Rheinische Post Langenfeld

Ein Rapper auf Samtpfoten

Hit-Lieferant Apache 207 gibt Vollgas in Köln und überrascht mit dem Bühnenbild.

- VON HEIKO SCHMITZ

Dass Rapper schnelle Autos feiern und in Stretch-Limos lässig durch die Gegend cruisen, kennt man. Dass ein Rapper eine ganze Tankstelle mit Motorrolle­r, Zapfsäulen undWaschan­lage zum Bühnenbild seiner Show macht, ist neu: „Apache Oil“bildete die Kulisse für das Konzert von Rapper Apache 207 am Freitagabe­nd in der Kölner Arena. Es ist das erste von insgesamt drei ebenfalls ausverkauf­ten Konzerten, in denen der Rap-Star mit viel Brimborium, Pyrotechni­k und Flammenwer­fern, reichlich Knalleffek­ten und Lichtspekt­akel zwei Stunden durch sein bejubeltes Programm cruist.

Am Ende des Abends aber überwiegt nicht der Respekt vor der aufwendige­n, teilweise grellen Inszenieru­ng, sondern das Staunen über die Wandelbark­eit und Wirkung dieses gerade mal 26-jährigen Song-Poeten aus Ludwigshaf­en-Gartenstad­t. Der gibt mit seiner Tour ein Statement in Sachen Rap für alle ab – ohne sich zu verbiegen oder anzubieder­n.

Der Altersunte­rschied zwischen den jüngsten und ältesten Besuchern ist groß, die Begeisteru­ng für die allgegenwä­rtigen Hits vereint alle. Mit „Roller“fing 2019 alles an – wie ein „Komet“, so der Titel seines Rekord-Hits mit Udo Lindenberg, der 21 Wochen an der Spitze der deutschen Charts stand, stieg Apache in den Rap-Himmel auf, dessen Grenzen er seither auch mit

Hits wie„Madonna“oder„Breaking your Heart“neu definiert hat. Seine Songs verbinden Rap mit Pop, HipHop, Soul, R&B und Disco – bei Apache 207 wird gereimt, gesungen, getanzt und sogar gelacht.

Höhepunkt der Show ist das Lied „Loser“, mit dem sich Apache 207 nach einer Schaffensp­ause zurückmeld­et, gewohnt selbstiron­isch und nachdenkli­ch. Nicht zufällig lässt er sich vor dem Song in einem Cabrio mit dem Nummernsch­ild „K-VY 207“– VY steht für seinen bürgerlich­en Namen Volkan Yaman – zum Song „Bläulich“durch die Arena schieben, bis er zu einer kleinen Nebenbühne gelangt, auf der er mit Gitarrist und Schlagzeug­er die schönsten Momente des Abends schafft. Er setzt sich auf eine Parkbank, die mit ihm in die Höhe schwebt, umrahmt von Lichtstrah­len, die ein Tipi formen: Das ist effektvoll gemacht und betont die Bedeutung des Songs, der vom Leben vor dem Ruhm erzählt, dem Reservoir seiner Rap-Themen, zu denen die Aufsteiger­geschichte ebenso gehört wie die alleinerzi­ehende Mutter, der er heute eine „zwei Mio Villa“kaufen kann.

Überzeugen­d und unverwechs­elbar sind die Melancholi­e und die musikalisc­he Substanz dieses ZweiMeter-Mannes, der Rolle und Ruhm genießt, aber nie mit dem wirklichen Leben verwechsel­t: „Was weißt du von Tausenden Menschen, die mit dir über deine Ängste sing’n?“

Apache 207 fühlt sich wohl in Köln, er dankt „für die Liebe“, „es ist wie Urlaub“. Auch Shootingst­ar Ayliva, die von ohrenbetäu­bendem Gekreische begrüßt wird, feiert mit. Sie singt mit Apache 207 den neuen Song„Wunder“und ihren Hit„Hässlich“, womit der besinnlich­e Teil des Konzerts endet.

Denn bevor es selbst für den ChefMelanc­holiker des deutschen Rap zu romantisch wird, will er noch mal „richtig abgehen“, was mit „Fühlst du das auch“, „Coco Chanel“und „Madonna“mühelos gelingt, bevor es nach„Komet“noch vier Zugaben gibt.

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FOTO: FEDER MUSIK/NIK MÜLLER Apache 207 im Cabrio auf der Bühne.

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