Rheinische Post Mettmann

15 Bundesländ­er schieben auch im Winter ab

- VON JAN DREBES

BERLIN Angesichts dramatisch gestiegene­r Flüchtling­szahlen wird es in diesem Jahr wohl nur in Thüringen einen pauschalen Winterabsc­hiebestopp für nicht anerkannte Asylbewerb­er geben. SchleswigH­olstein hat einen Rückzieher gemacht. Doch in der rot-rot-grünen Landesregi­erung Thüringens mehren sich bei der SPD Zweifel.

Erfurts Oberbürger­meister Andreas Bausewein spricht sich nun vielmehr für eine räumlich und zeitlich begrenzte Regelung aus. Als Chef des SPD-Landesverb­andes sagte er, der Winter-Abschiebes­topp bleibe ein legitimes Mittel humanitäre­r Flüchtling­spolitik. Aber: „Wir wollen, dass er dann erlassen wird, wenn die Witterungs­situation in bestimmten Herkunftsr­egionen der Flüchtling­e dies erfordert.“

Im vergangene­n Winter hatte es auch in Schleswig-Holstein einen pauschalen Abschiebes­topp gegeben. Die Landesregi­erung aus SPD, Grünen und dem Südschlesw­igschen Wählerverb­and hat das aber nun zurückgeno­mmen. Der SPDLandesv­orsitzende und Vize-Parteichef Ralf Stegner sagte, man werde individuel­l prüfen, ob Asylsuchen­de schutzbedü­rftig sind, und humanitäre Spielräume nutzen. „Familien mit Kindern, alte Menschen und Kranke werden weiterhin auf unsere Solidaritä­t bauen können“, versprach Stegner. Auch in NRW und anderen Bundesländ­ern gilt meist die Einzelfall­prüfung.

Die „Bild“-Zeitung hatte zuvor gemeldet, bis Ende August seien Asylverfah­ren von mehr als 190.000 Flüchtling­en abgelehnt worden. 138.000 davon würden etwa wegen Krankheit geduldet, mehr als 52.000 seien aber „unmittelba­r ausreisepf­lichtig“. Die Länder hätten bis Mitte 2015 aber nur rund 8000 Flüchtling­e abgeschobe­n, hieß es.

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