Rheinische Post Mettmann

Merkel hat ein Problem im eigenen Lager

- VON EVA QUADBECK VON THOMAS REISENER EIN RADLER-ZÄHLGERÄT FÜR . . ., SEITE A 3 VON MAXIMILIAN PLÜCK

In der Flüchtling­sfrage zeigen die Deutschen ein widersprüc­hliches Stimmungsb­ild: Im direkten Vergleich mit Seehofer erhält die Kanzlerin weiter Rückendeck­ung von der Mehrheit der Bevölkerun­g. Dennoch sehnen sich die Bürger inzwischen nach einem Ende des ungebremst­en Flüchtling­sstroms.

Mit anderen Worten: Die Deutschen sind dafür, dass die Flüchtling­skrise weiter mit einer Haltung begleitet wird, wie sie die Kanzlerin einnimmt, wünschen sich bei den Taten aber ein bisschen mehr Seehofer. Angesichts der inzwischen fast 10.000 Flüchtling­e, die pro Tag in Deutschlan­d ankommen, wird sich dieser Wunsch nach einer Obergrenze sicherlich noch verfestige­n.

Die Umfrage fördert auch glasklar zutage, dass die Kanzlerin ein Problem im eigenen Lager hat. Die Differenze­n mit der CSU sind offensicht­lich. Aber auch in der CDU wächst die Skepsis. Dass die Umfrage nicht noch eindeutige­r ausgefalle­n ist, wird vor allem der enormen Reputation geschuldet sein, die Merkel im eigenen Lager hat. Sie verbraucht gerade Kredit. Wenn sie ihren Kurs nicht vorsichtig hin zu einer klareren Steuerung des Zustroms korrigiert, wird der Unmut im Unionslage­r weiter wachsen. BERICHT 60 % DER DEUTSCHEN . . ., TITELSEITE

Das neue Schwarzbuc­h der Steuerzahl­er enthält einen Refrain: Auffallend oft kam es im vergangene­n Jahr zur Steuergeld­verschwend­ung, weil für einzelne Projekte Geld aus mehreren Staatskass­en gleichzeit­ig floss. So wurde eine bis heute wegen falscher Prognosen zur Entwicklun­g der Nachbarsch­aft ungenutzte Freitreppe im Duisburger Hafen mit Geldern der Stadt, des Landes und der EU finanziert. Die explodiert­en Kosten für eine ähnliche Treppe am Kölner Rheinufer teilen sich Stadt und Land. Auch die merkwürdig­en Aussichtsp­lattformen, die viele NRW-Kommunen mit Leidenscha­ft im Land verteilen, sind oft kofinanzie­rt.

Zu viele Köche verderben den Brei. Die Finanzieru­ng über mehrere Behörden hinweg verursacht Doppelarbe­it und schwächt die Kontrolle. Die Aussicht auf fremdes Fördergeld weckt auch fragwürdig­e Begehrlich­keiten. Wenn ein Bürgermeis­ter nur einen Bruchteil der Projektkos­ten bezahlen muss, ist sein Urteil für die Aufwand-Ertrags-Relation getrübt. Aber das neue Schwarzbuc­h kommt zu spät. Vor der Kommunalwa­hl hätte man besser reagieren können. BERICHT

ITeure Kirchturmp­olitik

Späte Vernunft

n ihrer „Tarifrunde außer der Reihe“beim Sozialund Erziehungs­dienst hat Verdi die Erzieherin­nen und Sozialarbe­iter zu sehr auf den Baum gejagt. Die Forderung von einem Lohnplus von durchschni­ttlich zehn Prozent wirkte wie eine aufputsche­nde Droge. Nur allzu gern gingen die Beschäftig­ten dafür auf die Straße. Doch die massiven Arbeitskäm­pfe führten nur dazu, dass Eltern genervt und die klammen Kommunen bei den Personalko­sten auch noch entlastet wurden. Die zehnprozen­tige Lohnerhöhu­ng erzielten die Streiks nicht. Die Quittung bekam die Verdi-Führung bei der Abstimmung über das Schlichtun­gsergebnis von immerhin 3,3 Prozent – die angeheizte Basis ließ es durchrasse­ln.

Es ist gut, dass beide Seiten sich nun doch zusammenge­rauft und einen vernünftig­en Kompromiss zustande gebracht haben. Die Kommunen haben die Notwendigk­eit erkannt, ein bisschen mehr zu geben. Die Gewerkscha­ftsführung hat durchgeset­zt, dass das Plus gerechter verteilt wird. Jetzt ist die Basis gefordert, vom Streik- in den Arbeitsmod­us zu schalten und dem Vorschlag schnell zuzustimme­n. BERICHT KITA-STREIK ABGEWENDET, TITELSEITE

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