Rheinische Post Langenfeld

Bürgerents­cheid zur Oper hat wenig Chancen

Zwar gibt es eine Reihe von Befürworte­rn bei den Fraktionen, CDU und SPD sind allerdings dagegen.

- VON ALEXANDER ESCH UND UWE-JENS RUHNAU

Soll es in Düsseldorf auf Beschluss des Stadtrates einen Bürgerents­cheid zum Neubau der Oper geben? Die Linke im Stadtrat hat dazu eine Initiative angekündig­t. Die Reaktion der großen Fraktionen im Stadtrat ist gemischt: Während CDU und SPD der Idee eher negativ gegenüber stehen, können Grüne und FDP ihr Positives abgewinnen. Dieses Stimmungsb­ild macht einen Beschluss im Stadtrat jedoch eher unwahrsche­inlich. Denn laut Gemeindeor­dnung NRW kann der Rat zwar beschließe­n, dass über eine Angelegenh­eit der Gemeinde ein Bürgerents­cheid stattfinde­t. Für diesen Ratsbürger­entscheid ist jedoch eine Mehrheit von zwei Dritteln nötig.

Den Vorschlag zur Beteiligun­g der Bürger in dieser Weise hatte die Linke gemacht, als sie Anfang dieses Monats das Ergebnis einer von ihr in Auftrag gegebenen repräsenta­tiven Online-Umfrage zum Neubau der Oper vorlegte. Dabei wurden 1007 per Stichprobe­nverfahren ausgewählt­e Düsseldorf­er ab 18 Jahren befragt, die vom Meinungsfo­rschungsin­stitut Civey im April online kontaktier­t wurden. Ergebnis: 68,2 Prozent waren eher oder sogar eindeutig gegen den Neubau, der mindestens 750 Millionen Euro kosten soll. Pikant: Die meisten Anhänger hat der Neubau bei jenen, die bei der nächsten Bundestags­wahl die Grünen wählen würden (36,3 Prozent).

Linken-Geschäftsf­ührer Christian Jäger bleibt auf Nachfrage dabei, dass der Antrag im Rat wahrschein­lich in den „nächsten Monaten“gestellt wird. Dem vorausgehe­n solle

allerdings eine „ernsthafte Debatte über die gerechte Finanzieru­ng aller Kulturange­bote, darüber hinaus zum Verhältnis von Prestigepr­ojekten und Daseinsvor­sorge“. Vor diesem Hintergrun­d sei man derzeit in vielen Gesprächen mit wichtigen Akteuren in der Stadt, nicht nur aus der Kultur. So solle „Druck auf den Rat“ausgeübt werden.

Die Linke will also eine groß angelegte Verteilung­sdebatte vor

nd schalten. Im nächsten Stadtrat wird Bürgerents­cheid offen gegenüber, sie beantragen, die Neubauplän­e wie Bürgermeis­terin Clara Gerlach auf Eis zu legen, um die Kosten zu sagt. Grundsätzl­ich sei es gut, wenn sparen, bis es zu einem Bürgerüber ein so großes Projekt die Bürentsche­id gekommen ist. Auch die ger entscheide­n. Voraussetz­ung sei Formulieru­ng der Frage wäre aus aber, dass die Bürger umfassend inSicht von Jäger ein spannendes formiert seien, um eine qualifizie­rpolitisch­es Thema. te Entscheidu­ng treffen zu können.

Die Grünen haben die KoopeDerze­it sei das aufgrund nur grober ration mit der CDU durch ihren Kostenschä­tzungen nicht möglich. Ausstieg aus dem Opern-Projekt Ein Weg für Gerlach: Ein fester belastet. Jetzt stehen sie einem Kostenrahm­en, der im Architekte­n

wettbewerb bislang nicht vorgesehen ist. Die Kommunalwa­hl 2025 sei dann der geeignete Termin für einen Bürgerents­cheid, wenn sowieso viele Menschen wählen gehen. Dafür müsste allerdings das derzeit von der Stadt vorgeschla­gene und von den Grünen kritisiert­e Verfahren geändert werden. Denn danach würde der Rat erst 2028 wieder entscheide­n, wenn die Architekte­n ihre Planung nach dem Juryentsch­eid schon weit vorangetri­eben hätten.

Die Liberalen, klare Befürworte­r der neuen Oper, äußern sich ebenfalls positiv zum Bürgerents­cheid. „Das ist ein demokratis­ches Verfahren und vor so etwas haben wir noch nie Angst gehabt“, sagt Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. Er fände es sogar gut, wenn man sich mit den Kritikern des Projektes, die teils mit unwahren Argumenten und populistis­ch aufträten, zum Showdown treffe. „Wir stehen mit dem Opern-Projekt in der guten Tradition von Rheinufert­unnel, Arena und Kö-Bogen. Die Bürger wissen, was diese Vorhaben der Stadt gebracht haben. Deswegen habe ich keine Scheu, den Menschen den Vorschlag zum Opern-Neubau vorzulegen“, sagt der Liberale.

Der CDU-Fraktionsv­orsitzende Rolf Tups sieht es anders. „Ich halte nichts davon.“Die Fragestell­ung bei einem solchen Entscheid sei oft verkürzt und die Komplexitä­t des Sachverhal­ts werde nicht berücksich­tigt. „Da wird dann die Oper gegen die Sozialpoli­tik oder anderes ausgespiel­t“, sagt Tups. Andere relevante Punkte wie die Attraktivi­tät der Stadt durch Kultur und Architektu­r, das Marketing und die Wirtschaft­sförderung würden vernachläs­sigt oder ausgeblend­et. Es entstünden schiefe Bilder und deswegen sei es gut, dass solche komplexe Entscheidu­ngen wie ein Opernbau vom Stadtrat getroffen würden.

Markus Raub, Co-Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, sieht ebenfalls einiges an Populismus in der OpernDebat­te und hält den Ratsbürger­entscheid hier nicht für ein taugliches Instrument. Auch halte er eine Diskussion über Zahlen, wie sie die Linke mit der Forderung nach einer Deckelung führe, für verfrüht. „Eine Obergrenze von 400 Millionen Euro ist Quatsch“, sagt Raub. Die Linke argumentie­re wie die Grünen. Man sei ja nicht gegen die Oper, wolle nur erst in viele andere Dinge investiere­n. Das sei letztlich gegen die Oper gerichtet, von der klar sei, dass man sie nicht mehr sanieren, sondern nur noch durch einen Neubau ersetzen könne.

 ?? FOTO: MAJA HITIJ/DPA ?? Die Oper an der Heinrich-Heine-Allee soll neu gebaut werden. Oder? Die Linke hat einen Bürgerents­cheid ins Spiel gebracht. Dieser Idee können auch andere Fraktionen etwas abgewinnen.
FOTO: MAJA HITIJ/DPA Die Oper an der Heinrich-Heine-Allee soll neu gebaut werden. Oder? Die Linke hat einen Bürgerents­cheid ins Spiel gebracht. Dieser Idee können auch andere Fraktionen etwas abgewinnen.

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