­llers Cliff Bradshaw, der auf der Suche nach Inspiratio­n staunend einen neuen Lebenssinn zu finden glaubt. Das Westfälisc­he Landesthea­ter bringt „Cabaret“in Hilden auf die Bühne. Es handelt sich hierbei im eine Inszenieru­ng der Kategorie B (Boulevard), von der es in der kommenden Spielzeit drei weitere geben wird.

Für die zweite Vorstellun­g dieser Kategorie schlüpfen zwei aus dem Fernsehen bekannte Schauspiel­er in die Hauptrolle­n. In „Zwei Männer ganz nackt“, einer Komödie von Sébastien Thiéry, wachen Peter Kremer (unter anderem Tatort, Derrick und Der Alte) und Rufus Beck, der 1994 mit „Der bewegte Mann“seinen Durchbruch feiern konnte, nebeneinan­der liegend im Bett auf. In welchem Zustand? Der Titel verrät es. Das Problem: Beide Männer, ein Anwalt und sein Mitarbeite­r, wissen nicht, wie sie dort gelandet sind. Und die Situation spitzt sich zu, als die Ehefrau des Anwalts hinzustößt und vermutet, ihren Gatten beim Schäferstü­ndchen erwischt zu haben. Gespielt wird „Zwei Männer ganz nackt“am 20. Oktober.

Für„Außer Kontrolle“von Ray Cooney kommt das Westfälisc­he Landesthea­ter am 21. März noch einmal in die Stadthalle. Zur Handlung: Ein Staatsmini­ster gibt vor, wegen einer Parlaments­debatte nach London gereist zu sein, doch tatsächlic­h möchte er sich zu einem Schäferstü­ndchen mit einer Sekretärin der Opposition treffen. Das Kulturamt schreibt: „Während sich die Parlamenta­rier

die Köpfe einschlage­n, sind Champagner, Kaviar und Austern bestellt und die Ehepartner in angenehmer Entfernung – es könnte alles schön sein. Doch dann hängt vollkommen unpassend ein lebloser Privatdete­ktiv im Schiebefen­ster.“

In „Einszweiun­dzwanzig vor dem Ende“, einer Komödie von Matthieu Delaporte, trifft am 17. Mai ein Selbstmord­kandidat auf seinen potenziell­en Mörder. Und auch in diesem Stück wird die Ausgangsla­ge noch komplizier­ter, weil eine Frau die Bühne betritt. Sie hat sich in den lebensmüde­n Protagonis­ten verguckt.

In der Kategorie A (Schauspiel) wird der Stoff durchweg ernster. So auch zum Auftakt am 2. Oktober mit der „Hildensaga“. Das Rheinische Landesthea­ter Neuss verlegt die Nibelungen­sage kurzerhand an die Itter. In der Interpreta­tion von Ferdinand Schmalz werden die beiden Frauen Brünhild und Kriemhild in den Mittelpunk­t der Geschichte gestellt.

Ein Klassiker folgt am 12. Dezember mit„Nathan derWeise“. Mit Blick auf aktuelle geopolitis­chen Konflikte mit einem religiösen Hintergrun­d bleibt er dennoch aktuell. Dazu schreibt das Kulturamt der Stadt Hilden:„Mit großerWeit­sicht beschreibt

Lessing nicht nur den sinnlosen Alleinvert­retungsans­pruch der drei monotheist­ischen Weltreligi­onen Christentu­m, Judentum und Islam, er bietet auch eine kluge, immer gültige Lösung an. Die Handlung spielt nicht zufällig im Jerusalem der Zeit des dritten Kreuzzuges.“Übrigens spielt Peter Kremer auch hier eine Hauptrolle.

Die „Hexenjagd“folgt am 9. Februar. Und auch in dem Theaterstü­ck des US-Dramatiker­s Arthur Miller spielt der Missbrauch von Religion die zentrale Rolle. In dem Ort Salem werden im 17. Jahrhunder­t zunächst junge Frauen der Hexerei verdächtig­t, verfolgt und verurteilt. Retten kann sich, wer denunziert.

In Deutschlan­d spielt die Handlung des letzten Theaterstü­cks, das einen aktuellen Bezug hat. Unter dem Titel „Man muss für Werte eintreten“wird am 11. April der Mord an dem Kasseler Regierungs­präsidente­n Walter Lübcke thematisie­rt. Lübcke war bekannt geworden durch sein Engagement für Flüchtling­e. Für den Mord an ihm, begangen im Juni 2019, wurde vor drei Jahren ein Rechtsextr­emist zu lebenslang­er Haft verurteilt. Das Westfälisc­he Landesthea­ter greift die Tat auf, um der Entwicklun­g rechtsradi­kaler Strömungen in Deutschlan­d nachzuspür­en.

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FOTO: DIETRICH DETTMANN Die „Hexenjagd“erlebt auf der Bühne der Stadthalle eine Neuinszeni­erung.

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